43.Kapitel

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Ich stieg aus der Dusche und warf mir ein großes Handtuch um, ehe ich das Badezimmer verließ und die Treppen hoch in mein Zimmer tapste. Ich blieb eine Weile auf dem weichen Teppich stehen und schnappte mir dann eine schwarze Leggins und eine weiße Bluse. Kurz dachte ich beim anziehen darüber nach, Lou abzusagen, doch  ich wollte sie nicht enttäuschen und lief zurück runter ins Bad, um mir meine Haare glatt zu föhnen.

Kaum stellte ich den Föhn aus, klingelte es an der Tür und ich hatte mir fest vorgenommen, Chace gut zuzusprechen was Lou anging. Ich trat entschlossen aus dem Badezimmer und staunte nicht schlecht, über den im Anzug wahnsinnig gutaussehenden Braunhaarigen, der mir sofort entschuldigend zulächelte. Erst dann sah ich Jayden hinter ihm mein Haus betreten, der im Gegensatz zu Chace, echt übel aussah.

Blaue Flecken waren auf seinem Gesicht  zu erkennen und dunkle Ringe traten unter seinen eisblauen  Augen hervor. Es ging mich überhaupt nichts an und ich wollte auch überhaupt  nicht neugierig sein, aber ich machte mir plötzlich Sorgen um den Schwarzhaarigen.

Langsam ging ich auf die Beiden zu und sah dem Alpha fragend in die Augen, während Chace sich auffällig räusperte und verneinend mit dem Kopf schüttelte, als ich zu ihm rüber sah. Ich verstand sofort, dass er wollte, das ich keine Fragen stelle, also wartete ich mit den Beiden auf meine Oma, die eilig mit Körben in den Händen aus der Küche kam.

"Es tut mir Leid Jayden. Ich wollte eigentlich jemand anderes fragen, aber-"
Sie unterbrach und schaute mit großen Augen in sein Gesicht.
"Was um Himmels Willen... Komm mit, ich habe hervorragende Creme und mit deinen guten Genen, werden die Flecken schnell verschwunden sein."

Sie drückte  mir und Chace jeweils einen Korb in die Hand und schob Jayden am  Rücken in die Küche. Ich schaute zu Chace rüber, der den beiden noch hinterher schaute  und dann vor mir weg nach draußen lief.

"Was ist passiert?", flüsterte ich ihm zu während wir auf sein Auto zuliefen.
"Ethan und er hatten eine Meinungsverschiedenheit. Nichts Weltbewegendes. Bei uns Wölfen heilen Wunden schnell und in spätestens zwei Stunden, sieht er aus wie neu."

Er öffnete den Kofferraum und stellte seinen Korb hinein, um mir danach den anderen aus der Hand zu nehmen.
"Ich habe nicht gefragt, wann die Wunden verheilen, sondern warum sie entstanden sind?"

Er schaute  mich an und atmete tief durch.
"Ich hab keine Ahnung, okay? Sonst würde ich es dir sagen. Ich bin kurze Zeit nach euch auch abgehauen", antworte er mir und zuckte unwissend mit den Schultern.
"Ist bei Lou alles okay?", fragte er mich dann schüchtern und ich wurde  plötzlich beim Gedanken an letzte Nacht wieder wütend.

"Ja, es geht ihr gut. Aber nicht dank dir. Hätte Ludwig sie nicht zu mir nach Hause getragen, wäre sie wahrscheinlich am Straßenrand zusammen gebrochen", zischte ich ihn an und sofort ertönte Jaydens Stimme hinter mir.

"Ludwig war gestern Nacht hier?", fragte er und lief mit zwei Körben an mir vorbei zum Kofferraum. Ich hätte mich dafür ohrfeigen können, dass er es jetzt wusste, wer wusste schon, wie er reagieren würde.
"Ja, er hat Lou und mich sicher nach Hause gebracht, während ihr mit euren Spielzeugen beschäftigt ward."

Ich verschränkte die Arme und machte mich auf eine Standpauke bereit, doch stattdessen sah er mich nur flüchtig an und lächelte.
"Na dann bin ich ja froh. Ich hoffe, ihr hattet euern Spaß."

Ich schaute ihn verwirrt an, wie er ohne mich zu beachten den Kofferaum schloss  und selbst Chace sah irritiert aus.
"Ich möchte nur eins klar stellen. Heute bei der Feier, da musst du meine Freundin spielen. Es wäre ein Zeichen von Schwäche,  wenn sie meine Markierung an dir riechen und du dich von mir öffentlich abwendest."

"Ist das Alles?", fragte ich ihn genervt und wäre am liebsten sofort zurück auf die Couch  unter die Decke.
"Ja, das ist alles", beendete er das Gespräch und stieg auf der Beifahrerseite ein, während Chace vorne einstieg und ich hinten.

"Wo soll ich dich hinbringen?", fragte mich der Braunhaarige und drehte sich dabei zu mir um.
"Einfach in der Nähe vom Markplatz."
Ich ließ mich in den Sitz fallen und bemerkte erst dann, das ich meine Jacke vergessen hatte. Es war immer das Gleiche mit mir. Meine Mutter meinte schon immer, ich hätte den Kopf nicht zum denken, sondern nur zum Haare schneiden. Es kam überhaupt nicht in Frage, ihn zu bitten, nochmal umzudrehen, also entschloss ich mir einfach gleich eine zu kaufen.  Genug Geld hatte ich noch dabei.

Am Markplatz angekommen stand Lou schon da und schaute erfreut zu mir herüber, wobei ihr Blick sich  verfinsterte, als sie die beiden Männer auf den vorderen Plätzen sah. Ich wollte gerade aussteigen, da holte Jayden tief Luft.
"Ich erwarte dich pünktlich und kauf dir ausnahmsweise mal etwas mit Stil, statt tiefen Ausschnitten oder Kapuzenpullovern."

Er hielt mir ein paar Scheine nach hinten, doch ich schaute nur fassungslos auf seine Hand und stieg, ohne ihm auch nur ein Wort zu erwidern, aus dem Wagen aus. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Dachte er wirklich, ich müsste so mit mir reden lassen? Ich kam mir mittlerweile schon vor, wie eine Nutte, die bezahlt wurde, um einen Abend seine Freundin zu spielen. Wäre ich selbstbewusster gewesen, hätte ich ihm eine geknallt, doch ich knallte stattdessen die Autotür und lief wütend  auf Lou zu, die sofort meine schlechte Laune wahr nahm und tröstend  auf mich zukam.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt