88 | Goodlife Poser

840 35 27
                                    

Mira beobachtete mich skeptisch, als ich mit dem Autoschlüssel in der Hand und einem lässigen Snapback-Träger mit Bart in ranzigen Cargo-Shorts vor das Gebäude trat. „Da vorne.", sagte er und deutete auf das Objekt meiner Begierde. Miras Blick folgte seinem ausgestreckten Arm, der schließlich auf einen Lamborghini zeigte. Sie verdrehte schmunzelnd die Augen, während ich mit dem Autovermieter die letzten Paar Meter bis zu diesem schwarzen Teufel lief. Wie gesagt, ich gab eigentlich nichts auf materielle Dinge, aber trotzdem lieh ich mir gern ab und zu auch mal einen geilen Sportwagen aus und drehte ein paar Runden. Die atemberaubenden Steilküsten Madeiras empfand ich als eine ziemlich coole Kulisse dafür. Ich ließ mich genüsslich grinsend auf den Fahrersitz fallen, während Mira uns nur langsam folgte. Sie sah atemberaubend aus in ihrem türkisfarbenen, knielangen Kleid. Ihre Haare fielen offen über ihre Schultern.

Sie musterte uns skeptisch, als der Typ mit der ranzigen Hose mir schließlich viel Spaß wünschte und verschwand. Mira sah ihm mit hochgezogener Augenbraue hinterher. „Der Vogel hätte mich aber jetzt schon mal kurz grüßen können.", stellte sie nüchtern fest und bedachte ihn mit einem letzten vernichtenden Blick in seinen Rücken, dann wandte sie sich schließlich grinsend mir zu. Ich musste ihr Recht geben. Ziemlich respektlos von diesem Typ eigentlich, meine Freundin nicht einmal anzuschauen. Andererseits - vielleicht war es auch der Respekt mir gegenüber. Oder er war vielleicht sogar verunsichert? „Naja...", sagte Mira jetzt trocken, „Er war sicherlich von deiner bosshaften Aura total eingeschüchtert." Ich lachte auf, dann schaute ich sie vom Fahrersitz an und lächelte mein schönstes Zahnpasta-Lächeln. „Na Kleine, Lust auf eine Spritztour?"

Mira musterte mich einen Augenblick lang mit zusammengekniffenen Augen, so, als müsse sie ernsthaft über mein Angebot nachdenken. „Du willst mit mir echt dein Goodlife zelebrieren, oder?", fragte sie dann, während sich ihre Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln verzogen. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, lief sie um den Wagen herum und ließ sich auf der Beifahrerseite fallen. Sie zückte ihre Sonnenbrille und schob sie auf ihre Nase. Ich startete den Wagen und genoss einen Augenblick lang das Geräusch des Motors. Er schnurrte wie eine Katze. Ich bekam richtig Lust, ihn ein wenig auszufahren.

Ich konnte nicht leugnen, dass mein Leben neben ziemlich viel Stress auch viele gute Seiten hatte. Mit meiner Freundin einen spontanen Kurzurlaub in einem hammermäßigen Hotel auf Madeira inklusive einem schicken Mietwagen einzulegen, gehörte auf jeden Fall dazu! Ich erkundete gemeinsam mit Mira ein wenig die Landschaft abseits unseres Hotels. Die kurvigen Bergstraßen an den steilen Küsten boten einen ziemlich atemberaubenden Blick auf das in der Sonne glitzernde türkisfarbene Meer. Immer mal wieder hielten wir an und machten ein paar Bilder von der Landschaft, vom Meer und vor allem von uns. Es war ein unheimlich geiles Gefühl, mit Mira endlich wieder diese unzerstörbare Einheit zu sein, die nichts und niemand erschüttern konnte. Es war, als könnte uns hier nichts und niemand etwas anhaben. Wir waren einfach frei. Frei und extrem losgelöst und glücklich!

Ich strich über meinen Kopf, als wir ein paar Stunden später wieder in unserem Hotelzimmer saßen. Es war nur ein kurzer Zwischenstopp, um uns etwas frisch zu machen und ein paar Badesachen zu holen, bevor es ans Meer ging. Ich hoffte, dass es um diese Jahreszeit schon möglich war, dort zu baden. Ich betrachtete schmunzelnd ein paar Bilder, die Mira und ich vorhin von uns gemacht hatten. Sie waren mit einer atemberaubenden Meereskulisse im Hintergrund entstanden. Ich hielt Mira im Arm, Wange an Wange, und wir strahlten glücklich um die Wette. Auf einem anderen Bild küsste sie meine Wange, auf dem nächsten küsste ich ihre Lippen. Ich lächelte.

„Fertig?", riss mich Miras Stimme aus den Gedanken. Ich sah von meinem Iphone auf und schaute sie an. Sie stand im Türrahmen, trug noch immer das türkisfarbene Kleid, hatte jedoch einen blauen Bikini darunter gezogen und hielt ein Strandtuch in der Hand. Ihre Haare hatte sie zu einem Knoten auf ihrem Kopf zusammengebunden, ihre Stirn mit einem blauen Tuch umwickelt. Ich schmunzelte. Sie sah unheimlich heiß aus, wahrscheinlich ohne es überhaupt zu wissen. „Ja.", sagte ich und erhob mich von unserem Hotelbett. Ich griff nach meinen Badesachen, dann nahm ich ihre Hand. „Komm schon, Ghetto-Girl, lass uns gehen."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt