35 | Einfach so passiert

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Ich danke euch für die Votes und Kommentare. Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.
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Ich war wie hypnotisiert von ihren Augen und versank in ihnen, während ich ihre Taille fest umschlossen hielt. Mira stand inzwischen wieder sicher auf dem Boden, doch ich musste sie einfach festhalten. Plötzlich waren alle Gefühle von gestern Abend wieder da. Ich verdrängte das schlechte Gewissen zusammen mit meinem Verstand, beugte mich zu Mira hinunter und küsste sie. Sie wehrte sich und drückte sich von mir, doch ich hielt sie fest und küsste sie wieder.

„Felix, hör auf.", sagte sie zwischen zwei Küssen, doch ich ignorierte es. Stattdessen fuhren meine Hände um ihren Körper und pressten sie dichter an mich. „Felix!", versuchte sie es entschiedener, doch statt von ihr abzulassen, strich ich mit meiner Zunge über ihre Lippen. Sie zog ihren Kopf nach hinten und stemmte ihre Hände gegen meine Brust. „Lass mich los!" Ich legte meine Hand in ihren Nacken und zog sie einfach wieder zu mir, presste meine Lippen wieder auf ihre. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Unterlippe. Sie hatte mich gebissen! Erst jetzt checkte ich, was ich gerade getan hatte!

„Was stimmt nicht mit dir?!", schrie sie mich aufgebracht an. Ich starrte entsetzt in ihr Gesicht und ließ sie sofort los. „Tut mir leid.", sagte ich schnell und machte einen Schritt nach hinten. Erst jetzt bemerkte ich, dass Miras Finger zitterten und glaubte, Tränen in ihren Augen aufschimmern zu sehen. Ihre Atmung war flach geworden. Fuck! Ich war so ein Idiot! Wie hatte ich das nur vergessen können?!

„Hey...", sagte ich und griff nach ihrer Hand, doch Mira zog sie weg. Sie zitterte und schloss die Augen, dann atmete sie einige Male tief durch. „Lass mich in Ruhe.", zischte sie und versuchte, sich weiter auf ihre Atmung zu konzentrieren. „Es tut mir leid.", wiederholte ich und nahm ihre zitternden Hände. Sie reagierte nicht, sondern versuchte, ruhig zu atmen. Ihr Puls war beschleunigt, doch inzwischen schien sie sich kontrollieren zu können.

„Wieso hast du das gemacht?", fragte sie mich und schluckte die Tränen in ihren Augen hinunter. Dann zog sie endgültig ihre Hände aus meinen. „Ich weiß nicht, ich musste dich einfach küssen.", gestand ich ihr.

„Ich rede von gestern!", fuhr sie mich an. Ich schluckte und kratzte mich am Hinterkopf, während ich nach den richtigen Worten suchte. „Es ist einfach so passiert.", sagte ich. Mira sah wütend in meine Augen. „Einfach so passiert?!", wiederholte sie fassungslos, „Einfach so passiert?!"

„Was hast du erwartet, Mira?", fragte ich, „Dass ich dich heute heirate?" Mira biss sich auf ihre Unterlippe. „Nein, aber ich habe auch nicht erwartet, dass du mich wie irgendeins deiner Groupies behandelst, eine heiße Nacht mit mir verbringst und mich danach eiskalt fallen lässt."

Ich konnte nichts erwidern, denn sie hatte Recht. „Ich kann das einfach nicht mehr!", fuhr ich sie aufgebracht an, „Ich kann nicht so tun, als wäre all das nie passiert und als hätte ich mich von dir niemals so verraten gefühlt! Meine Gefühle haben mich quasi überrannt! Ich wollte dir einfach wieder nah sein! Wie früher! Aber danach konnte ich eine Nähe einfach nicht ertragen! Es war einfach zu viel!" Sie sah mich einen Augenblick schweigend an, dann lief schließlich doch eine einsame Träne ihre Wange hinab.

„Ich fand es wunderschön letzte Nacht.", gestand sie mir. In ihren Augen lag wirklich keinerlei Reue. „Auch, wenn es irgendwie total unwirklich für mich war.", setzte sie trocken hinzu.

„Ich fand sie auch wunderschön!", gestand ich ihr aufgebracht, „Aber ich kann das nicht, Mira. Ich habe dich geliebt! Ich habe gedacht, dass du mit mir bis ans Ende der Welt gehen würdest, weil wir verdammt noch mal wie Bonnie und Clyde waren! Nicht mal mein Drogenticker-Biz und mein kleinkriminelles Rumgehustle haben dich abgeschreckt! Du hast trotzdem zu mir gehalten und ich habe nie verstanden, wieso sich das plötzlich geändert hat! Wie soll ich dir jemals wieder so blind vertrauen wie damals?"

Mira wischte sich die Träne von ihrer Wange. Sie konnte nichts sagen - weil ich einfach Recht hatte.

„Ich... Es..." Sie brach ab und strich sich verzweifelt durch ihre Haare. „Machen wir uns nichts vor Mira. Es war eine tolle Nacht, aber nicht mehr. Unsere Gefühle haben uns eingeholt, aber das mit uns hätte keine Zukunft mehr."

Ich sah in Miras Blick, wie sehr sie meine Worte verletzten. Doch sie sagte nichts, wandte stattdessen ihren Blick zum Meer und schluckte ihre aufkommenden Tränen hinunter. Dann atmete sie tief durch. „Okay.", sagte sie dann schließlich und blickte mir mit festem Blick in die Augen, „Dann weiß ich ja jetzt Bescheid." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte sie sich ab und ließ mich stehen.

Ich ließ mich auf die Steine sinken und schaute nachdenklich auf das dunkle Meer hinaus. Ich brauchte einfach einen kurzen Moment für mich. Ich wusste nicht, wie lang ich noch hier gesessen, meinen Gedanken nachgehangen und dem Meer gelauscht hatte, als ich schließlich wieder aufstand. Als ich schließlich wieder in unser Apartment zurückkehrte, schliefen bereits alle.

Ich trat leise auf meinen Balkon und rauchte noch eine Zigarette. Immer wieder kehrten meine Gedanken dabei zu Mira zurück. Als ich die Kippe schließlich ausdrückte, atmete ich ein letztes Mal tief durch und verschwand dann im Bett.

Der kommende Morgen verlief zum Glück so hektisch, dass ich gar nicht dazu kam, über Mira nachzudenken. Nach einem guten Frühstück packten wir unsere Koffer und brachten sie zum Auto, dann machten wir uns hektisch auf den Weg zum Flughafen. Unser Flieger ging zwar erst am Abend, aber wir mussten noch eine ganze Weile fahren, den Leihwagen abgeben, einchecken... In dem ganzen Trubel lief mir Mira nicht mehr über den Weg und ich war ziemlich froh darüber.

Als ich am Abend mit den Jungs in den Flieger stieg und in meinen Sitz fiel, entspannte ich mich. Trotz der turbulenten letzten zwei Tage mit Mira hatte ich meinen Urlaub sehr genossen und fühlte mich wie ein neuer Mensch. Ich hoffte, dass dieses Gefühl noch ein wenig länger anhielt. Da wir ein paar Stunden fliegen würden, entschied ich mich dazu, zu schlafen. Ich stöpselte meine Kopfhörer ein, ließ irgendeine Mucke laufen und schloss meine Augen.

Irgendwann in der Nacht weckte Alex mich wieder auf. Wir waren gerade in Düsseldorf gelandet. Ich schnallte mich müde ab, dann folgte ich den Jungs aus dem Flieger. Da wir ziemlich weit vorn gesessen hatten, ging es zum Glück ziemlich schnell. Mich nervten diese langen Schlangen dieser Menschen, die sofort aufsprangen, wenn das Flugzeug gelandet war. Das waren nämlich genau die Menschen, die beim Boarding immer ganz vorne am Schalter standen, um als erstes im Flieger zu sitzen. Was dachten diese ganzen Spastis? Dass der beschissene Flieger sonst ohne sie losfliegen würde?!

Als wir den Flieger verlassen hatten, war die Stimmung zwischen uns ziemlich ausgelassen. Wir alberten herum, lachten, drehten irgendwelche sinnlosen Videos und warteten währenddessen geduldig auf unser Gepäck. Es dauerte zwar eine ganze Weile, aber irgendwie nervte mich das heute nicht so wie sonst. Ich war wirklich tiefenentspannt aus dem Urlaub zurückgekehrt und fühlte mich voller Energie und Tatendrang für die kommenden Wochen. Ich war regelrecht heiß auf die nächste Zeit!

Plötzlich durchfluteten meinen Kopf unzählige Ideen für neue Projekte. Ich versuchte, sie bestmöglich in meinem Kopf zu strukturieren und hielt sie auf meinem Iphone fest. Ich konnte mir zwar nicht erklären, woher diese Produktivität mitten in der Nacht kam, aber ich versuchte sie bestmöglich zu nutzen. Eigentlich kannte ich diesen Hyperfokus nur aus meiner Drogenzeit.

Eine Stunde später fiel ich schließlich in mein Bett. Es fühlte sich gut an, wieder zuhause zu sein. Ich zog die Decke über mich und drehte mich auf den Rücken. Als ich meine Augen dann schloss, überkam mich relativ schnell auch der Schlaf.

Als ich am kommenden Nachmittag meine Augen öffnete, fiel nur mattes Licht durch mein Schlafzimmerfenster. Ich drehte mich grummelnd noch einmal um, als ich den Regen draußen bemerkte. Irgendwie war das Wetter in Kroatien sehr viel geiler gewesen als hier in Deutschland.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich schließlich aufstand. Nach einer Tasse Kaffee kehrten jedoch meine Lebensgeister zurück. Ich postete einen motivierenden Gym-Beitrag auf Instagram, verknüpfte ihn mit Facebook und machte mich auf dem Weg ins Gym - in der Hoffnung, dass ich dort nicht Marie über den Weg lief.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt