55 | Business Paris

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Guten Morgen. Danke für eure Votes und Kommentare. Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel ❤ der gute Toni ist zeitweise etwas naiv oder einfach nur zu müde...
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Verschlafen drehte ich mich auf den Rücken, als der Wecker mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Mira regte sich müde neben mir und schlug langsam ihre Augen auf. Wir blieben noch einen Augenblick liegen. Ich war einfach zu fertig von den letzten zwei Recording-Tagen im Studio. Ich hatte mich derart gepusht, dass ich mein komplettes Album in 48 Stunden aufgenommen hatte - nüchtern! Doch die Qualen hatten sich gelohnt, denn nach über sieben Monaten Arbeit an meinem kommenden Album war es jetzt fertig zum Abmischen. In den kommenden Monaten würde die ganze Promophase auf mich zukommen und mir graute schon jetzt vor dem ganzen schönen, aber auch sehr anstrengenden Stress.

Mira zog mir ungeduldig die Bettedecke weg und scheuchte mich aus dem Bett. Woher auch immer sie um halb fünf am Morgen diese Energie nahm, ich beneidete sie darum. Das war normalerweise für mich eine ideale Zeit, schlafen zu gehen. Der Einfachheit halber hatte Mira bei mir übernachtet.

„Komm schon.", sagte sie und zog mir die Decke weg, „Ich freue mich schon so sehr auf Paris!" Ich grinste. Sie hielt Wort. Ihre nachdenkliche Stimmung der letzten Tage war verschwunden. Stattdessen schlüpfte sie aufgeregt in eine gemütliche Jeans. Nur eine Stunde später standen wir verschlafen am Check-In Schalter, um unser Gepäck aufzugeben. Ich hatte es kurzerhand schon vorher aufgeben wollen, aber Mira war der Meinung gewesen, dass es eben kurz vorher reichte. Ich war gereizt, weil die Schlange so lang war, aber Mira hatte so gute Laune, dass ich trotzdem lächelte.

„Tut mir leid.", sagte sie und setzte einen entschuldigenden Blick auf, „Du hattest Recht." „Ich weiß.", sagte ich, „Ich fliege immerhin gefühlt hundert Mal im Jahr." Mira setzte gerade an, etwas zu antworten, als eine Bewegung in meinem Augenwinkel meine Aufmerksamkeit erregte. Ein paar Mädchen, vielleicht achtzehn, standen am Schalter rechts von uns und tuschelten. Ich wandte mich Mira zu und verdrehte die Augen. Auch sie schien das erste Mal in unserer ganzen Beziehung ernsthaft genervt zu sein, als eines der Mädchen ihr Iphone zückte und ziemlich amateurhaft versuchte, uns unauffällig zu fotografieren.

„Ich regel das.", sagte ich entschieden und ging auf meine Paparazzi-Freundinnen zu. „Dann kommt mal her.", sagte ich bemüht freundlich und versuchte ein Lächeln. Während ich geduldig Fotos mit den Mädchen machte, gab Mira unser Gepäck auf. „Ist das deine Freundin?", fragte plötzlich die Hobbyfotografin, die vorher Fotos von Mira und mir gemacht hatte. Eigentlich wollte ich ihr sagen, dass sie das einen Scheißdreck anging. „Meine Cousine.", sagte ich stattdessen und warf einen flüchtigen Blick zu Mira. Ich hoffte inständig, dass sie meine Ausrede nicht gehört hatte. „Und wenn du cool bist, löschst du ihre Fotos wieder von deinem Handy.", sagte ich dann zu der Kleinen, „Sie kommt damit nicht so gut klar, dass ich so bekannt bin." Sie seufzte. „Okay, das verstehe ich.", sagte sie zu meiner Überraschung und ich beobachtete sie dabei, wie sie unsere Bilder löschte. „Danke.", sagte ich trotzdem freundlich, „Wo fliegt ihr denn hin?" „Nach Amsterdam.", sagte ihre Freundin. „Viel Spaß.", sagte ich. Ein wenig netter Smalltalk konnte jetzt nicht verkehrt sein.

Mira winkte mir unauffällig zu, als sie fertig war. Ich verabschiedete mich schnell und lief mit ihr in Richtung Sicherheitskontrolle. Ich seufzte, als sie mir einen eindeutigen Blick zuwarf. „Deine Cousine, huh?", zischte sie leise und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Tut mir leid, mir ist gerade einfach nichts Besseres eingefallen.", erklärte ich. „Klar.", zickte sie. Gott, was freute ich mich auf Paris!

Nachdem Mira und ich mit versteinerter Miene die Sicherheitskontrolle passiert hatten und ich mich fast vollständig entkleiden musste, weil der Typ ein absoluter Hurensohn war, dem es Spaß machte, mich zu demütigen, saßen wir schließlich kurz darauf im Wartebereich unseres Gates. Dass mich hier die nächsten Fans, diesmal Jungs, ansprachen, hob nicht gerade die Stimmung. Mira ließ es schweigend über sich ergehen und vertiefte sich in irgendeiner Modezeitschrift, die sie sich im völlig überteuerten Duty-Free-Bereich gekauft hatte, nur, um nicht mit mir reden zu müssen.

Ich konnte verstehen, dass sie enttäuscht war, aber was hätte ich tun sollen? Einfach zu ihr stehen? Einfach sagen, dass sie meine Freundin war? Wahrscheinlich. Mira beachtete mich erst wieder, als unser Flug aufgerufen wurde. Ich folgte ihr stumm bis in den Flieger, dann endlich brach sie ihr Schweigen.

„Kannst du das bitte wegpacken?", fragte sie und reichte mir ihre Handtasche. Ich verstaute sie im Handgepäck-Fach, als sie sich in ihren Sitz gesetzt hatte. Ich fiel neben sie. Sofort schlug sie ihre Modezeitschrift wieder auf, die sie vorher aus der Tasche genommen hatte. Ich beobachtete sie einen Augenblick, dann nahm ich ihr das Klatschblatt aus den Händen. Sie sah mich fragend an und hob eine Augenbraue. Sie sah ziemlich sexy aus. Ich schmunzelte. „Könntest du mir bitte die Zeitschrift wiedergeben?", fragte sie etwas weniger gereizt, „Ich muss schon mal ein paar Klamotten raussuchen, die du deiner Cousine als Wiedergutmachung kaufen kannst."

Als wir eine gute Stunde später aus dem Flieger stiegen, war Miras Stimmung wie ausgewechselt. Ich traute dem Braten zwar nicht, folgte ihr jedoch trotzdem lächelnd zum Gepäckband. Als wir schließlich das Hotel erreichten, das ich für uns beide gebucht hatte, hellte sich Miras Stimmung noch ein wenig mehr auf.

Das Hotel hatte etwa hundert Zimmer, davon einige Suiten. Es war erst vor kurzem architektonisch renoviert worden und in einer Mischung aus Empire-Stil und Luxus-Minimalismus gehalten.

Das gehörte natürlich alles zu meinem überragenden Weihnachtsgeschenk für sie. Ich hatte eine geräumige Suite gebucht und selbst mir als erfahrenem Hoteltester stockte einen Augenblick lang der Atem, als wir sie schließlich betraten. Unsere Suite war traumhaft schön. Sie war in blau-, weiß- und ecru-Tönen gehalten. Die Inneneinrichtung bestand aus modernen Möbeln, Seiden-Tapeten, strukturierten Wand-Panels und feinen Kristallwaren. Die Suite verfügte neben dem riesigen Bett über ein Marmor-Badezimmer, eine getrennte Badewanne und Wasserfalldusche und ein Doppelwaschbecken. An den großen Wohnraum grenzte eine Dachterrasse. Auf der Terrasse standen einige Loungemöbel mit direktem Blick auf den Eifelturm. Unwillkürlich griff Mira nach meiner Hand und drückte sie.

„Das ist wunderschön.", sagte sie schließlich leise und drehte sich zu mir. Das erste Mal seit unserem Flug schenkte sie mir ein strahlendes Lächeln. „Freust du dich?", fragte ich. Sie nickte. „Und wie!", lächelte sie und küsste mich. Mein kleiner Faux-Pas des Morgens schien vergessen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Sie zeigte kurz nach Neun. „Frühstück?", fragte ich grinsend. Sie grinste ebenfalls. „Sehr gern!", sagte sie, „Ich zieh mich nur schnell um."

Sie ließ mich stehen und kramte ein Paar Klamotten aus ihrem Koffer, bevor sie schließlich im Bad verschwand. Ich nutzte die Zeit, um unsere Koffer auszupacken. „Schatz!", rief Mira begeistert aus dem Bad, „Da ist ein Fernseher in unserem Badezimmerspiegel! Und von der Badewanne aus kannst du den Eifelturm sehen!"

Ich grinste. „Ich weiß.", antwortete ich und sie steckte ihren Kopf aus dem Bad. „Das ist der Wahnsinn!", platzte es aus ihr heraus, dann verschwand sie noch mal. Ich freute mich, dass sie wieder glücklich war und den Vorfall heute Morgen offenbar vergessen hatte.

„Was machst du da die ganze Zeit, Baby?", fragte ich, als ich schließlich ungeduldig das Badezimmer betrat. Mira stand vor mir, in einer schwarzen Leggins und einem blauen Longpullover, und fuhr zu mir herum. „Ich bin soweit.", sagte sie und steckte sich einen kleinen Ohrring an. Ihre Haare trug sie offen. Sie hatte ein paar niedliche Locken mit dem Lockenstab gezaubert und sich dezent geschminkt. Ich mochte ihren natürlichen Look so sehr. Ich fand ihn viel ansprechender als diese ganzen zugekleisterten Nutten!

Mira verließ das Bad und schlüpfte in ein Paar helle Winterboots mit Keilabsatz. Ich half ihr in ihre helle Jacke mit Fellkragen. Ich grinste, als sie ihre weiße Mütze aus dem Schrank holte und auf ihren Kopf setzte. Sie sah einfach zum Anbeißen aus! „Kommst du?", fragte sie, „Ich habe Hunger!"

Grinsend zog ich meine Boots und meine dicke Jacke an, dann griff ich nach ihrer Hand. Ich zog sie hinter mir her bis zum Ausgang. Vor dem Hotel blieben wir auf dem verschneiten Gehweg stehen. Mira schaute mich fragend an. „Wo frühstücken wir?", fragte sie. „Moment." Ich zog sie an mich und strich über ihre Wange. Dann beugte ich mich zu ihr und küsste sie sanft. Überrascht riss Mira die Augen auf, doch ich legte auch noch meine andere Hand an ihr Gesicht und küsste sie noch mal. Endlich konnte ich einfach nur ihr Freund sein, ohne, dass ich mich ständig zu allen Seiten umschaute!

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt