71. Kapitel

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Als wir zusammen vor Ethan stehen blieben, wollte Ludwig sich eigentlich verabschieden, doch der Beta fand es anscheindend belustigend, ihn davon abzuhalten.

"Ach, Ludwig, altes Haus. Bleib doch noch. Wir schauen einen guten Film und lassen es uns gut gehen."
Ethan ging auf den Blonden zu, legte seinen Arm um seine Schulter und grinste mir dreist entgegen, woraufhin ich mich fragen musste, ob er etwas von der Situation eben mitbekommen hatte.

Die Beiden gingen mir voran wieder nach drinnen und ich folgte ihnen widerwillig. Wie gerne wäre ich mit Jayden alleine gewesen. Ich stellte mir diesen Abend als etwas Beruhigendes vor, doch es wurde das genaue Gegenteil.

Ich betrat zögerlich als Letzte die Hütte und schloss die Tür hinter mir, während Ethan es sich mit Ludwig auf der Couch bequem machte, Chace auf einem Stuhl daneben saß und Lou sich anscheinend mit Jayden im Schlafzimmer befand.
"Setz dich doch", sprach Ethan zu mir, der ein Stück von Ludwig wegrutschte, um mich dazu zu drängen, mich zwischen sie zu setzen. Ich konnte es in seinem provozieren Gesichtsausdruck ganz genau erkennen. Er hatte es mitbekommen, dass Ludwig mich küssen wollte und er nutzte es aus, um mir meinen Abend ungenießbar zu machen.

Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er mich bei etwas ertappt hatte, immerhin hatte ich ja auch nichts Schlimmes getan, also lächelte ich freundlich und lief rüber zur Couch, um mich vorsichtig zwischen ihnen niederzulassen.

Es war ein komisches Gefühl, einfach mit allen dazusitzen und die Stille, die den Raum einnahm, wirkte auf mich wirklich unangenehm. Ich sah kurz zu Ludwig, der meinem Blick beschämt auswich und dann auf meine andere Seite zu Ethan, der vor sich hin grinste. Früher hatte man mir einreden wollen, das jeder Mensch auf seinen Schultern Engelchen und Teufelchen mit sich trug, erst an diesem Tag und erwachsen, begriff ich, wie wahr dieses Gerede war.

Ich lehnte man nicht hinten, atmete tief durch und wartete darauf, das die Stille unterbrochen wurde, was kurze Zeit später auch passierte. Lou stampfte wütend an uns vorbei, warf Chace einen zerstörerischen Blick zu und verließ wutentbrannt die Hütte. Ich wollte aufstehen, doch Ethan legte seinen Arm um mich.
"Lass sie. Das sind Streitereien, die können die Beiden nur unter sich klären", flüsterte er bedrohlich in mein Ohr und machte danach keine Anstalten, seinen Arm wieder wegzunehmen.

Chace unterbrach als nächstes die Stille, indem er sich von seinem Stuhl erhob und zur Tür wollte, doch Ethan zog seinen Arm von meiner Schulter zurück und lehnte sich knurrend nach vorne.
"Was hast du vor?", sprach er in einem lauten Ton zu Chace, der ihm nur schweigend den Mittelfinger zeigte und als nächster aus der Tür verschwand.

Ich sah rüber zu Ludwig, der genau wie ich, die Situation beobachtet hatte, sich sber auch nicht einmischen wollte. Einzig der Alpha, der in diesem Moment den Raum betrat, konnte daran etwas ändern.
"Fahr runter, Ethan", sprach er zu dem vor Wut bebenden Beta neben mir, der daraufhin so schnell aufsprang, das ich kurz die Luft anhielt und mein Herz für einen Schlag aussetzte.

"Fahr runter Ethan", fing er an Jayden nachzuäffen, der aber nur dastand und seinem Beta drohend entgegenblickte.
"Was ist dein verdammtes Problem?!", gab er dem aufgebrachten Kettenraucher zurück und fuhr sich dabei durch die schwarzen Haare.

Ludwig und ich saßen da, als würden wir uns in einem Kino befinden und schauten dem Geschehen neugierig und angespannt zu. Es hätte nur noch Popcorn gefehlt, dachte ich und ich hätte auch sicher über diesen Gedanken gelacht, wäre die Situation nicht immer hitziger geworden.

"Was mein Problem ist?", fing Ethan fassungslos an und holte tief Luft. "Chace hat überhaupt keinen Respekt mehr und läuft trotz Verbot deiner Schwester hinterher! Dazu diese ganzen Veränderungen!"
Er zeigte auf den Tisch, wo immernoch die Schüsseln mit Süßigkeiten standen, wie beim letzten Mal. Neu dazugekommen waren zwei helle Duftkerzen, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren, obwohl sie wirklich schön aussahen.

"Ich weiß schon gar nicht mehr, ob ich bei dir bin oder in einem Altersheim! Achja, vergessen wir nicht das Rauchverbot, als wäre man hier in einem heiligen Tempel!"
Ethan schluckte erstmal, nachdem er Jayden das alles an den Kopf geknallt hatte, doch dieser lächelte nur.
"Das mit den Zigaretten nimmt dich wohl am meisten mit."

Jayden grinste Ethan frech entgegen, dem man aber ansah, das er rasend vor Wut war. Er schaute flüchtig zu mir herüber, um sich dann wieder dem Alpha zuzuwenden.
"Du findest das alles witzig oder? Ich bin ja nur der Beta, der dir so oft den Arsch gerettet hat. Als Dank kriege ich den Mittelfinger gezeigt. Pass du doch selbst auf seine Schwester auf! Mir soll es egal sein."

Er wandte sich von Jayden ab und lief rüber zu Tür, um vor ihr nochmal inne zu halten.
"Achja, das die beiden da vorhin fast im Wald rumgeknutscht hätten, belustigt dich dann sicher auch."
Jetzt war Ethan derjenige, der ein Lächeln auf den Lippen hatte, während ich die Luft anhielt und Ludwig neben mir aussah, als würde ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht entweichen.

Die Tür knallte laut zu, zurück blieben nur wir Drei und das laute Knurren des Alphas, der langsame Schritte auf uns zu machte.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, obwohl ich nichtmal etwas getan hatte. Doch ich wollte auch nicht, das die beiden sich wieder prügeln würden. Mir gefrof bei dem Gedanken das Blut in den Adern und trotzdem entschied ich mich dazu, aufzustehen und mich zwischen die beiden zu stellen, so das alle Aufmerksamkeit auf mir lag.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt