48. Kapitel

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Ich schaute dem Schwarzhaarigen hinterher und ging dann auch ins Haus, um die Tür zu schließen und erstmal in Ruhe durchzuatmen. 

Als ich dann langsam Wohnzimmer betrat, sah ich Chace und Lou, die mich beide anstarrten und nebeneinander auf der Couch saßen.
"Du hättest das nicht tun müssen", warf ich dem Braunhaarigen entgegen und ließ mich neben ihm auf das weiche Polster fallen.
"Ich wollte es aber", lächelte er und nahm Lous Hand in seine, was die Kleine erstaunt aufsehen ließ. Ich musste bei ihrem Anblick lächeln und entschloss mich, ihnen Ruhe zu lassen.

"Ich werde schlafen gehen. Ihr könnt gerne auf der Couch übernachten."
Sie nickten mir zu und ich lief die Treppen hoch, um mich anschließend in mein Zimmer einzusperren.  Gedankenverloren stellte ich mich auf den weichen Teppich und zog Chace Jacke aus, um sie auf den Boden fallen zu lassen.

Ludwig wollte mich nicht und selbst Jayden, den ich nichtmal wollte, hatte kein Interesse an mir. Vielleicht hatte der Alpha recht. Ich war nur ein schwacher Mensch, zu unbedeutend, geliebt zu werden. Ich fing an hin und her zu laufen und unterdrückte meine Tränen, während ich über den Sinn meines Lebens nachdachte.

Als ich irgendwann die Trauer nicht mehr zurückhalten konnte, fing ich bitterlich an zu weinen  und riss mir das Kleid vom Leib, während ich immer wieder schmerzerfüllt aufschrie, bis ich nur noch in Unterwäsche da stand und vor Wut zitterte. Alles in meinem Kopf drehte sich und ich ignorierte das Klopfen an meiner Tür. Ich hatte es verdient alleine zu sein und musste erstmal anfangen, meine Stärke zurück zu gewinnen.

Bei dem Gedanken daran, was Chace gesagt hatte, von wegen ich wäre zu stark, deswegen hätte ich mich nicht verwandelt,  musste ich auflachen und kam zu der Erkenntnis, das ich mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach nur zu schwach war um es wert zu sein, ein Wolf zu werden.

Weinend ließ ich mich in mein Bett fallen, zog die Decke über mich, schloss die tränenden Augen und versuchte meine Gedanken auszublenden, um einfach nur zu schlafen, was mir auch nach einer gefühlten Ewigkeit gelang.

***

Als ich meine Augen öffnete, sah ich durch das Fenster dem bewölkten Himmel entgegen und war unfähig, mich zu bewegen. Ich fühlte mich verloren und einsam. Einsamer als jemals zuvor.

Ich drehte meinen Kopf in die andere Richtung und versuchte weiter zu schlafen, doch die laute Musik, die vom Erdgeschoss aus zu mir hoch drang, machte es mir unmöglich, dieser Realität zu entfliehen.

Wütend schubste ich die Decke von mir runter, zog eine weiße Strickjacke und eine helle Jeans an, um dann die Tür aufzureißen und die Treppe runter zu stampfen.
"Guten Morgen", begrüßte mich Lisbeth in der Küche  und war gerade dabei, Brötchen aufzubacken und Rühreier zuzubereiten.
"Kannst du das bitte leiser stellen? Ich möchte weiterschlafen", bat ich sie und zeigte auf das Radio, doch sie schaute mich nur verwirrt an.

"Du hast Gäste, Chiara. Es wäre unhöflich einfach weiterzuschlafen!"
Sie schaute mich ernst an und wandt sich dann wieder ihrer Pfanne zu, was mich genervt durchatmen ließ. Ich war ja froh, das Chace und Lou sich näher kamen, aber nicht froh darüber, an diesem Tag wach zu bleiben, an dem ich so vieles ausblenden und vergessen wollte.

Ich lief erschöpft ins Wohnzimmer und sah einer weinenden Lou entgegen, deren Hände von Chace gehalten wurden. Das Drama in meinem Leben nahm kein Ende mehr, dachte ich und holte tief Luft.
"Was ist los?", fragte ich und stellte mich vor die Couch, um die Beiden genau zu Mustern.

"Er will Jayden nichts von uns erzählen und bereut seine Entscheidung von gestern! Das ist los!", brüllte die Braunhaarige und entriss ihm ihre Hände.
"Ist das dein Ernst Chace?", wandt ich mich zu Chace und setzte mich neben Lou, um ihr tröstend meinen Arm um die Schulter zu legen.

"Ich kann doch nicht anders, Chiara. Was soll ich machen? Das Rudel verlassen?", fragte er mich aufgeregt und fuhr sich verzweifelt durch die braunen  Haare.

Mir reichte es langsam. Ich würde es weiterhin nicht zulassen, das alle leiden mussten und den hohen Tieren ging es dabei auch noch gut. Ich stand auf und lief zur Haustür, wo meine Oma mich stoppte und sich mir in den Weg stellte.
"Das ist nicht deine Angelegenheit", flüsterte sie mir streng zu, doch ich wandt mich an ihr vorbei und riss wütend die Haustür auf, um der Kälte und dem Regen entgegen zu laufen.

Der Tag war gekommen,  an dem ich ihm meine Regeln beibringen würde, an dem er sich entscheiden konnte, zu den Guten zu gehören, an dem sich einiges ändern würde!

Doch was das war, wusste ich noch nicht und es wird mir nicht gefallen, was er mir zu sagen hatte.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt