My ryde or die chick || Kollegah FF

93 | Eskaliert

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?", fuhr ich Mira aufgebracht an. Mein Blick hatte sich verfinstert. Sie stand vor mir in der Küche und verschränkte trotzig die Arme vor ihrer Brust. Ich wusste, dass sie es überhaupt nicht mochte, wenn ich lauter wurde, aber ich war einfach wahnsinnig sauer.

Am Nachmittag war ich von meinem Videodreh aus Spanien zurückgekommen. Zwei Tage lang war ich unterwegs gewesen. Jeden Abend hatte ich sie vom Hotel aus angerufen, um nach ihr zu hören. Zwei Tage lang hatte sie mir verschwiegen, dass sie neue Briefumschläge mit Fotos in meinem Briefkasten gefunden hatte! Stattdessen hatte ich mich darüber gewundert, wieso sie plötzlich Carla zu uns nach Hause einlud, um bei uns zu übernachten. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie wütend ich war. Allerdings überwog die Enttäuschung.

„Ich vertraue dir blind, Mira!", fasste ich nun meine Gedanken in energische Worte zusammen, „Wie kannst du mir so was nicht erzählen?!" „Weil ich dich nicht beunruhigen wollte!", erwiderte sie nicht weniger laut, „Was hättest du schon von Spanien aus machen wollen – außer dich aufzuregen?!" Ich fuhr mit der Hand über meinen Kopf. „Ich hätte dir zum Beispiel jemanden vorbei schicken können, der auf dich aufpasst!", schrie ich sie an. Ihre Augen funkelten angriffslustig. „Was hätte das geändert? Er hätte trotzdem noch was in deinen Briefkasten gesteckt!", antwortete sie. Ich konnte nicht glauben, dass sie wirklich noch versuchte, ihr dummes Verhalten vor mir zu rechtfertigen!

„Machst du dir überhaupt bewusst, dass er dich vermutlich beobachtet hat?! Vielleicht wusste er, dass du allein hier bist! Er hätte genau so gut hier einbrechen und Dir etwas antun können!", schrie ich und machte noch ein paar Schritte auf sie zu. Meine Gesichtszüge waren hart. Ich durchbohrte sie mit meinem düsteren Blick und ich biss wütend meine Zähne zusammen. „Hat er aber nicht!", sagte Mira trotzig. Ihre Augen schimmerten unsicher. Sie wusste, dass ich in dieser Diskussion im Recht war.

„Carla hat doch hier übernachtet.", sagte sie schließlich kleinlaut. „Und was hätte sie gemacht, wenn dieser Bastard wirklich hier eingebrochen wäre?! Hätte sie ihn etwa mit ihren High Heels beworfen?!", fuhr ich sie noch immer aufgebracht an. Versuchte sie sich vielleicht jetzt irgendwie aus der Sache herauszureden? Nein, das war nicht ihre Art. Wenn sie Scheiße baute, dann stand sie auch dazu.

„Ich weiß, ich hätte es dir sagen müssen.", räumte sie schließlich ein und wich meinem durchbohrenden Blick aus, „Aber ich weiß, dass du dann mit deinem Kopf hier bei mir gewesen wärst. Ich wollte nicht, dass sich das irgendwie auf deinen Videodreh auswirkt."

„Ich scheiße auf dieses verfickte Video, okay?!", schrie ich sie so laut an, dass Mira erschrocken zusammenzuckte. Sie schaute mich aus großen Augen sprachlos an. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt, doch bevor sie etwas sagen konnte, schloss sie ihn wieder. Sie starrte mir einen Augenblick lang ins Gesicht und schien ihre Worte bedacht zu wählen, um mich in meiner jetzigen Verfassung nicht noch weiter aus der Reserve zu locken. Es faszinierte mich noch immer, dass sie genau wusste, wie sie mich wann zu nehmen hatte.

„Pass auf, Felix...", sagte sie jetzt bemüht gefasst, „Wir sollten später weiter diskutieren." Ich sah sie fassungslos an, als sie sich jetzt von mir wegdrehte. Ich wusste, dass sie die Situation nur entspannen wollte, bevor ich endgültig meine Beherrschung verlor und vollends eskalieren konnte. Ich wusste, dass sie Recht hatte, aber ich war zu wütend, um jetzt nachzugeben. Ich griff fest nach ihrem Handgelenk und wirbelte sie unsanfter als gewollt zu mir herum. „Nein! Wir diskutieren jetzt!", erwiderte ich entschieden. „Spinnst du?!", fuhr sie mich an, „Das tut weh!"

Mein Blick fiel auf ihr Handgelenk. Sie riss sich von mir los und funkelte mich wütend an. Fuck! Ich ging gerade eindeutig zu weit. Ich wollte mich für meine rabiate Art entschuldigen, aber es gelang mir in diesem Moment einfach nicht. Ich war einfach zu wütend.