20. Kapitel

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Ich stieg voller Selbstbewusstsein und dem süßlichen Geruch des Shampoos aus der Duschkabine und stellte mich aufgeregt vor den Spiegel. Meine blauen Augen funkelten mir wild entgegen und ich fing an mich zu schminken. Ein wenig Make up, einige Schwingungen mit meiner Wimperntusche und schon sah ich für meine Begriffe gut aus.

Mit dem Föhn brachte ich meine nassen Haare dazu, sich in Wellen hinab fallen zu lassen und ein Griff auf die kleine Kommode und schon zog ich ein enges schwarzes Kleid an, dass einen gewagten Ausschnitt präsentierte.

Ich öffnete zufrieden die Badtür und tänzelte in die Küche, doch Lisbeth schien immernoch unterwegs zu sein, also ging ich ins Wohnzimmer und wartete ungeduldig darauf, dass es endlich dunkel werden würde und ich mich auf den Weg machen konnte.

Während ich auf der Couch saß und nach draussen schaute, gingen mir die Eindrücke der letzten Tage durch den Kopf und ich musste über diese ganzen Irren, die ich kennen gelernt hatte, die Augen verdrehen. Einer schlimmer als der Andere und trotzdem hatten sie allesamt etwas magisches an sich. Etwas das mich anzog, besonders Jayden, auch wenn ich das nie zugeben würde.

Ich schüttelte mich beim Gedanken an ihn und schnappte mir schnell meine Schlüssel und eine rote Regenjacke meiner Oma, um dann das Haus zu verlassen und unter den Laternen, die vor kurzem erst angefangen hatten zu leuchten, zum Club zu laufen.

Es wunderte mich gar nicht mehr, dass hier spät abends noch so viel los war. Es kam mir zwar ungewöhnlich vor, aber es war hier anscheinend Alltag. Ich beobachtete die Menschen, die ohne mich zu beachten an mir vorbei gingen, als hätten sie sich mittlerweile an mich gewöhnt und schaute immer wieder hoch zu dem vollen Mond, der so stark leuchtete, dass es an diesem Abend keine Laternen gebraucht hätte.

"Da bist du ja endlich", kam Lou auf mich zu  und sah einfach zuckersüß aus. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden, während die weiße Bluse sie wirklich mädchenhaft wirken ließ.
"Was heisst denn endlich? Es ist doch gerade erst dunkel geworden", gab ich ihr stirnrunzelnd  zurück, doch Zeit zum reden hatte sie anscheinend nicht, denn sie zog mich sofort an ihre Seite, hakte sich bei mir ein und lief mit mir zusammen an Eddie vorbei, der uns noch einen schönen Abend wünschte.

"Also ich suche einen Tisch bevor alle weg sind und du bestellst unsere Getränke. Kauf am besten direkt eine ganze Flasche."
Sie grinste frech und drückte mir Geld in die Hand, ehe sie meine Jacke entgegen nahm und durch die dunkle Umgebung in Richtung der Tische verschwand. Ich blieb zurück und musste kurz über alles nachdenken, mich kurz sammeln. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt zu trinken, erst recht nicht so viel wie am Abend zuvor, aber ich wollte vor meiner einzigen Freundin hier auch nicht als Spaßbremse oder Spielverderberin dastehen.

Ich atmete kurz durch und lief dann zur Bar, um eine Flasche Whisky und zwei Gläser zu bestellen. Cola durfte natürlich auch nicht fehlen und so machte ich mich mit dem vollen Tablett auf den Weg zu unserem Tisch. Es dauerte nicht lange, da hatte ich sie entdeckt und es nervte mich sofort, dass sie mittendrin an einem Tisch saß und keinen am Rand ausgesucht hatte.

"Immer her damit", stand sie auf und half mir die Flaschen und Gläser unbeschädigt auf dem Tisch zu platzieren.
"Also dann mal los."
Während ich mich ihr gegenüber setzte, von  wo aus ich die Tanzfläche gut im Auge hatte, schenkte sie uns was ein und wippte dabei fröhlich auf und ab.

Wenn ich sie so beobachtete und erkannte, was für eine Frohnatur in ihr steckte, konnte ich einfach nicht glauben, dass sie mit diesem gutaussehenden Idioten verwandt sein sollte.
"Also dann, auf uns!", prostete sie mir zu und auch ich nahm mein Glas um mit ihr anzustoßen, doch anstatt wie sie danach einen Schluck zu nehmen, riss ich ungläubig die Augen auf und sah Jayden auf der Tanzfläche mit einer Blonden Frau tanzen, die zwar älter zu sein schien, aber dafür noch sehr gut aussah.

Lou bemerkte anscheinend meine Starre und folgte meinem Blick, was sie zum Kopf schütteln brachte.
"Er ist ein Vollidiot!", meckerte sie und wandt sich wieder mir zu.
"Und du solltest trinken und Spass haben und nicht über ihn nachdenken."

Sie hatte Recht. Vollkommen Recht.  Ich riss mich von den Beiden intim tanzenden los und konzentrierte mich auf das hübsche Mädchen vor mir, während ich immer wieder an meinem Drink nippte.
"Hast du eigentlich einen Freund?", fragte ich sie und sie lachte daraufhin laut auf.

"Denkst du mit so einem Bruder wäre das möglich?"
Sie kippte den Rest ihres Glases runter und schaute belustigt zur Tanzfläche, doch ihr Blick wurde kälter, umso länger sie ihren Bruder ansah und eine Traurigkeit breitete sich in ihren Augen aus, die mir eine Gänsehaut bescherte.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt