60. Kapitel

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Völlig benommen stand ich in den Armen eines Mannes, den ich weder leiden, noch in meiner Nähe haben wollte.

Ich löste mich von ihm, wischte mir die Tränen weg und atmete erstmal tief durch, um anschließend schwere Schritte aus dem Wald zu hören.
"Was macht ihr hier?"
Jayden schaute mich flüchtig an, um dann Ethan fragend anzustarren, der ihm aber keine Antwort gab.

"Wie geht es Lou?", fragte ich in die Stille hinein, obwohl ich eigentlich kein Wort mit ihm wechseln wollte, aber die Sorge um sie war größer, als meine Abneigung gegenüber ihm.
"Wieso fragst du mich das?"
Er sah mich verwirrt an, woraufhin ich dachte, meinen Verstand wirklich verloren zu haben.
"Na, sie ist doch in deiner Hütte?"
"Was redest du da, Chiara? Ich hab sie seit Tagen nicht gesehen."

Mein Atem stockte kurz, doch dann sah ich wütend zu Ethan, der meinem Blick auswich und sich eine Zigarette anzündete.
"Kann mir jetzt sofort einer erklären, was hier eigentlich los ist?"
Jaydens Stimme wurde lauter und es lag Bedrohung in ihr, was mir aber keine Angst mehr machte.

"Nichts, alles okay. Sie war betrunken und ich wollte sie überreden, nach Hause zu gehen", erklärte Ethan ihm diese Situation, was mich dazu brachte, ihn so fest ich konnte an den Baum hinter ihm zu schubsen. Doch dieser Vollidiot lachte nur, wärhend Jayden mich um die Hüfte fasste und ich ihm dafür auch noch eine verpasste.

"Fass mich nicht an!", fauchte ich den Alpha an, der mich völlig entgeistert anstarrte.
"Und du!", zeigte ich auf Ethan. "Wage es dich nie wieder mich anzusprechen! Hast du das verstanden?!"
Ich bebte vor Wut und meine Hand, mit der ich auf ihn zeigte, zitterte so sehr, dass ich sie nicht mehr gerade halten konnte und sie zurückzog.
"Ihr seid einfach unglaublich!", warf ich beiden noch an den Kopf und drehte mich um, wo ich Ludwig am Straßenrand sah, der mir schuldbewusst entgegen schaute.

Ich ignorierte alles um mich herum und rannte einfach los, einfach die Straße entlang, die zu mir nach Hause führte und mich dachte nicht mal daran, anzuhalten, bis mich jemand am Arm festhielt.

"Chiara, warte doch bitte", sprach Ludwig beruhigend. Ich blieb zwar vor ihm stehen, doch ich schaute ihn nicht an, sondern sah nur zu Boden.
"Es tut mir-"
"Lass es gut sein, Ludwig. Ich hab genug Entschuldigungen gehört seit ich diesen Ort betreten habe."

Ich drehte ihm den Rücken zu und versteckte damit meine Tränen vor ihm, die ich nicht mehr zurückhalten konnte.
"Es sollte dich nur Jayden näher bringen", murmelte er plötzlich und ich wandt mich wieder fassungslos zu ihm.
"Was meinst du damit?", fragte ich ihn und schaute ihm dabei  direkt in die Augen.

Er fasste sich gequält an die Stirn und lief hin und her, während ich rasendem Herzen auf seine Erklärung wartete.
"Jayden ist, naja er ist eben kompliziert und noch so jung und wild. Ethan, Lou und ich wollten eine Situation schaffen, in der du ihm näher kommen kannst."
"Willst du mich verarschen?", platzte es aus mir heraus und ich riss heftig atmend die Augen auf.

"Willst du mir sagen, das du mich nur eingeladen hast, um mich Ethan auszuliefern, der mich dann mit einer List zu Jayden führen sollte?!"
Meine Wut ließ mich beben und zittern. Ich spürte den Kloß in meinem Hals, das Kribbeln in meinen Fingern, doch ich wehrte mich und wandelte die Wut in Trauer.

"Es wird für unseren Ort nicht gut ausgehen, wenn ihr euch nicht findet und du dem Alpha seine Stärke nicht gibst. Denk an-"
"Halt dich von mir fern! Wenn du noch einmal in meine Nähe, oder in die Nähe meiner Oma kommst, werde ich dir alle Knochen brechen!", schrie ich weinend und lief dabei zitternd einige Schritte rückwärts, um ihm dann den Rücken zuzudrehen.

Nie in meinem Leben, wurde ich so enttäuscht. Von Ethan hatte ich nichts anderes erwartet, Lou wurde wahrscheinlich gezwungen aber Ludwig, dieser hübsche Mistkerl,  er brach mir mit diesem Vetrauensbruch mein Herz.

Ich lief weinend in die Sackgasse und nahm mir fest vor, für meine Oma hier zu bleiben, um sie vor diesen Gestalten zu schützen, doch nie wieder würde ich mit einem von ihnen sprechen. Es gab noch genug andere Leute hier, die ich kennenlernen konnte. Ich war nicht angewiesen auf ein dämliches Rudel oder einen Engel, der sich als Teufel offenbarte.

Die größte Enttäuschung war die, das ich ihm wirklich geglaubt hatte und nicht verstand, wie er mich erst küssen konnte und dann dafür sorgen wollte, dass ich mit einem anderen zusammenkommen würde. Irgendwas stimmte da nicht und wären mir diese Personen nicht so egal gewesen, hätte ich herausfinden wollen was, aber es war mir wirklich völlig gleichgültig.

Dafür gab es keine Entschuldigung, keine Ausreden und keine Wiedergutmachung.

Ich schloss unter Tränen die Haustür auf, lief die Treppen schnell hoch und schloss mich in meinem Zimmer ein, indem ich mich wie gefangen fühlte. Ich war eine Gefangene dieses Ortes, doch ich würde einen Ausweg finden, das schwor ich mir und wenn ich meine Oma dafür an den Haaren hier weg reißen musste, ich würde es tun,  um zu entkommen.

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Würde mich über Feedback freuen ♡
Hab noch nie so viele Verstickungen in meinen Geschichten gehabt, aber es soll ja spannend bleiben und überraschen.

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt