20 | Hoffnungslos verloren

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Danke für eure votes und Kommentare. Wünsche euch viel Spaß beim nächsten Kapitel.
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Ich zog den Rauch tief in meine Lunge, dann drückte ich die Kippe im Aschenbecher aus. Mein Blick glitt aus dem Fenster nach draußen. Wilde Schneeflocken tanzten dort umher. Ich hasste den Winter. Diese Jahreszeit war einfach nichts für mich. Mira fand den Winter ziemlich romantisch, ich überhaupt nicht. Als sie neulich an Silvester im Schnee spazieren gehen und das Feuerwerk anschauen wollte, hatte ich mich nur schwer dazu überreden lassen. Doch Mira hatte genau gewusst, wie sie ihren Willen bekam. Sie kannte mich eben doch ziemlich gut und ich war den Waffen einer Frau manchmal doch ziemlich schutzlos ausgeliefert. Ich schmunzelte bei dem Gedanken an den Silvesterabend, den Mira und ich in trauter Zweisamkeit verbracht hatten. Mein Blick wanderte zurück zu meinem Computerbildschirm.

Gerade hatte ich wieder ein paar Klamotten auf ebay vertickt. Seit ein paar Monaten verkaufte ich meine Ware auch außerhalb meines kleinen Bekleidungsgeschäfts. Die Sache lief unfassbar gut. Die Sachen gingen weg wie warme Semmeln und ich machte übertrieben gutes Geld damit. Den Verkauf von Schmuck und Uhren hatte ich allerdings inzwischen wieder eingestellt.

Ich schloss das Browserfenster, dann checkte ich die letzte RBA Runde meines absolut nicht ernstzunehmenden Gegners. Battlerap machte eigentlich nur Spaß, wenn der andere auch was draufhatte. Ansonsten fühlte ich mich schnell unterfordert und langweilte mich. Aber ich battlete jeden, den ich interessant fand, aber auch die No Names, die mich herausforderten. Es ging einfach nur darum, meine Skills zu trainieren und weiterzuentwickeln. Dadurch, dass ich die Leute so ein Bisschen kennenlernte, konnte ich immer einen geilen Gegnerbezug herstellen.

Die Hinrunde meines aktuellen Gegners langweilte mich schon, als ich diesen nervigen Ami-RnB-Beat hörte. Eigentlich rappte ich gern auf RnB-Beats, einfach weil sie langsamer waren und ich darauf geil Doubletime rappen konnte. Außerdem klangen sie einfach harmonischer. Der Hörer erwartete dann einen kuscheligen Lovesong und ich brachte dann darauf meinen Zuhälterstyle und packte richtig aus. Aber das hier würde ja ein Spaziergang.

Die ganzen Hater sahen einfach nicht, dass ich meiner Zeit voraus war.

Heute hatte ich entschieden, alles auf eine Karte zu setzen und Slick One von Selfmade Records aus Düsseldorf angeschrieben. Ich hatte geschrieben, dass ich einfach geil war und er sich meine Tracks reinziehen musste, die ich als Freedownload bereitgestellt hatte. Ich hoffte wirklich, dass er das tat! Ich hatte entschieden, Mira erst davon zu erzählen, wenn sich etwas Gutes daraus entwickelte.

Mein Blick fiel auf meine Uhr. Fuck! Beinah verrafft! Ich schaltete den Computer aus, zog mir ein paar Sneakers an und verließ in Jeans und Winterjacke meine Wohnung. Nur ein paar Minuten später parkte ich meinen Opel Corsa vor dem kleinen Jugendzentrum. Der Parkplatz war vollkommen zugeschneit und ich hatte kaum Lust, auszusteigen.

Als kleiner Junge war ich öfter mal hergekommen. Leise musikalische Klänge drangen an mein Ohr, als ich das Gebäude betrat. Rechts befand sich noch immer eine großzügige Couchecke, die bereits etwas in die Jahre gekommen war. Ein paar junge Mädchen schauten mich neugierig an. Neben der Sitzecke führte eine kleine Treppe zu einem Billardtisch hinab, an dem gerade zwei südländische Typen standen. Gegenüber der Eingangstür befand sich eine Theke, an der gerade niemand stand. Ich folgte der Musik zum Tanzraum. In der Mitte des Raumes tanzten ein paar kleine Jungs zwischen acht und zwölf Jahren hinter Mira zu irgendeinem RnB-Song. Ich schloss die Tür und schaute ihnen einen Moment lang zu.

Mira bewegte sich sehr exakt auf den Beat. Es war, als würde die Musik geradewegs durch ihren Körper hindurchfließen. Die Choreographie schien ziemlich gut ausgearbeitet, enthielt schnelle und langsame Elemente, aber alles in allem meines Erachtens nach schon kompliziertere Schrittfolgen. Als ich meinen Blick schweifen ließ, entdeckte ich ein paar Jungs und Mädchen in einer kleinen Ecknische in einer weiteren Couchecke. Ich konnte sie in der großen verspiegelten Wand sehen. In genau diesem großen Spiegel sah mich jetzt Mira. Lächelnd ging sie aus ihrer Choreographie heraus, während die Jungs artig weitertanzten.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt