Kapitel 94

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Nach einer Ewigkeit knickte er jedoch ein und sah verbittert weg. Sein Kiefer spannte sich an. Er schien für sich einen Entschluss gefasst zu haben. Denn als nächstes hob er seinen Hund hoch und schnappte sich mein Handgelenk, um mit mir im Flur zu verschwinden.

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Ohne ein Wort zu verlieren, lief er die Treppen hoch. Den Fahrstuhl wollte er wohl nicht nehmen, da war ja RM. Den hatte er im Regen stehen lassen. Außer Atem kamen wir im 14 Stockwerk an. Dort schob er mich in eine Wohnung. Vermutlich seine Wohnung... moment mal!!

Heißt das, ich habe in den letzten Wochen im gleichen Gebäude wie Taehyung gewohnt und RM hat mir das nicht gesagt? Ich wurde ein bisschen sauer. Ein Blick zu Taehyung ließ das aber ganz schnell in Schuldgefühle umwandeln. Er sah mich zwar nicht an, aber ich konnte seinen Missmut deutlich spüren. Abgesehen davon, sah sein Hund mich so an, als hätte ich ihm höchstpersönlich sein Lieblingsspielzeug weggenommen.

Die Stimmung war zum Zerreißen angespannt. Ich habe gerade vor seinen Augen RM geküsst. „Warum bist du hier Jungkook?", er drehte sich von mir weg, ging zum Fenster. Wohlbemerkt war die ganze Seite des offen gestalteten Wohnzimmers eine Fensterfront und lieferte einen überragenden Blick über die Stadt. Wir waren hier im 14 Stockwerk, somit das Höchste, was dieses Gebäude zu bieten hatte.

Die ganze Wohnung schien sehr stillvoll eingerichtet zu sein. Hier und da waren ein paar merkwürde Gegenstände. Ich stempelte dies als Kunst ab.

Ich wusste nicht, ob ich ihm folgen sollte. Die Situation beengte mich. Schließlich ging ich doch ein paar Schritte auf ihn zu. „Ich wohne bei RM", die Antwort schien ihm nicht zu gefallen. Jetzt drehte er sich doch zu mir um. „Bitte was?", zur Untermalung bellte sein Hund nochmal empört auf.

„Seid ihr zusammen?", ich schüttelte den Kopf. Jetzt sollte ich ihm wohl die Wahrheit sagen. Schwer musste ich schlucken. Spürte wie mir eine stumme Träne über die Wange lief. Mein Körper zitterte.

Ohne es aufhalten zu können sprudelten die Geschehnisse meiner vergangenen Monate nur so aus mir raus. Am Ende legte sich ein unangenehmes Schweigen zwischen uns.

„Du warst obdachlos?", er schien besorgt. Seine Art wurde sanfter, wohl um sich selbst zu beruhigen, kraulte er durch das Fell seines Hundes.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?", ich musste mich zusammenreißen. Irgendwie kamen gerade so viele Gefühle in mir hoch. „Ich wusste einfach nicht wie", und das stimmte. Ich wollte vor ihm nicht den Eindruck erwecken, ich sei hilflos. So will man der Person, die man liebt, nicht gegenübertreten. Man will sie beeindrucken.

„Aber RM konntest du es sagen", er lachte. Es klang jedoch nicht nach einem freudigen Lachen. Es klang nach Spott.

Dabei wusste ich nicht, ob er mich oder sich selbst verspottete. „Du vertraust ihm mehr als mir, immer wieder gibt es diese Situationen zwischen euch. Ich habe versucht das zu ignorieren. Aber jetzt... Jungkook du wohnst bei ihm. Das ist heftig", ich konnte die Wut raushören, die er empfand. So langsam wurde ich jedoch auch wütend.

„Ich habe dir Geld gegeben, damit du zu mir kommen kannst, stattdessen knutschst du mit RM rum und treibst wer weiß was für Sachen. Ich habe mir so viel Mühe gegeben dich liebevoll zu behandeln, aber du gehst zu ihm. Nicht zu mir!", viel länger konnte ich mir das nicht mehr anhören.

„Du behandelst mich also liebevoll?", erstaunt über meine aufbrausende Art zog er die Augenbrauen hoch.

„Ich weiß doch garnicht, wo ich bei dir stehe. Wir treffen uns nur in der cozy cave. Du gibst mir lieber Geld, um mich wiederzusehen als einfach deine Handynummer rauszurücken. Du beschwerst dich darüber, dass ich was mit RM habe, aber du bist doch derjenige der mit ihm schläft und nicht nur mit ihm! Du schläfst jeden Tag mit anderen Kerlen! Am Anfang dachte ich, du machst das, weil du es musst. Weil du das Geld brauchst... aber das tust du nicht", ich konnte den Schwall an Tränen nicht mehr aufhalten. So lange habe ich meine Gefühle zurück gedrängt, wusste vorher nicht einmal, dass ich sie spürte.

„Sieh dich doch mal um Tae, du bist scheinbar stinkend reich und trotzdem prostituierst du dich! Und dann machst du mir einen Vorwurf daraus, dass ich was mit RM habe? Vielleicht war ich nur neugierig, wollte wissen, wieso ich dir nicht reiche. Wieso du unbedingt noch andere Männer brauchst. Tja... die Wahrheit ist wohl, ich bin dir einfach zu soft...", das letzte Wort sprach ich aus, als sei es ein Schwimpfwort. ohne eine Antwort von ihm abzuwarten stürmte ich raus. Raus aus seiner Wohnung, raus aus dem Gebäude. Ich wollte nur fort.

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I think... he has a point

Shy | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt