54. Kapitel

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Ich lief die Sackgasse entlang, begleitet von Schmerz und Enttäuschung und blieb erst stehen, als ich den Waldrand erreichte.

Mein dunkelblauer Pullover kratzte auf meiner Haut, während die graue Schlafhose locker herunter fiel. Normalerweise wäre mir kalt gewesen in diesen Klamotten, doch das war einmal. Ab diesem Tag, würde ich nie wieder Kälte empfinden und das machte mich unheimlich wütend.  Der Gedanke daran, dass ich nicht mehr ich selbst zu sein schien, ließ mich rasend vor Wut in den Wald hineinschreien, doch selbst dieser Akt meiner Verzweiflung, befreite mich nicht von dem Schmerz, der so viel in mir einnahm.

Völlig benommen drehte ich mich zur Straße und schaute in alle Richtungen. Wo sollte ich nur hin? Wer würde mich verstehen? Ich wusste es nicht mehr. Wusste nicht mehr, wohin ich gehörte. Es gab für mich kein Zuhause mehr, außer das eine, dass weit entfernt von diesem Ort lag.

"Hey", hörte ich plötzlich jemanden hinter mir und drehte mich zum Wald, um Ethan direkt ins Gesicht zu starren, der mich neugierig musterte.
Ich drehte ihm wieder den Rücken zu und wollte gehen, doch meine Beine bewegten sich einfach nicht.
"Geht es dir gut?", fragte er mit ruhiger Stimme und trat direkt neben mich, was mich dazu brachte, die Hände zu ballen.
"Ganz ruhig okay? Du bist jetzt Teil meines Rudels und ich wollte mich entschuldigen."

Ich sah zu ihm rüber, um zu erkennen, ob er das wirklich ernst meinte, doch er hatte keinerlei Ausdruck in den Augen. Obwohl ich nicht wollte, musste ich mir vorstellen, wie er verprügelt und misshandelt wurde und wandte dann meinen Blick wieder zur Straße.
"Ich gehöre nicht zum Rudel. Ich weigere mich und deine Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken!", zischte ich und lief einfach in Richtung des Wialtramas, weil ich von dort aus den Weg zu Ludwig kannte.

"Das wirst du noch!", rief Ethan mir hinterher und ich zeigte ihm angewidert den Mittelfinger, woraufhin ich ihn nur laut lachen hörte.

Dieses dämliche Rudelgehabe, als seien sie die Könige und jeder müsste stolz sein, dazuzugehören. Doch nicht mit mir. Ich war kein bisschen stolz und würde es auch nie sein. Worauf auch? Darauf, einer Gruppe von arroganten Alkoholikern anzugehören? Oder darauf, einem einzigen Alpha unterstellt zu sein? Die konnten mich mal!

Am Wialtrama angekommen sah ich nur Eddie, der mich aber nicht beachtete und lief dann weiter den gewohnten Weg zu Ludwig.

Wenigstens die schönen Häuser lenkten mich kurz von dem Chaos in meinem Kopf ab. Ich atmete tief ein und joggte hinüber zu seinem Haus, um daran zu klingeln. Als auch nach längerer Zeit niemand aufmachte lief ich ein Stück zurück zur Straße und schaute mir jedes einzelne Fenster an, um zu erkennen, das leider kein Licht brannte.

Wahrscheinlich war er im Wialtrama, doch sollte ich wirklich dorthin? In die Höhle des Löwen? Was blieb mir übrig?

Diese ganzen Fragen zerstörten meinen Verstand und ich hielt mir die Hände verzweifelt an den Kopf, während ich die Straße zurückrannte. Das durfte alles nicht wahr sein. Ich wollte das Alles nicht und plötzlich befand ich mich wieder vor diesem dreckigen Club und entschied mich reinzugehen.

Eddie sah hoch, als ich auf ihn zulief und wollte gerade aufstehen, da hielt ich meine Hand hoch und schüttelte knurrend den Kopf, woraufhin der die Augen aufriss und sich brav wieder setzte. Ich zog mit Schwung an einer der Türen, nahm die Musik und den Geruch nach Alkohol wahr und öffnete immernoch getrieben von meiner Wut den Vorhang.

Blitzende Lichter, billig angezogene Frauen und mittendrin sah ich Lou, alleine auf der Tanzfläche, wie sie sich elegant im Kreis drehte. Ludwig sah ich auch. Er saß an einem Tisch mit einer lachenden Rothaarigen, anscheinend amüsierten sie sich prächtig was mir kurz einen Stich ins Herz versetzte.

Aber der Anblick, der mich wirklich zum explodieren brachte, war der von Chace und Jayden, die beide jeweils eine Frau auf dem Schoß hatten und an einem der Tische saßen, der voller leerer Gläser war.

Ich verschwand sofort wieder nach draußen und knallte die Tür hinter mir zu. Eddie stand auf und wollte mich beruhigen, doch es war nicht mehr aufzuhalten. Ich spürte ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen, die Wut in meinem Magen. Ein Gefühl, als könnte ich nicht mehr atmen, ließ mich panisch nach Luft schnappen und schnell rannte ich los über die Straße in den Wald um eine Verwandlung zu durchleben, die mich vollkommen veränderte.

Fell bedeckte meinen Körper, während der Boden unter meinen Pfoten sich intensiver anfühlte als alles, was ich je zuvor gespürt hatte. Die Luft füllte meine Lungen und ich nahm so viele verschiedene Gerüche wahr, dass mein Kopf völlig überfordert zu sein  schien. Auch die Dunkelheit ließ ich als Wölfin hinter mir. Ich konnte selbst nachts alles ganz genau erkennen und so erkannte ich auch Ethan, der einige Meter vor mir an einen Baum gelehnt stand und sich eine Zigarette anmachte.

"Ich wusste, das du dich für uns entscheidest", grinste er und zog genüsslich an seiner Zigarette, die ich in dem Moment als noch störender empfand, als als Mensch. Dieser Gestank war kaum zu ertragen.

"Wie fühlst du dich?", kam er auf mich zu und wollte mein Fell berühren, woraufhin ich ihn zurechtweisen wollte, doch anstatt Wörtern, kam nur ein lautes Knurren aus mir heraus, das mich selbst erschreckte.
"Ganz ruhig", hauchte er und hockte sich vor mir hin.
"Vertrau mir, Okay? Als Beta bin ich für Neuzugänge zuständig und ich weiß  ganz genau, welche Ängste und Eindrücke dich gerade überfordern. Komm mit", sprach er beruhigend auf mich ein und lief vor mir her tiefer in den Wald.

Ich wollte nicht mit ihm mit, aber was blieb mir übrig. Ich wusste ja nichtmal, wie ich wieder ein Mensch werden konnte, geschweigedenn, wie lange so eine Verwandlung anhalten würde. Als ich ihm hinterher laufen wollte, sah ich plötzlich meine Klamotten vor mir auf dem Boden und riss erschrocken die Augen auf.

Er würde mich nackt sehen, wenn ich mich zurück verwandeln würde. Schnell schnappte ich mit meinem Maul nach den Klamotten und trug sie vorsichtshalber mit mir mit. Man konnte ja nie wissen.

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1000

Gut oder schlecht? Ihr erster Eindruck als Wolf♡
Jayden und Chace? 🙄
Ludwig eine neue ?😱

Freue mich auf eure Meinungen und wünsche euch einen schönen Samstagabend.  Vielleicht liest man sich heute nochmal ♡

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt