74 | Rätselraten

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Ich konnte mich nur schwer beherrschen. Immer mehr brannte sich die Erkenntnis in meinen Kopf ein, dass ein ziemlich gestörter Typ auf meine Freundin stand. Sie schaute mich noch immer an. Doch inzwischen war die Angst in ihren Augen purer Erleichterung gewichen.

„Ich hatte wirklich große Angst, dass er irgendwelche Fotos an die Presse verkauft.", sagte Mira. Meine ganze Wut auf sie war verraucht. Stattdessen nahm ich sie einfach in meinen Arm, drückte sie fest an mich und schloss meine Augen. „Es wird alles gut.", versprach ich ihr und streichelte sie. Jetzt begann ihr ganzes seltsames Verhalten der vergangenen Wochen auch endlich einen Sinn zu machen.

„Als erstes wechselst du deine Nummer.", sagte ich, als wir uns wieder voneinander lösten. „Ja.", sagte sie, „Das ist sinnvoll. Das hätte ich schon viel früher machen sollen, aber ich wusste nicht, wie ich Dir das erklären sollte. Und ich wollte dich auf keinen Fall anlügen." Die Nummer hätte sie allerdings längst wechseln sollen, aber ich sagte nichts. Es war ihr schon schwer genug gefallen, mir davon zu erzählen. Ich wollte jetzt nicht auch noch beschissen reagieren. Sie wollte sich gerade an mich kuscheln, als ich aufstand. Sie beobachtete mich verunsichert. Ich lief zu ihrer Terrassentür und ließ die Rollos herunter. Mira lächelte als sie verstand. Ich versuchte ebenfalls zu lächeln, als ich mich wieder neben sie auf die Couch sinken ließ. Jetzt legte ich meinen Arm um sie und zog sie zu mir heran.

„Und du hast wirklich keine Idee, wer dir diese Nachrichten schicken könnte?", fragte ich und sah sie an. Sie schüttelte zaghaft den Kopf. „Nein. Ich zerbreche mir auch schon wochenlang den Kopf darüber, aber ich kenne niemanden, der so gestört ist." Ich seufzte. „Hat dich vielleicht mal irgendein Typ angemacht und du hast ihn abgewiesen?" Mira sah mich entsetzt an. „Meinst du nicht, dass ich auf die Idee auch schon gekommen wäre?", fragte sie, „Ich bin ja immerhin nicht blöd. Bestimmt habe ich mal jemanden zurückgewiesen, aber ich kann mich an keinen erinnern, der auf mich einen komischen Eindruck gemacht hat."

„Irgendein Exfreund von dir vielleicht?", fragte ich. Mira schüttelte den Kopf. „Das scheidet wohl eher aus.", sagte sie schnell. Ich hob skeptisch eine Augenbraue. „Bist du mit jedem deiner Exfreunde im Guten auseinander gegangen?", wollte ich wissen. Das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, immerhin war immer mal der eine oder andere Partner dabei, mit dem eine Trennung ziemlich unschön verlief. Ich erinnerte mich kurz an das kleine Drama rund um Clara zurück.

„Ja.", antwortete Mira mir jetzt auf meine Frage. „Was ja?", fragte ich irritiert, da ich vor lauter Gedanken den Zusammenhang zu meiner eigens gestellten Frage vergessen hatte. „Ja, ich bin mit ihm im Guten auseinander gegangen.", antwortete sie etwas genauer. „Mit allen?!", fragte ich fast entsetzt. Mira erwiderte meinen skeptischen Blick. „Es gab eigentlich nur einen." Ich lachte, doch ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.

„Du hattest nur einen Freund nach mir...?", stellte ich nüchtern fest und sah prüfend in ihre Augen. Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Doch Mira wich meinem Blick nicht aus. „Ja.", antwortete sie, „Ist das so verwerflich?" Es war nicht verwerflich, es kam mir einfach nur so irreal vor. Sie war immerhin eine ziemlich heiße Frau und ich konnte mir kaum vorstellen, dass kein anderer Mann sie hatte kennenlernen wollen.

„Nein, doch – keine Ahnung. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Ein Freund, in all den Jahren, ich meine, komm schon...", gab ich ehrlich zu. Mira hielt meinem Blick noch immer stand. „Ja." „Du verarschst mich.", sagte ich noch mal. Sie seufzte. „Nein. Ich wollte nach dir einfach lang keine Beziehung mehr.", erklärte sie, obwohl sie das eigentlich gar nicht musste. „Hast du ihn geliebt?", fragte ich. Ich wusste selbst nicht, wieso mich das so sehr interessierte, immerhin waren wir lang getrennt gewesen und auch ich hatte mein Leben gelebt.

„Felix, ist das jetzt gerade irgendwie wichtig?", fragte sie ernst. „Nein, ist es nicht.", gab ich zu. Mira lächelte sanft. „Siehst du.", sagte sie. „Trotzdem interessiert es mich, was in der Zwischenzeit in deinem Leben so passiert ist. Es gehört ja zu dir.", erklärte ich mich. Mira lächelte verständnisvoll. „Ich verstehe das. Aber um herauszufinden, ob es jemand sein könnte, den ich kenne, ist das nicht wichtig. Es ist kein Exfreund von mir. Ob es jemand ist, den ich mal abgewiesen habe, kann ich nur schwer sagen, aber ich erinnre mich zumindest nicht bewusst an irgendjemanden, dem ich ziemlich harsch zu nahe getreten wäre."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt