69 | Banger & Undercover Boss

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Ich warf frustriert den Kugelschreiber auf den Wohnzimmertisch. „Verdammte Scheiße.", fluchte ich und seufzte. Ich saß jetzt seit unzähligen Minuten über den Wohnzimmertisch gebeugt auf meiner Couch und versuchte, einen simplen Post-It Zettel mit Einkaufswünschen für Mira vollzuschreiben. Doch ich konnte nicht einmal die kurzen Wörter lesen, die sie vor mir auf das Papier geschrieben hatte.

„Was ist los?" Miras Stimme ließ mich aufschauen. Sie stand zwischen Küche und Wohnzimmer und sah mich an. „Ich kann nicht mal einen Einkaufszettel schreiben.", sagte ich und warf ihr einen verzweifelten Blick zu. Mira lächelte mild.

„Schatz, der Unfall ist gerade mal zwei Wochen her. Du bist erst eine Woche zuhause. Das wird schon alles wieder.", versuchte sie mich zu beruhigen und machte ein paar Schritte auf mich zu. „Aber es nervt mich.", sagte ich und lehnte mich auf der Couch zurück. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und sank auf meinen Schoß. Sie lächelte noch immer, strich mit ihren Fingerspitzen durch mein Haar und küsste mich. Dann griff sie nach dem Zettel und dem Stift. „Also, was soll ich dir besorgen?", fragte sie und sah mich aufmerksam an.

„Weißt du was?", entschied ich spontan, „Ich komme einfach mit. Dann kann ich auch selbst schauen, was ich haben möchte." Mira sah mich kurz nachdenklich an. „Du kannst auch hierbleiben und dich schonen.", sagte sie, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich schone mich den ganzen Tag. Ich muss einfach mal raus." Sie nickte. „Okay, dann komm..." Sie griff nach dem Zettel. „Hast du einen Wunsch fürs Essen?"

Als ich hinter Mira das kleine Einkaufszentrum betrat, bereute ich meine Entscheidung direkt wieder. Seit dem Unfall hatte ich mich ziemlich zurückgezogen. Ich postete nichts mehr und versuchte auch nicht aus Langeweile unnötig durch die Gegend zu surfen. All das war einfach nicht mehr wichtig. Das hatte ich inzwischen verstanden.

Bisher hatte mein Unfall es nicht in die Presse geschafft. Aber Mira tat auch alles, um mich von meiner Surferei fernzuhalten. Zeitweise hatte sie sogar mein Iphone gekidnappt. Als ich jetzt wieder in die richtige Welt eintauchte, nachdem ich die letzten Tage abgeschirmt wie unter einer großen Käseglocke verbracht hatte, konnte ich es nur schwer ertragen.

Es war nicht mal viel los, als wir den Supermarkt im Einkaufszentrum betraten. Aber die Anwesenheit anderer Menschen nervte mich. Ich hatte einfach ein ziemlich ungutes Gefühl. Doch ich versuchte es Mira nicht zu zeigen. Ich zog mir die Snapback noch ein wenig tiefer ins Gesicht. Mira war sich sicher, dass meine Tarnung sinnlos war, aber ich hoffte, dass dieser Look für die Menschen zu ungewohnt war um rechtzeitig zu erkennen.

Ich folgte Mira durch die Gänge und versuchte hin und wieder ein paar Kids auszuweichen. Sie lud nach und nach immer mehr Dinge in den Einkaufswagen. Dabei schaute sie sich immer wieder seltsam nervös um. Ich schmunzelte und trat dicht hinter sie, als sie gerade vor einem Regal stand und hektisch nach einer bestimmten Reissorte suchte.

„Was ist los, Baby?", fragte ich dicht an ihrem Ohr. Als Mira erschrocken zusammenzuckte, fuhr auch ich unwillkürlich zusammen. „Spinnst du?", fragte sie mich, als sie zu mir herumfuhr. Ich musterte sie verständnislos. „Wieso bist du so nervös?", fragte ich direkt und sah prüfend in ihre Augen. „Was meinst du?", tat sie ahnungslos, doch ich wusste genau, dass sie mich verstand. „Liegt es an mir?", fragte ich, „Hast du Sorge, dass wir wieder gesehen werden?"

Mira seufzte. Das war es also. „Tut mir leid.", sagte sie, „Es ist noch ziemlich ungewohnt für mich, dass wir uns so offen zeigen. Außerdem dachte ich, jetzt, wo du dich heute ein wenig verkleidet hast, möchtest du selbst gern unerkannt bleiben." Ich lächelte mild. „Du bist süß.", sagte ich, „Aber eigentlich ist diese Paranoia mein Job und ich habe mir ja fest vorgenommen, sie abzustellen. Jetzt musst du nicht damit anfangen." Mira fuhr sich nervös durch die Haare. „Okay. Ich versuche es."

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt