Wir traten zusammen in seine Hütte ein und sofort benebelte mich der Geruch von kaltem Rauch, der sich in meiner Nase festbiss.
"Kannst du nichtmal durchlüften", maulte ich ihn an und ohne Gegenwehr nickte er und öffnete ein Fenster. Den Aschenbecher stellte er danach auf die Fensterbank und verließ dann das Zimmer.
Ich setzte mich auf die Couch und zog die frische Luft in mich ein, bis er mit zwei dampfenden Tassen wieder kam und sie auf den Tisch stellte.
"Hör zu. Ich-"
"Bitte nicht", sagte ich sofort und schüttelte den Kopf.
"Ich möchte nicht über diesen Abend sprechen oder nachdenken. Ich will nur schlafen und morgen nach Hause."Er schaute mich an, als würden ihm meine Worte weh tun, doch ich hatte kein Mitleid, im Gegenteil. Wenn sich schon keiner traute gegen ihn etwas zu sagen oder ihn zu unterbrechen, dann war es gut, dass ich ihm mal zeigen würde, dass man sich eben nicht alles erlauben kann.
"Du weißt ja, wo das Schlafzimmer ist", murmelte er und verschwand wieder aus dem Raum. Vermutlich beseitigte er neu dazu gekommene Bhs oder es lag noch eine Frau im Bett. Ich musste bei dem Gedanken die Augen verdrehen und zog seine Jacke dabei schonmal aus, aber nicht ohne vorher nochmal an ihr zu riechen, wofür ich mich innerlich ohrfeigte.
"Ich muss nochmal weg. Schlaf gut", sprach er im Vorbeigehen und knallte hinter sich die Haustür ins Schloss.
Einerseits war ich froh das er weg war, doch anderseits fühlte ich mich hier mitten im Wald alleine in einer Hütte doch ziemlich verloren und einsam. Ich versuchte die Gedanken an Wölfe, Krieg und Tod aus meinem Kopf zu verdrängen und trank ein paar Schlücke des wohlriechenden Kamilletees, schloss die Augen dabei und genoss das warme Gefühl, dass sich in meinem Magen ausbreitete.
Kaum hatte ich die Tasse wieder auf dem Tisch platziert, tapste ich ins Schlafzimmer und wunderte mich über die Ordnung, die hier herrschte. Wahrscheinlich hatte er vorhin alles schnell zusammen gesucht und unters Bett geschoben oder in den kleinen Schrank gequetscht.
Ich dachte nicht weiter darüber nach und zog meine Schuhe aus, um mich anschließend in die schwarze Decke einkuscheln und meine Gedanken kreisen zu lassen. Da ging es um ihn, um Ludwig, um meinen Opa und meine Erfahrungen der letzten Tage. Irgendwann schlief ich ein und sank warm und behütet in meine Träume.
****
Ich schreckte aus dem Schlaf hoch und rang nach Luft. Mir war so heiß, dass ich sofort die Decke von mir herunter schob und mir den Schweiß von der Stirn wischte. Die Sonne scheinte hell durch das Fenster und gab mir den Blick auf das kleine Zimmer frei, indem es nur nach Jayden roch. Dadurch, dass ich in seinem Bett geschlafen hatte, nahmen auch meine Haare und meine Kleidung seinen Geruch an, was ich zwar störte, aber mich nicht weiter beschäftigte.
Vorsichtig trat ich aus dem Bett heraus und entfernte den festen Haargummi, der mir schon leichte Kopfschmerzen bereitete. Mit meinen verwuschelten, dunkelblonden Haaren zog ich schnell meine Schuhe an und lief zur Tür, um sie leise zu öffnen.
Das Wohnzimmer sah wunderschön aus, durch die Sonne, denn das Holz des Bodens hatte eine ganz andere Farbe im Licht. Ich musterte die helle Umgebung, doch bemerkte dann, dass ich immer noch alleine war. Er war wohl heute Morgen nicht mehr zurück gekommen. Vermutlich verbrachte er die Nacht bei einem seiner Fangirls, was mir egal sein konnte. Ich schnappte mir seine Jacke von der Couch und zog sie an, um dann rasch die Hütte zu verlassen.
Ich staunte kurz über die schönen hohen Bäume, die ich nie so wahr genommen hatte, denn immer war etwas anderes, auf das sich meine Aufmerksamkeit konzentrierte. Ich nahm mir einen Moment Zeit, mich genüsslich zu stecken und mir die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen und machte mich dann auf den Weg nach Hause.
Vor dem Wialtrama sah ich mehrere Männer und Frauen, die mir nie aufgefallen waren und die hübsch angezogen waren. Ich wollte sie nicht weiter beachten, doch komischerweise schauten mich alle gleichzeitig an und nickten mir freundlich zu. Ich runzelte verwirrt meine Stirn und winkte ihn verlegen zu, um anschließend schnellen Schrittes nach Hause zu laufen.
Kaum vor der Haustür öffnete meine Oma diese schon. Es war irgendwie amüsant zu wissen, dass sie mich schon von weitem riechen konnte.
"Du warst also bei Jayden. War er anständig?", sprach sie ruhig und nahm mich liebevoll in den Arm.
"Er war gar nicht da", hauchte ich ihr zu und betrat dann endlich mein Zuhause, nachdem ich so lange unterwegs gewesen war."Hast du Hunger? Ich habe Brötchen und Eier gemacht."
Sie lief voraus in die Küche und reichte mir einen Teller. Ich nahm den Teller und schaufelte mir eine große Portion auf ihn. Mein Hunger war wirklich groß und es wunderte mich, dass ich überhaupt so lange ohne Essen auskam.Ich lief mit meinem Teller in der Hand ins Wohnzimmer und stellte ihn auf dem Couchtisch ab, um mir dann die warme, wohlriechende Jacke auszuziehen und anzufangen zu essen.
Meine Oma kam mit zwei Tassen Kaffe zur Couch und setzte sich neben mich.
"Da hat aber jemand Hunger", lachte sie und trank dann einige Schlücke ihres Kaffees.
"Sag mal, Oma. Ich hab mehrere Leute in Anzügen und Kleidern vor dem Wialtrama gesehen. Weißt du wer sie sind?", fragte ich sie und nahm noch einen weiteren Bissen der leckeren Rühreier.Ich bemerkte ihren nachdenklichen Blick und dann riss sie plötzlich erfreut die Augen auf.
"Oh Chiara. Ich hatte es ganz vergessen. Das sind Wölfe aus anderen Rudeln und am Wochenende ist unsere große Feier."
Sie stand auf und rieb sich aufgeregt sie Hände.
"Du musst dir ein schönes Kleid kaufen!", meinte sie dann noch und verschwand mit ihrer Tasse in die Küche.Ich blieb verwirrt zurück und dachte darüber nach, wieso andere Rudel sich hier aufhielten, wenn sie doch im Krieg waren? Wie viele Rudel gab es denn? Und was für eine Feier sollte das sein?
Neugierig griff ich nach meiner Tasse und folgte ihr, um mehr über das Wochenende zu erfahren.
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1010
Wenig Männer, viele Gedanken:D
Kann sich ja nicht alles immer um die Typen drehen ♡
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The human Mate - Seelen der Dunkelheit
WerewolfABGESCHLOSSEN Werwolf / Drama 1. Platz Fantasy Weltenaward Chiara erfährt von ihrer Mutter, dass ihr Opa verstorben ist und ihre liebste Großmutter nun alleine über die Runden kommen muss. Das konnte sie nicht zulassen, denn diese lebensfrohe Dame...