92 | Paranoia

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Gut gelaunt betrat ich am nächsten Morgen Korees Studio. Ich hatte mich hier mit einem Online-Magazin für ein Interview verabredet. Nach einem ziemlich guten ausladenden Frühstück mit Mira, mit dem sie mich als kleines Dankeschön für meinen Kurztrip nach Madeira überrascht hatte, war ich pünktlich hier angekommen. Noch immer steckte die gute Laune der vergangenen Tage in mir. Ich checkte hin und wieder meine Cloud und hoffte, dass der Dieb so dumm war, Fotos von sich zu machen, die dann automatisch dort hochgeladen wurden. Doch leider schien er bisher nicht so dämlich zu sein!

Ich begrüßte die Leute vom Online-Magazin, dann machte ich mir kurz einen Kaffee in der kleinen Küche. Ich bot der Crew noch etwas zu Trinken an. Sie entschieden sich dankend für Cola. Meine gute Laune an diesem Vormittag steckte die Crew offenbar an. Während ich also die Interviewfragen durchging, bauten sie fröhlich ihr ganzes Equipment auf. Dann irgendwann chillte ich mich in den gemütlichen Sessel und beantwortete ausgiebig und geduldig so ziemlich jede Frage, die mir mein Interviewpartner stellte. Wahrscheinlich hielt diese Tiefenentspannung des Kurztrips noch ein wenig an. Fragen zu Mira oder meiner angeblichen Fremd-Flirterei stellte er mir nicht. Ich hätte sie sowieso nicht beantwortet, aber sie war auch in seinem Fragenkatalog gar nicht vorgesehen. Er beschäftigte sich viel mehr mit dem autobiografischen Teil meines Albums und schoss sich auf die Frage ein, ob ich mir vorstellen könne, irgendwann mal eine Biografie zu schreiben.

Eine Stunde später verlagerten wir dann unser Interview in ein kleines Bistro. Dort tranken wir einen Kaffee, während wir einen zweiten Teil des Interviews aufzeichneten, der ein paar Tage später veröffentlicht werden sollte.

Als ich die Crew dann am frühen Nachmittag nach ein paar Fotos verabschiedete, warf ich das erste Mal einen Blick auf mein Iphone. Ich hatte einfach vor lauter Interview nicht daran gedacht, mal draufzuschauen. Ich beantwortete ein paar WhatsApp-Nachrichten, checkte meine E-Mails, postete einen Beitrag auf Facebook und machte mich dann auf den Weg zu einem Foto-Shooting für meine Clothing Line mit den Jungs. Das Shooting verlief ziemlich chillig, dauerte jedoch trotzdem länger als erwartet. Der Hunger trieb uns anschließend für ein ausgiebiges Abendessen in ein Steakhaus.

Als wir auf unser Essen warteten, zog ich mein Iphone wieder aus der Tasche. Ich hatte seit meinem Interviewtermin nicht mehr groß Zeit gehabt, aber jetzt fand ich, sollte ich mich langsam mal bei Mira melden. Eigentlich war ich unruhig gewesen, da heute ihr erster Tag in Köln seit dem Vorfall auf ihrer Arbeit gewesen war. Aber da ich von ihr bisher nichts gehört oder gelesen hatte, war ich davon ausgegangen, dass alles gut war. Ich wollte mich gerade zu ihrer Nummer durchklicken, als der Kellner uns das Essen brachte. Ich verschob meinen Anruf ein weiteres Mal an diesem Tag und postete stattdessen schnell ein Foto von den Jungs und mir beim Abendessen, bevor ich genüsslich das gute Steak verspeiste.

Ein wenig erschöpft warf ich die Haustür hinter mir zu. Das Abendessen mit den Jungs hatte etwas länger gedauert und eigentlich wollte ich auch noch ins Gym fahren. Ich musste dringend trainieren. Aber jetzt wollte ich mich erst mal umziehen und einen Moment entspannen. Ein leises Klappern aus der Küche erregte meine Aufmerksamkeit. Fuck! Ich hatte es schon wieder vergessen!

Ich setzte den reumütigsten Gesichtsausdruck auf, den ich zu bieten hatte, und betrat die Küche. Mira stand gerade vor einem der Küchenschränke und schien ein paar Teller einzuräumen. „Hey...", begrüßte ich sie und sie drehte sich zu mir um. „Hey...", erwiderte sie und machte die Tür des Küchenschranks wieder zu. „Wie war dein Tag?", versuchte ich vorsichtig die Stimmung anzufühlen. Mira kam zu mir herüber und versuchte ein Lächeln. „Es geht so.", sagte sie, „Deiner?" Ich warf einen flüchtigen Blick auf meine Armbanduhr. „Lang.", stellte ich dann fest. Dann schaute ich wieder prüfend in ihre Augen und versuchte in ihnen zu lesen. Wieso setzte sie dieses ätzende Pokerface auf, anstatt mich einfach in den Arm zu nehmen und zu küssen?

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt