19. Kapitel

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"Hey, alles klar bei dir?", kam sie sofort hinter der Theke vor und nahm mich fest in den Arm. Ich fühlte mich zwar etwas überrumpelt, aber es tat gleichzeitig auch unheimlich gut.
"Ja und bei dir?", entzog ich mich ihr und schaute mich im Laden um, während sie wieder zurück lief. Ausser uns war zum Glück niemand hier und das gab mir die Ruhe, die ich für das anstehende Gespräch brauchte.

"Ja immer. Ich hab gesehen, dass du mit Nilo den Club verlassen hast. Eine gute Wahl", zwinkerte sie, doch ich verdrehte nur die Augen und lief zu ihr rüber.
"Ich glaube kaum das hier irgendeiner überhaupt eine gute Wahl ist."

Sie schaute mich fragend an und ich holte tief Luft.
"Jayden fängt mich immer wieder ab und meint, er müsste mit Verbote erteilen und Unsinn reden. Ludwig war am Anfang so lieb und nett zu mir, doch dann lässt er mich einfach im Club stehen und Chace ignoriert mich nur noch. Sag mal, waren die schon immer so?"

Ich schaute sie an und bemerkte ihren leeren Blick. Sie schien abgedriftet zu sein und ich war mir unsicher, ob sie mir überhaupt  zugehört hatte, doch dann wandt sie ihre braunen Augen wieder auf mich und runzelte nachdenklich die Stirn.
"Was genau hat mein Bruder dir gesagt?"

Meine Augen weiteten sich und mir fiel ungläubig die Kinnlade runter.
"Wer von denen ist denn bitte dein Bruder?", stotterte ich und bereute zu ihr gegangen zu sein.
"Jayden. Aber keine Sorge. Ich halte ihn auch für einen Idioten und du tust mir echt leid, dass er dich als sein neues Spielzeug sieht."

Sie lächelte und ich war beruhigt, dass sie keine von diesen kleinen Schwestern war, die ihren Bruder bei jeder Gelegenheit beschützen und in den Himmel loben mussten.
"Der kann denken was er will. Ich hab keine Lust auf solche Spielchen. Ich bin hier um meine Oma zu unterstützen und nicht für eine Zirkusveranstaltung mit diesen Clowns."

Sie lachte über meine Worte und auch ich musste trotz der ganzen Verwirrung mitlachen. Erst nachdem wir uns wieder gefangen hatten, atmete sie tief durch und schaute mich lächelnd an.
"Mach dir keine Sorgen. Ludwig ist wirklich ein lieber Kerl, aber er lebt eher zurück gezogen und ist es nicht gewohnt mit Frauen mehr Zeit zu verbringen als nur eine Nacht und Chace, der ist ein kleiner Mitläufer der meinem Bruder nachläuft wie ein Welpe seiner Mutter."

Sie lächelte mir ermutigend zu und ich warf ihr ein unsicheres Lächeln zurück. Das Chace ein Mitläufer war, merkte ich schon. Aber das Ludwig jemand sein sollte, der Frauen für eine Nacht benutzte, dass war mir irgendwie neu und ich konnte es auch nicht glauben.

"Sehen wir uns heute Abend?", riss mich die Braunhaarige aus den Gednaken und ich sah verwirrt zu ihr rüber.
"Was meinst du?"
"Wialtrama?"

Kaum hatte sie den Namen dieses schwarzen Lochs ausgesprochen, schüttelte es mich innerlich vor Abneigung, aber trotzdem war es eine gute Gelegenheit, sie besser kennen zu lernen. Ich nickte ihr zustimmend zu, winkte ihr beim zur Tür laufen nochmal zu und verschwand dann raus in die Kälte.

Es waren mehr Leute unterwegs als vor meinem Eintreten, aber zu meinem Glück nur Menschen, die ich weder kannte noch schonmal gesehen hatte. Amüsiert darüber, dass Lou mich eingeladen hatte, lief ich schnell nach Hause, um zu essen und mich fertig zu machen. Das kalte Wetter auf dem Weg machte mir nichts aus, genauso wenig das es langsam anfing zu regnen. Ich lief einfach ein bisschen schneller und war dann auch schnell zu Hause.

Als ich die Tür aufschloss und mich unten in der Küche und im Wohnzimmer umsah, fand ich meine Oma nicht. Vermutlich war sie unterwegs oder aber ich hatte sie mit meinem Verhalten verletzt, was mir mittlerweile ziemlich leid tat.  Es war aber auch überhaupt nicht fair von ihr gewesen,  mich im Unklaren zu lassen und Ludwig gehen zu lassen, bevor er mir Antworten geben konnte.

Nachdem ich sie nirgends gefunden hatte, ging ich in die rote Küche und machte mir eine Schlüssel mit Müsli und dazu ein Glas Orangensaft. Ich wollte nichts warmes Essen, denn mein Magen überschlug sich immernoch ein wenig und ich hoffte, dass das Essen einfach in mir drinnen bleiben würde. Kaum aufgegessen suchte ich mein Zimmer auf und suchte mir passende Klamotten für die Nacht raus, um anschließend wieder runter zu laufen und im Bad zu verschwinden.

Heute war ich an der Reihe sie zu verwirren dachte ich noch und kletterte dann in die Dusche.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt