81. Kapitel

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Ich lag mittlerweile wieder auf der Liege und wusste nicht mehr, wie lange es her war, seit Ethan mit Darius den Kerker verlassen hatte, um mich alleine mit quälenden Gedanken zurückzulassen.

Jegliches Zeitgefühl hatte ich verloren und ich verzweifelte an der Frage, ob Ethan noch leben würde und ob sie Jayden schon erreicht hatten.

Ich dachte über mein Leben nach, wie einfach und sorglos es vorher war. Geldsorgen waren immer mein größtes Problem und nun? Nun wusste ich, dass es Werwölfe und Engel gab und als wäre das alles nicht schon schockierend genug gewesen, wurde ich von einem anderen Rudel in einen Kerker gesperrt.

"Steh auf!", riss mich plötzlich eine laute Stimme aus meinen tiefen Gedanken und ich erkannte, das es nicht Darius war. Dieser Kerl, der an den Stäben stand, war sicher zwei Köpfe größer als jeder, den ich bis zu diesem Zeitpunkt gesehen hatte. Mit ihm war nicht zu spaßen, das drückten schon seine mich boshaft anstarrenden Augen aus.

Frustriert, doch auch voller Hoffnung hier heraus zu kommen, stand ich langsam auf und lief auf ihn zu.
"Kein Widerstand!", befahl er und ich bemerkte seinen komischen Akzent, doch er ließ mir keine Möglichkeit ihn weiterhin zu Mustern, denn er trat durch die Tür hinter mich und legte mir eine Augenbinde an, sodass ich völlig blind zu zittern begann.

"Darius kommt gleich, dann fahren wir los!", wies er mich an und drückte mich mit meinem Gesicht und meinem Oberkörper gegen die Stäbe, um meine Hände auf dem Rücken zusammen zu binden.

Erst als er sich löste und ich seine Schritte hörte, die sich immer weiter entfernten, versuchte ich meine mir gegebene Chance zu nutzen. Ich tastete barfuß nach der offenen Tür und lief vorsichtig durch sie hindurch. Versuchte mich daran zu erinnern, wo ungefähr die Treppe war und schlich mich dann an der Wand entlang in ihre Richtung. Ich musste einfach nur hier raus und irgendjemanden finden, der mir helfen würde, doch bevor ich überhaupt die Treppe erreichen konnte, spürte ich plötzlich, dass jemand mich beobachtete.

"Das ist wirklich ein bezaubernder Anblick", hörte ich Darius Stimme vor mir, dessen Schritte langsam immer näher kamen. Ich wollte weg laufen, doch ich sah nur schwarz, wusste nicht wohin und fing verzweifelt an, mich hinter mir an die Wand zu drücken.

Ich spürte seinen Atmen in meinem Gesicht, seine Wärme um mich herum und wollte nach Hilfe schreien, doch ich holte nur tief Luft, bis er seine Hand fest auf meinen Mund drückte.
Er sagte nichts und ich konnte mich vor Angst nicht mehr rühren. Hätte ich nur schon mein ganzes Leben lang bei meiner Oma gelebt, dann wäre aus mir sicher eine mutige Frau geworden, die sich gewehrt hätte, doch ich war wie erstarrt.

Seine Hand immernoch fest auf meinen Mund gepresst, spürte ich seine andere Hand auf der Innenseite meines Oberschenkels, wie sie langsam nach oben glitt, was mich zu einem verzweifelten Winseln brachte. Bevor er mich an meiner intimsten Stelle berührte, ließ er zu meinem Erstaunen von mir ab und entfernte sich einige Schritte, um mich zu Atem kommen zu lassen.

"Seine Markierung stinkt so widerlich", regte er sich auf. "Ich werde wohl warten müssen, bis sein Duft verflogen ist."
Bei seinen Worten wurde mir übel und ich wünschte  mir nichts mehr, als aus dieser Hölle zu entkommen und als hätte mich jemand erhört, schnappte er sich meinen Arm und zog mich so grob hinter sich die Treppe hoch, dass ich mehrmals stolperte und mir die Beine dadurch anfingen zu schmerzen.

Ich sah nichts, nur schwarz und empfand nur Angst und Panik, während wir uns dem Geräusch eines laufenden Motors näherten. "Wo ist Ethan!", fragte ich laut und bekam als Antwort eine Backpfeife, die mich tief Luft holen ließ. Geschockt darüber pochte mein Herz so schnell, das meine Rippen zu brechen drohten.

Darius schubste mich in das Auto und ich setzte mich zitternd auf, um nur noch die Verzweiflung in mir zu spüren. Ich hörte die Türen knallen, leise Musik aus dem Radio und spürte, wie wir uns in Bewegung setzten.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich drohte durchzudrehen, als ich dann eine Hand auf meinem Oberschenkel wahr nahm. Er war es sicher und angewidert drückte ich meine Beine nach links gegen die Tür, doch er rutschte noch näher an mich heran und strich mit den Fingerspitzen über meine Haut, wodurch mir so übel wurde, dass ich nur noch nach Luft schnappte, um mich nicht zu übergeben.
"Keine Sorge. Ich hab noch eine Überraschung für dich", flüsterte Darius mir ins Ohr und ließ dann wieder komplett von mir ab.

"Wo ist Ethan?", fragte ich erneut, woraufhin ich sein Lachen hörte und die Wut in mir wieder aufstieg.

"Es geht ihm gut. Er liegt schön bequem im Kofferraum, da, wo er hingehört."
Ich war zwar verärgert über seine Worte, aber die Erleichterung darüber, das Ethan in meiner Nähe war, überwog alles andere.

Als der Wagen dann nach einer Ewigkeit zum stehen kam, begann die Panik erneut alles einzunehmen und ich hörte die anderen aussteigen, ehe meine Tür aufgemacht und ich grob rausgerissen wurde, um ohne jegliches Mitgefühl auf den harten Waldboden geschmissen zu werden.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt