67 | Im Krankenhaus

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Als ich meine Augen wieder aufschlug, blendete mich ein grelles, künstliches Licht. Mein Körper lag angenehm weich. Ich drehte meinen Kopf, um mich umzuschauen. Direkt durchfuhr ein Schmerz meinen Körper und ich seufzte gequält auf.

„Schatz, ganz ruhig, ich bin hier." Plötzlich tauchte Miras Gesicht auf und ich spürte eine angenehme Wärme an meiner Hand. Sie war ungeschminkt, ziemlich blass und ihre Augen waren voller Sorge. Doch sie war noch immer wunderschön!

Ich versuchte mich umzuschauen, um zu verstehen, wo ich war. Nur langsam erkannte ich den kahlen Raum und die kleinen Holzschränke, dann schließlich einen kleinen Tisch an meinem Bett. „Du bist im Krankenhaus.", sagte Mira leise und strich ganz vorsichtig über mein Gesicht. Erst jetzt kehrten die bruchstückhaften Sekunden auf dem kalten Asphalt in mein Gedächtnis zurück.

„Du hattest einen ziemlich bösen Unfall.", sagte sie und wirkte dabei ziemlich gefasst. „Was‑", setzte ich an zu fragen, doch Mira schüttelte nur den Kopf. „Sprich jetzt nicht so viel, okay?", bat sie mich leise, „Es ist alles noch mal gutgegangen. Die ersten Untersuchungen haben gezeigt, dass du keine inneren Verletzungen oder Blutungen hast. Du hast dir allerdings deine Rippen ziemlich fies geprellt. Aber das wird wieder."

Ich atmete erleichtert auf. Miras leise Worte und die Hand an meinem Kopf machten mich ein wenig ruhiger. Es war wirklich schön, dass sie hier war. Hier bei mir. Sie drückte meine Hand sanft mit ihrer und ich erwiderte den leichten Druck. Sie lächelte, beugte sich über mich und küsste meine Lippen. Als sie mir jetzt in die Augen schaute, konnte ich die Erleichterung in ihren Augen sehen.

„Es tut mir leid, dass ich einfach so ausgestiegen bin.", sagte sie dann und strich sich fahrig mit ihren Fingerspitzen durch die langen Haare. Ich fand es wirklich bewundernswert, wie stark sie gerade war. „Das ist alles nicht mehr wichtig.", sagte ich entschieden. Ich erkannte, was wirklich zählte; dass es uns gesundheitlich gut ging. Alles andere war nebensächlich.

„Du wärst nicht hier, wenn ich im Auto sitzen geblieben wäre.", stellte sie leise fest. Ich seufzte. „Meinst du, das ist gerade wirklich der richtige Moment, dir Vorwürfe zu machen?", fragte ich, „Dich trifft keine Schuld. Es hätte ebenso auf dem Weg zu dir zurück passieren können." Mira biss sich auf die Unterlippe. „Du hast Recht. Trotzdem fühle ich mich schuldig."

Ich schüttelte den Kopf. Sofort waren die schrecklichen drückenden Kopfschmerzen wieder da. „Hör auf.", sagte ich leise, „Ich brauch das jetzt nicht." Mira sah mich schuldbewusst an. „Tut mir leid."

„Ich hab dir deine Tasche mitgebracht.", sagte sie schließlich, „Die, die du für die Nacht mit zu mir gebracht hast." Ich nickte zaghaft und kämpfte mit dem nächsten Schwall Übelkeit. Bevor ich checkte, was abging, kotzte ich auch schon auf den Fußboden.

Den nächsten Tag verbrachte ich nach einer Nacht im Tiefschlaf auf ziemlich guten Schmerzmitteln überwiegend mit Rumliegen und Untersuchungen. Mira wich mir dabei keinen Augenblick von der Seite.

Sie begleitete mich zunächst für einige Untersuchungen in die Neurologie. Anschließend besorgte sie sich dann lediglich schnell einen Kaffee in der Krankenhauskantine und wartete mit mir geduldig auf die nächsten Röntgenuntersuchungen. Es gab mir ein ziemlich gutes Gefühl, dass sie da war und mich begleitete. Nach den Röntgenuntersuchungen wartete sie mit mir auf die Computertomografie und das MRT. Mich beeindruckte, wie positiv sie dachte und wie viel Mut sie mir zusprach, dass alles wieder gut werden würde. Nicht mal ich selbst als bekennender Optimist konnte das in dieser Situation.

Als wir schließlich irgendwann am Nachmittag auf mein Zimmer zurückkehrten, fiel ich seufzend auf mein Krankenbett. „Deine Mutter hat angerufen.", sagte Mira und reichte mir mein Iphone, dass sie den ganzen Tag über bei sich getragen hatte. Ich fuhr mir mit der flachen Hand über den Kopf. „Ich kann mit ihr nicht reden, bevor ich nicht weiß, was die Untersuchungen ergeben haben.", sagte ich aufrichtig. Mira strich über mein Haar. „Dann lass mich sie kurz anrufen, damit sie weiß, dass momentan alles okay ist. Sie macht sich bestimmt auch große Sorgen."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt