24. Kapitel

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Schluchzend saß ich da, bis irgendwann das Licht anging  und ich vor mir eine schwarze Kommode ausmachen konnte. Doch sie war es nicht, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern das Bild darauf, dass Ludwig mit einer Frau zeigte, die er im Arm hielt. Sie wirkten glücklich.

"Steh auf. Ich helf dir."
Ich schaute hoch in seine Augen und bemerkte, dass er sich ein weisses T-Shirt und eine schwarze Stoffhose angezogen hatte. Die blonden Haare fielen ihm seitlich über die Schultern während seine Hände vorsichtig meine nahmen.

Ich ließ  mir von ihm hoch helfen und zog meine rote Regenjacke enger um meinen Körper. Die Wunde machte mir keine Probleme, aber sie roch so stark nach Jayden, dass man meinen musste, er stände direkt hinter einem. Dieser Gedanke jagte mir einen Schauer über den Rücken.

"Du bist sicher müde. Du kannst dich in meinem Gästezimmer ausschlafen", flüsterte der Blonde mir zu und nahm mich fest in die Arme, um mich anschließend die Treppe herunter zu führen und eine der verschlossenen Türen zu öffnen.
"Versprich mir eins." Ich hielt seinen Arm fest bevor er durch den Türrahmen treten konnte.
"Du bleibst hier! Ich möchte weder alleine sein, noch möchte ich das du dich mit ihm meinetwegen anlegst."

Ich schaute ihm bittend in die Augen und krallte dabei meine Fingernägel in seinen Arm. Es war ein schrecklicher Gedanke, dass sie sich meinetwegen prügeln würden. Erst Recht da er alleine war und Jayden seine Mitläufer hatte.
"Aber-"
"Kein aber!", unterbrach ich ihn und ließ ihn dann los, um an ihm vorbei ins Zimmer zu treten. Es war wunderschön, besonders das beruhigend plätschernde Wasser des kleinen Aquariums, das in der linken Ecke Platz fand. In der Mitte des Zimmers stand ein Doppelbett aus weißen Holz auf dem weiße Bettwäsche lag.

"Also? Entweder du bleibst oder ich gehe."
Ich drehte mich zu ihm um und er schnaufte laut aus.
"Dann bleibe ich.", murmelte er und trat anschließend ans Fenster, um raus in die Dunkelheit zu blicken.

Ich nickte beruhigt und zog meine Jacke aus, deren Stoff sich voller Blut gesaugt hatte, was man aber nur riechen, nicht  sehen konnte.
"Gib mir die Jacke. Ich schmeiße sie schnell in die Waschmaschine und bringe dir dann etwas Gemütliches zum schlafen."

Ich reichte ihm die Jacke und setzte mich vorsichtig auf den Rand des Bettes, während er den Raum verließ und mir vorher noch ein Lächeln zuschmiss.

Meine Gedanken kamen mir vor, als würde ich auf einem Karussell sitzen, das niemals vor hatte anzuhalten. Ich dachte darüber nach, ob ich schonmal gehört hatte, dass eine Frau überfallen und dabei gebissen wurde. Aber ich hatte so etwas noch nie erzählt bekommen. Es war ja auch völlig absurd. Alles war absurd. Angefangen bei der Situation,  in der mir Sachen von jemanden verboten wurden, den ich nichtmal kannte, bis hin zu dem Biss im Wald. Also normal war dieser Jayden ganz sicher nicht.

Als Ludwig endlich wieder kam konnte ich für kurze Zeit meine Gedanken an den Schwarzhaarigen aus meinem Kopf verbannen und mich auf andere Sachen konzentrieren.
"Ruf mich einfach wenn du etwas brauchst."
Ludwig reichte mir vorsichtig eine graue Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt und schloss leise die Tür, nachdem er dann das Zimmer wieder verlassen hatte.

Ich zog das nasse Kleid aus und schlüpfte in die wohlriechenden Klamotten, in denen ich mich sofort warm und geborgen fühlte. Ein Blick auf das weiche Bett genügte und ich ließ mich genau in die Mitte fallen, um mich anschließend zuzudecken und mich auszuschlafen.

Es dauerte zwar eine Weile, bis meine Gedanken mich los ließen, doch irgendwann schaffte ich es dann endlich in Ruhe einzuschlafen, auch Dank des Aquariums, das leise vor sich hinplätscherte.

***

Laute Stimmen rissen mich aus dem Schlaf. Es dauerte einen Moment bis ich mich an das helle Licht im Zimemr gewöhnen konnte, doch sofort als ich es tat, sprang ich aus dem Bett und lief aufgeregt zur Tür.

Ich sah nur die offene Haustür und vernahm Jayden und Ludwigs Diskusion, die sich anscheinend um mich drehte.
Neugierig und darauf aus Ludwig in Schutz zu nehmen, trat ich zur Haustür und stellte mich genau in den Türrahmen, um mir erstmal ein Bild über die Situation zu machen.

Die Beiden standen sich auf dem Bürgersteig gegenüber. Sie Sonne prallte auf sie herab und trotzdem war es mal wieder eiskalt. Das merkte ich schon obwohl ich nichtmal ganz das Haus verlassen hatte.

Ludwig sah immernoch aus wie heute Nacht, doch Jayden nahm ich anders wahr. Irgendwas an ihm zog mich an. Ich bemerkte erst jetzt seine perfekte braune Haut, die glänzenden verwuschelten schwarzen Haare und die eisblauen Augen, bei denen ich das Gefühl hatte, sie würden mich in sich aufnehmen.

Ich starrte auf seine Brustmuskeln, die ich durch das schwarze Tank-top gut sehen konnte und bemerkte deswegen nicht, dass plötzlich jemand neben mir stand.
"Komm mit, Chiara. Was du hier machst ist falsch."

Mein Herz raste als ich Chace in die Augen schaute, der direkt neben mir stand. Zu meiner linken tauchte plötzlich Samuel auf und ich wollte gerade rückwärts wieder ins Haus, da hatte Chace mich am Arm gepackt.

"FASS SIE NICHT AN!"
Ich schaute verwundert zu Jayden und Ludwig,  die gleichzeitg das selbe schrien und sich darüber verwirrt auch anstarrten.

"Schon gut, schon gut."
Chace ließ mich mit dem Blick auf Jayden gerichtet los und wich einen Schritt zurück, während Samuel sich komplett entfernte und weiter weg lief.

"Du kommst sofort mit, Chiara!", wandte sich Jayden dann zu mir und eine plötzlich auftauchende Stimme in meinem Kopf, befiel mir das Gleiche,  was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Ich riss entsetzt die Augen auf und war mir sicher, ich hätte eine Psychose oder sowas und als Jayden dann besorgt auf mich zukam sah ich nur noch, wie Ludwig ihm von der Seite eine verpasste.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt