14 | Pokerfaces

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So. Weiter geht's. Danke für eure Kommentare und die Votes. Vor dem Kapitel möchte ich kurz anmerken, dass ich Kolles Drogenkonsum nicht verherrlichen möchte und auch nicht vorhabe, irgendjemanden dazu zu animieren, ihm nachzueifern. Ich möchte euch wie immer raten, die Finger davon zu lassen.
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Ich wartete noch eine ganze Weile, bis ich meine Fassung wiedererlangt hatte. Dann schließlich schaute ich Mira entschlossen in die Augen.

„Lass uns runtergehen.", sagte ich und nahm Miras Hand. Ich hielt ihre Hand noch immer, als wir wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten. Miras Mutter hatte inzwischen den Esstisch wieder aufgeräumt und alle Spuren des Abendessens beseitigt. Ihren Eltern jetzt, mit diesem neuen Wissen, ins Gesicht zu schauen, trieb eine selten verspürte Übelkeit in mir hoch. Ich verachtete ihre Eltern für das, was sie mit Mira machten. Ich wusste nicht, wen ich widerlicher fand; ihren Vater oder ihre Mutter, die wahrscheinlich bei allem einfach nur zuschaute?!

Übertrieben höflich lächelte ihre Mutter mich an. „Konnte Felix dir helfen?", fragte sie und beobachtete uns prüfend. Mira nickte schnell. „Ja, ich denke schon. Aber vielleicht sollte ich mich trotzdem regelmäßig mit ihm treffen. Das hilft mir bestimmt sehr, mich noch zu verbessern."

„Darüber sprechen wir noch mal.", mischte sich nun ihr Vater ein und durchbohrte mich mit seinem finsteren Blick. Dieser dreckige Bastard konnte froh sein, dass er den folgenden Morgen erleben durfte.

„Es ist auch schon sehr spät.", sagte er jetzt kühl und schaute mich auffordernd an. Wie es aussah warf er mich dann wohl jetzt endgültig raus. Mein Herz zerriss bei dem Gedanken, Mira hier alleine zu lassen - alleine mit ihm!

„Das stimmt.", sagte ich trotzdem höflich und zwang mich zu lächeln, „Ich muss ja morgen auch wieder ganz früh raus." Musste ich wirklich. Eigentlich wäre ich aber viel lieber bei Mira geblieben

„Vielleicht können wir ja einen festen Tag für die Französisch-Nachhilfe ausmachen.", testete ich noch einmal die Grundstimmung mir gegenüber an, „Das wäre auch für meine Planung ganz gut. Ich habe nämlich einen sehr strikten Wochenplan und viele Termine für meine eigenen Lerngruppen."

Mira krallte sich unmerklich an meiner Hand fest und unterdrückte wahrscheinlich gerade ein Lachen. Ich war fasziniert von dem Pokerface, dass sie aufsetzen konnte. Sie verzog nicht eine Miene.

„Wir besprechen das mal mit Mira. Sie kann dich dann ja anrufen und mit dir etwas ausmachen.", sagte ihre Mutter übertrieben nett, „Wie viel nimmst du denn die Stunde?"

Waren zwanzig Euro für neunzig Minuten realistisch? Ich hatte doch keine Ahnung! „Zwanzig Euro, aber bei Mira mache ich natürlich einen Freundschaftspreis.", zwinkerte ich ihrer Mutter zu und sie lächelte. „Das habe ich erwartet.", sagte sie jetzt, „Wir sprechen hier noch mal über die Nachhilfe."

Das klang zumindest nicht nach einem Nein. Ich streckte Miras Vater die Hand hin. „Herr Nowak, es war schön, dass Sie mich eingeladen haben. Ich fand es sehr schön, Sie näher kennenzulernen.", sagte ich und schüttelte seine Hand. Er musterte mich düster. „Hat mich auch gefreut, Felix.", brummte er, „Unser erstes Kennenlernen vor der Tür deiner Wohnung war vielleicht doch etwas unglücklich."

Ich winkte gespielt gelassen ab. „Vergessen Sie das, Herr Nowak. Das war ja auch eine wirkliche Ausnahmesituation. Ich an Ihrer Stelle wäre sicher auch ziemlich aufgebracht gewesen. Wer weiß, wie ich da reagiert hätte?"

Ich wandte mich nun Miras Mutter zu. „Frau Nowak, vielen Dank für die Einladung und das wirklich leckere Essen.", raspelte ich so dick Süßholz, dass mir von meinem eigenen Gelaber kotzschlecht wurde. „Es freut mich, dass es Dir geschmeckt hat.", sagte sie und lächelte wieder ihr ekelhaftes Fake-Lächeln.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt