63 | Kollegahs Eisprinzessin

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Eine Dreiviertelstunde später parkte ich nervös meinen Wagen vor meinem Haus. Mira hatte mir am Telefon nicht erzählen wollen, was passiert war, aber der Klang ihrer Stimme hatte mich ziemlich beunruhigt.

Ich warf achtlos die Autotür zu und lief die kleine Treppe zu meiner Haustür hinauf. Ich schloss die Tür auf und atmete tief durch. Was auch immer auf mich zukam, Mira hätte es mir direkt am Telefon gesagt, wenn es nicht ziemlich wichtig gewesen wäre. Verdammt, war sie etwa schwanger?!

Fuck! Konnte das wirklich sein? Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch, wenn ich derzeit noch keine Kinder geplant hatte, mit Mira konnte ich mir das wirklich gut vorstellen! Ich stellte mir vor, wie unser kleiner Junge oder unser süßes Mädchen aussehen würde. Allein der Gedanke, dass Mira mir eines Tages einen Sohn oder eine Tochter schenken könnte, erfüllte mich mit Stolz. Wenn es schon jetzt so weit war, wäre ich der glücklichste Mann der Welt.

Mira erwartete mich bereits im Wohnzimmer. Sie saß auf der Couch, in die Kuscheldecke gewickelt, und hielt mein Ipad in ihren Fingern. Als sie mich bemerkte, schaute sie erleichtert auf. In ihren Augen lag ein düsterer Blick, der mich sofort wieder ein wenig mehr beunruhigte. Die Vorstellung eigener Kinder verblasste.

Ich machte ein paar Schritte auf sie zu, dann beugte ich mich zu ihr hinunter und küsste sie. „Was ist los?", wiederholte ich meine Frage unseres Telefonats und versuchte, nicht all zu gereizt zu klingen. Ich wusste immerhin, dass sie mich nicht umsonst während eines Studiotermins nervös anrief, um dann so zu tun als hätte sie nur mal nachfragen wollen, wann ich nach Hause kam.

„Setz dich besser.", sagte sie. Sofort schossen mir tausend schlimme Gedanken durch den Kopf. War etwas mit meiner Mutter? Meiner Schwester? Mira griff beruhigend nach meiner Hand. „Niemandem ist was passiert, Schatz.", sagte sie schnell, als könne sie meine Gedanken lesen. Ich ließ mich neben sie sinken und sah sie erwartungsvoll an.

„Es gibt da etwas, dass du dir dringend anschauen musst.", sagte sie schließlich angespannt und versuchte sich offenbar zu kontrollieren. Dann schob sie mir das Ipad rüber. Waren etwa neue Fotos von uns aufgetaucht? Oder gar ein neuer behinderter Artikel? Ich hielt den Atem an und riskierte einen ersten Blick, nur, um in der nächsten Sekunde meine Augen aufzureißen und fassungslos mit offenem Mund auf das Display zu starren.

Kollegahs Eisprinzessin", prangte eine riesengroße rote Headline über einem noch viel riesigeren Foto. Etwas kleiner stand darunter: „Wie gefühlskalt ist seine Freundin?"

Das große Foto zeigte Miras Mutter. Sie saß blass, ungeschminkt und mit zerzausten Haaren in einem verlotterten Outfit auf einer blaugrauen abgewetzten Couchgarnitur vor einem Wohnzimmertisch aus Holz und schaute aus traurigen leeren Augen in die Kamera. In ihren Fingern hielt sie ein Blatt Papier. Ich atmete tief durch, bevor ich den Artikel zu lesen begann.

Die letzten Wochen müssen schwer gewesen sein für Irene N. (55). Das vergangene Weihnachtsfest hat die verlassene Frau ganz allein verbracht und auch den Jahreswechsel feierte sie für sich. Sie ist die Mutter von Kollegahs Freundin Mira N. (29), mit der sich der Rapper in den vergangenen Monaten verstärkt in der Öffentlichkeit zeigte. Wir berichteten bereits darüber.

Bisher äußerte sich der Rapper (31) nicht zu den Bildern auf Facebook, Instagram oder Twitter. Offenbar handelt es sich dabei nicht – wie häufig spekuliert -  um einen Promo-Move für sein bald erscheinendes Album. Denn nun erhebt die Mutter seiner Freundin schwere Vorwürfe gegen die beiden.

Sie habe bereits seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, die Kollegah laut Irene N.  bereits seit Kindestagen kennt. „Damals war er noch unbekannt. Ich habe ihn als Scheidungskind kennengelernt, damals machte er gerade sein Abitur." Von Anfang an soll es Reibereien zwischen ihm und den Eltern seiner Freundin gegeben haben. Dies sei so weit gegangen, dass sie Mira N. regelmäßig Hausarrest erteilten, um sie vor dem damaligen Kleinkriminellen zu schützen. „Doch Mira hatte ihren eigenen Kopf, wollte einfach nicht auf uns hören. Immer wieder ist sie weggelaufen. Wir wussten natürlich sofort, wo wir sie finden würden. Er hat sie uns regelrecht weggenommen und einen Keil zwischen uns getrieben!" Doch es kam noch schlimmer für die kleine Familie. Zu ihrem 18. Geburtstag verließ Mira N. ihre Familie, um mit dem Rapper ein neues Leben zu beginnen. „Sie hat von einem Tag auf den Anderen all ihre Sachen gepackt und ist ausgezogen. Als wäre das nicht schlimm genug, hat sie auch noch den Kontakt zu uns abgebrochen. Ich habe sie über acht Jahre nicht gesehen. Sie hat sich nie gemeldet. Nicht zu meinem Geburtstag. Nicht an Weihnachten."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt