104 | Bonuskapitel Teil 2 - Antoine

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„Bist du ganz sicher, dass Du nicht noch mal das Gespräch mit deinen Eltern suchen willst?", hakte ich vorsichtig nach und schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Mira drehte sich zu mir und sah mir mit großen Augen und offenem Mund ins Gesicht. Ich wusste, dass sie nicht begeistert von der Idee war und nach allem, was vorgefallen war, konnte ich ihr das auch nicht verübeln. Trotzdem waren sie einfach ihre Eltern und wenn es überhaupt jemals einen Grund gab, sich eventuell mit ihnen auszusprechen und zu sehen, wie sich das Verhältnis entwickelte, dann jetzt.

„Hast du vergessen, dass sie uns verkauft haben?! Kannst du ihnen verzeihen, was sie uns angetan haben?! Was sie mir angetan haben?!", platzte es aus ihr heraus. Sofort umfasste ich besänftigend ihre Hände mit meinen. „Du weißt, dass ich das so nicht gemeint habe.", sagte ich schnell. „Ich kann dich nur nicht so unglücklich sehen." Mira biss sich auf ihre Unterlippe.

„Dass Du mit deiner Mutter nie wieder ein Wort wechseln willst, verstehe ich. Aber vielleicht möchtest du ja wenigstens deinem Vater eine Chance geben, seine Fehler wieder gutzumachen. Ich meine, er hat sicher auch viel falsch gemacht, und ich kann ihm nie vergeben, dass er deine ganze Geschichte öffentlich so breitgetreten hat, aber vielleicht verdient zumindest er ein Gespräch mit dir. Ganz ohne Erwartungen oder Vergebung. Einfach ein Gespräch. Wenn Du danach der Meinung bist, dass auch er für dich gestorben ist, ist das okay. Aber ich spüre doch, wie sehr du dich gerade in dieser Zeit nach deiner Familie sehnst."

Mira schnaubte. „Ich sehne mich nicht nach dieser Familie. Niemand von ihnen hat mir damals geholfen. Sie haben mich alle im Stich gelassen. Vor allem er!"

Mira senkte ihren Blick. „Ich finde es traurig, dass sie mir beide so in den Rücken gefallen sind, nur, um sich selbst in der Presse zu profilieren. Ich kann ihnen das nicht vergeben. Beiden nicht."

„Dann wäre ein Gespräch doch aber vielleicht wirklich ein guter Schritt. Du könntest herausfinden, ob du ihn trotz allem noch in deinem Leben haben möchtest oder ob du bereit dafür bist, für immer mit ihnen abzuschließen und sie hinter dir zu lassen. Wenn du an diesen Punkt kommst, fühlst du dich frei und deine Gedanken hören auf, sich damit zu beschäftigen, dass deine Familie eben nicht den schönsten Tag deines Lebens mit dir teilt."

Mira schaute in meine Augen. Sie schien ernsthaft über meine Worte nachzudenken. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollte ich mich mit meinem Vater treffen. Vielleicht sogar mit meiner Mutter. Ich muss ihnen sagen, wie sehr mich ihre Geschichten nach all der Zeit enttäuscht haben und muss mir von der Seele reden, wie sehr mich das alles verletzt hat." Ich lächelte. „Ich begleite dich natürlich auch, wenn Dir das wichtig ist."

Mira lächelte. „Du bist einfach toll.", sagte sie, „Aber ich kenne dich. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Du hast deine Emotionen manchmal einfach nicht unter Kontrolle." Ich grinste. „Wie gut, dass Du so anders bist als ich. Überleg's dir einfach. Ich würde jedenfalls mitkommen, wenn du das möchtest."

Wir schwiegen einen Moment. „Und jetzt sollten wir uns vielleicht Gedanken darüber machen, wen wir noch so einladen wollen, bevor wir die Einladungen bestellen." Bevor sie wieder in bedrückenden Gedanken versinken konnte, deutete ich mit einem Kopfnicken auf die Kommode. „Hol doch mal nen Block, dann können wir das mal aufschreiben."

„Wieso ich?", fragte Mira. Ich warf ihr einen eindeutigen Blick zu. „Du weißt genau, wieso." Mira verdrehte die Augen und wand sich aus meiner Umarmung. „Ja, weil du ein dauerinvalider, alter Mann bist.", kommentierte sie nüchtern und umging absichtlich meine blöde Macho-Anspielung. Mira krabbelte aus dem Bett und zog einen Stift und einen Block aus der Kommode.

„Dabei würde dir ein Bisschen Bewegung nicht schaden.", klärte sie mich auf, als sie zu mir ins Bett zurückkehrte. Ich lachte dreckig. „Bisher hast du dich über meine Kondition noch nie beschwert.", grinste ich frech. Mira ignorierte meine Anspielung und drückte mir entschieden den Block gegen die Brust. „Hier. Du schreibst."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt