95 | Showdown

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Ohne groß darüber nachzudenken, stürmte ich die Treppe hinauf. Mein Herz hämmerte so laut in meiner Brust, dass meine Ohren gleich sicher zerspringen würden! Mir gingen so viele Szenarien durch den Kopf, doch alle waren mindestens gleich grausam! Wieso war ich nur weggefahren?! Wieso hatte ich sie allein gelassen?!

„Fass mich nicht an!", hörte ich Mira schreien, dann schließlich ein dumpfes Geräusch. Ich hörte ein dunkles Männerlachen, bevor ein weiteres undefinierbares Geräusch folgte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Es war seltsam, aber ich spürte seine Anwesenheit. Ohne zu zögern, stieß ich die Tür zu meinem Schlafzimmer auf. Das pure Adrenalin, das durch meinen Körper pumpte, ließ mich alle möglichen Gefahren vergessen. Das Blut gefror mir in den Adern, als ich den dunklen Schatten sah, der sich über das Bett beugte. Mira strampelte unter ihm und verpasste ihm jetzt zu meiner Überraschung einen harten Boxer gegen seinen Kopf. Ich hörte ein leises Knacken. Er hob seine Hand, um ihr dafür eine Ohrfeige zu verpassen. „Miese Schlampe!"

Ohne zu zögern stürmte ich auf ihn zu und stieß ihn von ihr. Dann schaltete mein logischer Menschenverstand aus. Alles, was mich jetzt leitete, war mein unsagbarer Hass auf ihn und auf das, was er meiner Freundin an Seelenqualen angetan hatte. Im Bruchteil einer Sekunde liefen alle Nachrichten, Briefe und Bilder vor meinem Unterbewusstsein ab, während mein Körper von einer selten gefühlten Hitzewelle erfasst wurde. Ohne darüber nachzudenken, stieß ich ihn noch mal nach hinten und verpasste ihm einen Schwinger, der ihn abermals ins Wanken brachte. Doch er fing sich wieder und schaute mir jetzt erstaunt in die Augen. Erst jetzt schien er zu checken, was hier gerade passierte und dass ich überraschend nach Hause gekommen war. Damit hatte dieser Bastard wohl nicht gerechnet! In der Dunkelheit erkannte ich ansatzweise sein Gesicht, doch ich wartete nicht, sondern schlug direkt wieder und wieder zu. Schnell musste ich feststellen, dass auch er kein schlechter Kämpfer war und kassierte den einen oder anderen Faustschlag gegen den Kopf und in die Magengegend. Er verpasste mir einen heftigen Lowkick in die Rippen, doch ich spürte keinen Schmerz. Ich griff ihn an seinen Schultern und rammte ihm mein Knie in den Magen. Er stieß mich von sich und schlug nach mir, doch seine Faust traf mich nicht. Ich warf ihn mit voller Wucht gegen die Wand und machte mich für mehr bereit, als schließlich seine Gegenwehr brach und er benommen mit dem Rücken gegen die Wand sackte.

Blut lief aus seiner Nase und aus seinem Mund. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit und fixierten mich. Ich hatte schon viel gesehen und erlebt, aber dieser Anblick war selbst für mich neu! Er hatte in etwa meine Statur, vermutlich nur einen nicht so gigantischen Bizepsumfang. Auch, wenn er ein anderes Gesicht hatte als ich, hatte er meinen Style bis ins kleinste Detail kopiert. Er hatte denselben Haarschnitt, dieselbe Haarlänge und denselben Bart. Er trug eine dunkle Hose und einen dunklen Kapuzenpullover mit Reißverschluss. Darüber trug er eine offene Lederjacke. Er lächelte süffisant im Mondlicht, das durch das Schlafzimmerfenster fiel. Blut klebte an seinen Lippen. Selbst ich als Mann empfand das als ziemlich gruselig.

„Ja...", grinste er schließlich keuchend und brach das unheimliche Schweigen zwischen uns, „So wie du gucken viele bei diesem bosshaften Anblick." Trotz seines Grinsens waren seine Stimme und sein Blick kalt wie Eis. „Ist ja auch kein Wunder.", erwiderte ich mit einer Kälte in der Stimme, die selbst mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, „Welcher Hurensohn lebt schon das bosshafte Leben eines Anderen?" „Ja, die Frage habe ich mir auch immer gestellt, wenn ich wieder eines deiner jämmerlichen Interviews gesehen habe.", sagte er kalt und wischte sich über den blutverschmierten Mund. Irgendwie fand ich es seltsam, quasi eine Unterhaltung mit mir selbst zu führen. „Du verdienst dieses Leben gar nicht. Und den Erfolg auch nicht.", sagte er hasserfüllt und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er versuchte, aufzustehen. „Und Mira verdienst du erst Recht nicht!" Ich lachte wütend auf. „So ein kranker Typ wie du kann das sicherlich gut beurteilen!", kommentierte ich eiskalt und sah auf ihn herab. „Es ist deine Schuld, dass sie sich ihre Gefühle für mich nicht eingesteht! Du blendest sie, so dass sie nicht sieht, wo sie hingehört! Aber du wirst auch noch verstehen, dass sie zu mir gehört! Sie will eigentlich auch lieber von meinem Schwanz so heftig gefickt werden, dass sie den Verstand verliert!", schrie er, schnellte plötzlich nach vorn und warf sich gegen mich. Genug geredet, Arschloch! Ich taumelte bei der Wucht seines Stoßes nach hinten, blieb jedoch stehen. Meine Rippen schmerzten von einem seiner Lowkicks, doch das war mir egal. Ich wehrte einen weiteren Kick ab und konterte so hart, dass er ein leises Stöhnen von sich gab und schließlich zu Boden ging. Ich war so außer mir vor Wut, dass ich ausholte, um nach ihm zu treten. „Schatz!"

Miras Stimme ließ mich innehalten. Erst jetzt warf ich ihr einen besorgten Blick zu. Sie näherte sich mir langsam und legte vorsichtig ihre zitternde Hand auf meine Schulter. Ich schaute besorgt in Miras Augen. Nur am Rand bemerkte ich ein paar blaue Jungs, die in mein Schlafzimmer stürmten. Ehe ich mich versah, drückten mich zwei von ihnen auch schon zu Boden. „Liegenbleiben!", schrie mich einer der Polizisten an. Ein paar weitere stürzten zu Hans-Henning auf den Boden. Irgendetwas lief hier ziemlich falsch!

„Nein, das ist mein Freund!", hörte ich Mira rufen und der Griff um meine Schultern lockerte sich. „Oh...", sagte der Polizist, der mich gerade eben noch so behindert angebrüllt und zu Boden gedrückt hatte. „Entschuldigung." Er half mir paradoxerweise wieder hoch. Mein Blick blieb an Miras Stalker kleben, dem die Männer in blau gerade Handschellen anlegten. Eine warme Hand streifte meine und drückte sie. Erst jetzt sah ich wieder in Miras Gesicht. Ich war wie in Trance, während sie mir erleichtert in die Augen schaute.

„Ist alles okay?", fragte ich sie. Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ja.", sagte sie und versuchte, ihre Tränen wegzublinzeln. Es brach mir fast das Herz, das sie versuchte, selbst jetzt noch tough zu sein. „Hat er-", setzte ich an zu fragen, doch Mira schüttelte den Kopf. „Nein. Du warst ja hier." „Gott sei Dank!", sagte ich und zog sie erleichtert in meine Arme. Sie drückte sich fest an mich und schloss ihre Augen, während ich Hans-Henning sicherheitshalber mit meinem Blick fixierte.

„Ihre Freundin hat uns angerufen.", sagte einer der Polizisten, „Sie sagte, dass vermutlich ein Einbrecher im Haus sei, weil sie Geräusche gehört hat." Ich schaute Mira in die Augen. „Wieso hast du mich nicht angerufen?", fragte ich anklagend. Mira seufzte. „Dein Handy war aus.", klärte sie mich auf. Mein Griff ging automatisch zu meiner Hosentasche. Ich zog mein Iphone heraus und schaute auf das Display. Fuck! Mira hatte Recht!

Ich zog sie an mich und sie vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Ich strich über ihre Haare. So wenig ich die Bullen auch mochte, so froh war ich jetzt, dass sie gerade hier waren. „Die Terrassentür stand zum Glück offen. So konnten wir direkt ins Haus gelangen.", klärte er mich auf, „Wir haben aber noch einige Fragen an Sie.", sagte der Typ jetzt und schaute mich an. Ich nickte. „Sicher." „Wir müssen Sie bitten, uns zu begleiten.", sagte er dann. Mira starrte ihn entsetzt an. „Wieso denn ihn?!", platzte es aus ihr heraus. „Nun ja, er hat dem jungen Mann körperliche Gewalt angetan. Das ist Körperverletzung und-" Ich warf Hans-Henning einen letzten Blick zu und stellte fest, dass mein Handeln eher einer Körperzerfetzung gleichkam. „Aber er hat mich doch nur verteidigt! Das war Notwehr!", protestierte Mira. Der Beamte lächelte mild. „Bei allem Verständnis für ihren Freund...", sagte er dann und schaute mir in die Augen, „Wir würden trotzdem gern ihre Aussage auf der Wache aufnehmen." Mira schüttelte energisch den Kopf. „Aber das ist doch nicht richtig! Wenn Felix nicht gewesen wäre, hätte mich dieses Arschloch vielleicht umgebracht!" Ich schaute ihr besänftigend in die Augen und drückte ihre Hand. „Schon okay, Baby.", sagte ich ruhig, „Ich werde mitfahren. Alles wird gut. Vertrau mir." Sie seufzte. „Okay, aber dann fahr ich mit!" Der Beamte lächelte mild. Auch ich schmunzelte. „Das trifft sich gut, denn gerade an Sie haben wir sehr viele offene Fragen."

Ich hoffe, euch hat der längst überfällige Showdown gefallen! Ich freue mich so sehr über all euer Feedback und eure Votes! Ich kann kaum glauben, wie viele Leser diese Geschichte schon hat! Ich bin wirklich sehr glücklich und freu mich über jeden einzelnen Leser :) Danke, dass ihr immer noch dabei seid! ❤️❤️❤️❤️

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt