45. Kapitel

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"Wer ist das?", fragte ich Lou verwirrt, die mich genauso verwundert anstarrte.
"Woher soll ich das wissen?"

Ich lief neugierig die Treppe herunter und musste aufpassen, dass ich mit dem langen Kleid nicht stolperte und öffnete dann die Haustür.
"Was willst du denn hier?"
Ethan stand in einem braunen Anzug vor mir und musterte mich unbeeindruckt, während er an seiner Zigarette zog.

"Jayden hat keine Zeit, also hole ich dich ab. Jetzt vergeude meine Zeit nicht und steig ein."
Er drehte sich um und ich knallte die Tür sofort wieder zu. Wenn dieser Vollidiot dachte, ich würde in sein Auto steigen, dann hatte er sich getäuscht. Außerdem würde er Lou in ihrem Outfit sicher nicht mitnehmen.

"War das Ethan?", kam diese aufgeregt die Treppe runter und band dabei ihre langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz.
"Ja", antwortete ich ihr genervt und zuckte zusammen, als es dann laut an der Tür klopfte.

"Ich klopfe nicht nochmal!", warnte der Beta uns und ich öffnete erneut die Tür, denn ich wollte ihn anschnauzen, doch Lou legte mir ihre Hand auf die Schulter und lief  lächelnd an mir vorbei.
"Lass ihn uns doch fahren", meinte sie und setzte sich vorne in den schwarzen Jeep.

Ethan schaute von ihr zu mir und verdrehte die Augen.
"Wenn man nichts im Kopf hat, dann wenigstens im Ausschnitt", lachte er, doch das Lachen verging ihm, als ich ihm vor lauter Wut eine Backpfeife verpasste.
"Ich sag es dir nur einmal! Rede nicht über die Schwester deines Alphas! Das ist respektlos und absolut widerlich."

Er hielt sich die Wange und blickte mir böse entgegen, doch es kam keine weitere Reaktion von ihm. Er schmiss seine Zigarette knurrend zu Boden und lief mir voraus zum Auto. Lou, die vorne saß, zeigte mir lächelnd einen Daumen nach oben bevor ich hinten  einstieg, was mich auch amüsiert zum Grinsen brachte. Er hatte es definitiv verdient und über die Folgen meines Ausrutschers,  wollte ich an diesem Abend nicht nachdenken.

Während der Autofahrt wurde ich immer nervöser, was wahrscheinlich auch daran lag, das keine Musik lief und ich mich nur auf das Atmen der Beiden vor mir konzentrieren konnte.

Es war bereits dunkel, als wir vor dem Wialtrama ankamen, wo viele Leute in hübschen Kleidern und Anzügen standen. Eddie war voll in seinem Element und stand an seinem gewohnten Platz, an dem er sich mit den Männern um ihn herum  unterhielt.

"Steigt aus", forderte uns Ethan auf, woraufhin ich die Tür öffnete und sofort ausstieg.
"Nichts lieber als das!", hörte ich Lou noch zu ihm sagen,  die dann neben mich trat und sichtlich nervös schien.

"Das war glaube ich doch keine gute Idee", meinte sie und versteckte sich halb hinter mir, während die Leute vor uns anfingen, uns neugierig zu Mustern.
"Hab ich dir doch gesagt", flüsterte ich ihr zu und stand weiterhin wie erstarrt da.

"Da ist sie ja! Meine wunderschöne Mate!"
Ich traute meinen Augen nicht, als Jayden aus der Masse auftauchte und mir einen Handkuss gab. Von den blauen Flecken war nichts mehr zu sehen und seine schwarzen Haare hatte er stylisch zur Seite liegend, während zwei Knöpfe seines weißen Hemds geöffnet waren.

Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte und sah nur aufgeregt zu den Männern, die uns neugierig beobachteten.
"Hallo", flüsterte ich und lief dabei rot an, doch Jayden beachtete mich zum Glück nicht mehr, denn er hatte wohl seine Schwester entdeckt.
"Hast du den Verstand verloren?", fragte er sie leise, doch auch leise hörte er sich an, als würde er ihr gleich den Kopf abreißen.

"Ich bin gleich wieder da", sprach er laut zu den anderen  und nahm Lou an der Hand, um mit ihr die Straße entlang zu verschwinden. Ich blieb alleine zurück und lächelte verlegen einigen Leuten zu, während einige mir zunickten und andere das Interesse an mir verloren.

Vorsichtig wollte ich mich an ihnen vorbei ins Wialtrama begeben,  da hielt mich jemand an der Hand fest, woraufhin ich erschrocken aufhörte zu atmen.
"Wohin geht's hübsche Frau?"

Bevor ich mich umdrehte entstand schon ein Lächeln in meinem Gesicht. Ich drehte mich um und schaute Ludwig direkt in die Augen, der mich an der Hand ein Stück von den anderen weg zog.
"Ich hab nicht viel Zeit", fing er an. "Ich wollte dich nur kurz sehen und dir viel Spaß wünschen."

Er schaute mich von oben bis unten an und strahlte dann über beide Ohren.
"Wieso kannst du nicht bleiben?", fragte ich ihn und schaute ihn dabei flehend an, während er nur Augen für mein Kleid hatte.
"Ach, das ganze hier ist nichts für mich, wir können gerne morgen etwas essen gehen. Ich muss unbedingt mit dir reden."

Fragend blickte ich ihm entgegen und runzelte dabei die Stirn, doch er schüttelte nur den Kopf und lachte dabei.
"Ich hab gesagt morgen."

Er umarmte mich fest und als er sich lösen wollte, zog ich ihn noch enger in die Umarmung, was ihn dazu brachte, mir angenehm über den Rücken zu streicheln.
"Du solltest jetzt wirklich gehen", flüsterte er mir ins Ohr und ich löste mich widerwillig von ihm, um ihm beim Verschwinden in die Dunkelheit noch hinterher zu schauen.

Erst als er nicht mehr zu sehen war, drehte ich mich widerwillig um und lief erneut zu der schwarzen Doppeltür, um diesmal wirklich einzutreten.

Es sah wirklich wunderschön aus. Da war nichts mehr, von dem düsteren Club. Der große Raum war hell beleuchtet und auf den Tischen, auf denen sich sonst nur leere Gläser sammelten, standen jetzt schöne kleine Körbe aus denen bunte Blumen herausschauten.

Der ganze Raum glänzte und es gleich fast schon einem Abschlussball, außer das hier nur Erwachsene zu sein schienen und harter Alkohol getrunken wurde.
Mein Blick fiel beim Gedanken an Alkohol hinüber zur Bar, auf deren Theke ein Buffet stattfand. Alles war voll mit Schüsseln und als ich dann meine Nase in die Richtung streckte, nahm ich auch den wohlriechenden Geruch des Essens wahr.

"Bereit?", erschreckte mich Jayden, der mit zwei Gläsern Sekt plötzlich neben mir auftauchte.
Ich nahm eins der Gläser entgegen und leerte es in einem Zug.
"Ja", antwortete ich ihm ohne ihn eines Blickes zu würdigen und wartete darauf, das er mich den Leuten vorstellen würde.

Eine Nacht würde ich durchhalten, redete ich mir ein und folgte ihm rüber zu den Tischen.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt