91 | Aufbruchstimmung

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Ich ließ meinen Blick den Strand entlang schweifen. Es war leider schon unser letzter gemeinsamer Abend auf Madeira. Morgen früh bereits würden wir zurück nach Düsseldorf fliegen. Wir hatten versucht, den Tag so gut es ging zu nutzen. Wir hatten uns noch ein paar schöne Buchten angeschaut und dort ein paar schöne Stunden verbracht. Jetzt chillten wir am Strand und warteten auf den letzten Sonnenuntergang, den wir uns hier anschauen würden. Anschließend wollten wir etwas Essen und uns noch einen schönen Abend machen. Ich hatte natürlich auch schon ein paar Ideen.

Wir saßen nebeneinander im Sand und schauten auf das glitzernde Meer hinaus. Ich legte meinen Arm um Mira und sie legte ihren Kopf an meine Schulter. Ich war ziemlich froh, dass sie mir keine riesige Szene aus meinem heimlichen Treffen mit Yana gemacht hatte. Stattdessen war sie einfach nur froh, dass ich sie unterstützen wollte. Ihre Finger strichen sanft über meinen Unterarm und hinterließen ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut. Ich lächelte und schob meine Sonnenbrille auf die Nase. Mira schmunzelte und verdrehte die Augen.

„Was?", fragte ich sie und schaute sie an. Sie grinste. „Du und deine Sonnenbrillen.", kommentierte sie, „Ich find das wirklich schrecklich." Ich lachte. Mira mochte es nicht, wenn sie mir nicht in die Augen schauen konnte. Kurzerhand nahm ich die Brille wieder ab und schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Besser?" Sie lächelte. „Viel besser.", sagte sie und küsste mich, dann drehte sie ihren Kopf wieder zum Meer. Die Sonne senkte sich langsam und hüllte den Abendhimmel in ein Orange-Rot. Ich strich durch ihre offenen Haare. Sie waren noch immer ein wenig feucht vom kleinen Ausflug in eine der Buchten. Ein leichter Wind umspielte ihr Strandkleid.

„Ich würde so gern noch bleiben.", sagte Mira leise und schaute mich an. Ich lächelte. „Wir können ja wiederkommen." Sie nickte. „Danke, dass du mir diese schönen drei Tage geschenkt hast.", sagte sie jetzt und strich über meine Wange, „Ich konnte wirklich mal alles hinter mir lassen." Ich sagte nichts, drückte ihr stattdessen einen Kuss auf die Lippen.

Als wir an diesem Abend ziemlich spät vom Abendessen auf unser Hotelzimmer kamen, schaute Mira mich traurig an. Auch ich wollte eigentlich noch gar nicht zurück. Ich hatte mich gerade erst an die ziemlich losgelöste Stimmung gewöhnt und genoss diese unglaubliche Entspannung. Ich versuchte, nicht an die kommenden Wochen zu denken. Ich würde viel unterwegs sein und Mira musste irgendwann auch zurück zur Arbeit. Sie konnte zwar viel von mir aus erledigen, aber eben nicht alles. Sie musste vor Ort sein und sich um ihre ganzen Kids kümmern. Sie war nicht bereit, für irgendeinen kranken Typen ihre ganze Arbeit zu opfern und die Menschen im Stich zu lassen, die sich auf sie verließen. Ich verstand das, aber natürlich beunruhigte mich das auch. Ich wusste, dass damit auch die Ruhe vorbei sein würde, die wir gerade genossen hatten.

„Was willst du morgen anziehen?" Miras leise Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich fuhr zu ihr herum. Sie stand am Bett und schaute mich an. Auf dem Bett stand die kleine Reisetasche, die ich für uns beide gepackt hatte. Als ich den offenen Kleiderschrank sah, checkte ich, dass sie gerade schon mal unsere ganzen Sachen zusammenpacken wollte. Ich seufzte frustriert. Ich wäre einfach so gern noch etwas hiergeblieben!

„Ich weiß nicht, leg mir einfach irgendwas raus.", sagte ich und sank auf das Bett. Sie musterte mich einen Augenblick, während sie meine Shirts in die Tasche legte. „Hier.", sagte sie dann und warf mir ein weißes Shirt zu, „Für morgen." Ich beobachtete sie dabei, wie sie meine Shorts aus dem Schrank holte. Sie warf mir eine dunkelblaue Jeans zu und packte die anderen in die Tasche.

Wenig später zog sie den Reißverschluss der Tasche zu. „Ich glaube wir haben alles.", sagte sie dann, „Denk morgen früh bitte an dein Ipad." Ich nickte. „Okay. Vergiss du unsere Zahnbürsten nicht." Sie grinste und reichte mir ihre Hand. Ich musterte sie fragend.

„Sollen wir noch was spazieren gehen?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. „Lass uns lieber noch ein wenig auf dem Balkon sitzen und entspannen.", bat ich sie. Sie grinste. „Aber ein Strandspaziergang im Mondschein ist doch so romantisch...!" Ich lachte. „Ich bin die letzten drei Tage mehr gelaufen als in den letzten drei Monaten.", protestierte ich, „Außerdem waren wir den ganzen Nachmittag am Strand." Sie seufzte theatralisch und schaute mich dabei aus flehenden Augen an, bis ich schließlich nachgab. „Okay, ich gebe auf. Lass uns gehen."

„Schatz, wir müssen aufstehen..." Miras leise Stimme an meinem Ohr ließ mich langsam die Augen aufschlagen. „Hmm.", brummte ich. „Komm schon, wir müssen bald los.", sagte sie und zog mir etwas unsanft die Decke weg. „Hmm.", machte ich wieder und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war gerade mal halb sieben, also noch mitten in der Nacht. Ich seufzte. Wieso hatte ich keinen anderen Rückflug gebucht? Weil es keinen anderen gegeben hatte... Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Mira war bereits aufgestanden und lief durch unser Zimmer. Dann hörte ich die Tür vom Bad, anschließend das leise Rauschen des Wassers.

Als ich meine Augen schließlich wieder aufschlug, stand Mira vor mir und musterte mich lächelnd. Sie trug bereits eine knackige enge Jeans und ein weißes Top. Müde quälte ich mich aus dem Bett und verschwand im Bad, während Mira unnötigerweise noch ein wenig aufräumte. Nach einer kurzen Morgenwäsche schlüpfte ich in meine Jeans und mein weißes Shirt, stopfte die kleine Kosmetiktasche in die Reisetasche und suchte dann die Ladekabel zusammen. Stutzend schaute ich mich um, als ich das Ipad nicht finden konnte.

„Hast du das Ipad schon eingepackt?", fragte ich Mira, die sich gerade die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammennahm. „Nee.", sagte sie und klemmte ein paar Strähnen lose mit ein paar Spangen fest. Ich schaute mich suchend um und versuchte mich daran zu erinnern, wann ich das Teil das letzte Mal gesehen hatte. Ich konnte mich nicht erinnern. Gestern? Vorgestern? Ich machte mich auf die Suche. „Vielleicht liegt es auf dem Balkon.", stellte Mira fest, als sie sich ein großes blaues Halstuch um den Hals schlang.

Ich öffnete die Tür und warf einen Blick auf die Sessel und den Tisch. „Nee, hier ist es nicht.", sagte ich. Mira betrachtete noch einmal ihre Frisur, dann machte auch sie sich auf die Suche. Wir schauten wirklich überall. Im Bad, im Schlafzimmer, in jedem Schrank, unter jedem Sessel, unter dem Bett, in jeder Schublade. Es blieb verschwunden. „Das kann doch nicht einfach weg sein.", stellte ich gereizt fest. Mira seufzte. „Vielleicht ja doch." Ich schaute sie fragend an. „Wie jetzt?" Sie hielt ihre kleine Brieftasche in den Händen, in der sie neben ihrem Personalausweis auch ein wenig Bargeld aufbewahrt hatte. „Weil auch mein Geld verschwunden ist."

Wütend warf ich mein Portmonee aufs Bett. Mir fehlte nichts, wahrscheinlich, weil ich mein Bargeld immer bei mir gehabt hatte. Mira war erleichtert, dass sie mir vorher ihre Bankkarte gegeben hatte. Ich war trotzdem wahnsinnig sauer. Irgendjemand war in unser Hotelzimmer eingebrochen, hatte mein Ipad und Miras Bargeld gestohlen, und es war uns nicht mal aufgefallen. „Es war nicht viel, zweihundert Euro vielleicht.", sagte Mira besänftigend. Ich schüttelte den Kopf. „Mir geht's ums Prinzip, nicht ums Geld.", kommentierte ich gereizt. Ich war froh, dass offensichtlich sonst nichts verschwunden war. „Wir können es nur der Rezeption melden. Wenn wir Glück haben, hat es jemand gefunden. Wenn wir Pech haben, ist es weg.", sagte Mira. Ich nickte. „Ich weiß."

Natürlich konnte uns auch an der Rezeption niemand helfen. Die Polizei war zwar für eine Anzeige schnell vor Ort, konnte aber auch nichts ausrichten. Da ich keinen genauen Ablauf beweisen konnte, blieb auch eine Haftung vom Hotel aus. Ich war ziemlich genervt, versuchte aber, das an Mira nicht auszulassen. So ein beschissenes Ipad war genau so ersetzbar wie ihr geklautes Geld.

Als wir ein paar Stunden später boardeten, war ich schon ein kleines Bisschen ruhiger. Mira hingegen war seltsamerweise die Ruhe in Person. Sie hatte sich keine Sekunde über diesen Einbruch aufgeregt. Manchmal konnte ich sie nur bewundern. Lächelnd fiel ich neben sie, als wir unsere Sitzreihe erreichten. Sie nahm meine Hand und beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Sie war einfach unglaublich entspannt. Ich hoffte, dass das die nächsten Wochen so bleiben würde!

Ich hoffe ihr mögt die Geschichte noch :) ich freue mich immer ü er eure Kommentare und Votes :)))) vielen Dank

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt