57 | Aufgeflogen

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Happy new year. Ich wünsche euch allen ein schönes Jahr.
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Wütend warf ich die Tür des Hotelzimmers hinter mir zu. „Schatz...", hörte ich Miras Stimme ziemlich weit weg. Den ganzen Weg zurück zum Hotel hatte ich versucht, mir nichts anmerken zu lassen, aber Mira kannte mich einfach ziemlich gut. Ich erkannte an ihrer Stimme, dass sie sich Sorgen machte. Ich zog meine Boots und meinen Mantel aus und verschwand im Badezimmer. „Ich komme gleich, Baby. Ich muss nur ganz dringend.", log ich und schloss die Tür hinter mir. „Als ob...", hörte ich Mira seufzen.

Ich fiel auf den Rand der Badewanne und zog mein Iphone wieder aus der Tasche. Dann klickte ich mich zurück zu den Bildern, die Alex mit geschickt hatte. Sie zeigten einen Artikel auf der Webseite dieses beschissenen Pseudo-Rap-Magazins, gespickt mit Bildern von Mira und mir. Das erste Bild zeigte uns im Restaurant. Mira schob mir gerade den in die Saucen gedippten Nacho in den Mund und lächelte dabei. Das zweite Foto zeigte uns auf dem Weg zurück zum Auto. Doch das eindeutigste Bild war eindeutig die dritte Aufnahme von Mira und mir, wie ich sie in meinem Wagen küsste.

Über sein Privatleben verliert der Rapper allgemein keine Worte. Vor allem seinen Beziehungsstatus will er geheim halten! Der Frage, ob er eine Freundin hat, weicht er stets geschickt aus. Doch wir wissen mehr! Die neue Freundin vom selbst ernannten Boss heißt Mira N., ist 28 und hat Sozialpädagogik in Köln studiert. Er wurde mit Mira bei einem romantischen Restaurantbesuch gesichtet. Es gab Nachos mit verschiedenen Saucen und eine große Flasche stilles Mineralwasser. Nach gut einer Stunde ging es weiter bei einem schnuckeligen Schneespaziergang. Klingt eher nach einem knappen Terminplan als nach rosaroter Romantik!

„Was für ein verdammter Hurensohn!", fluchte ich wütend und trat so heftig gegen die Tür der Badezimmerkommode unter dem Waschbecken, dass sie brach. Seufzend betrachtete ich das große Loch. „Alles okay?", fragte Mira zaghaft durch die Tür. „Ja, ich...Gib mir bitte einen Moment.", antwortete ich benommen und sank zurück auf den Badewannenrand. Ich wusste ganz genau, von wem dieser Artikel kam! „Fuck...Fuck...Fuck...", sagte ich leise und fuhr mir mit der flachen Hand über den Kopf. Ich schloss die Augen und atmete einige Male tief durch. Ich musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren, anstatt emotional zu reagieren. Sonst würde ich weitaus mehr bezahlen als diese Badezimmerkommode. Impulsives und unüberlegtes Handeln hatte mich sowieso langfristig nur selten wirklich weitergebracht.

Doch viel wütender als auf diesen Bastard war ich auf mich selbst. Wie hatte mir das passieren können?! Ich war immer so bedacht darauf, mich mit Mira nicht offensichtlich öffentlich zu zeigen, aber ich hatte diese Sache einfach unterschätzt. Als uns dieser Hurensohn zusammen in meinem Auto gesehen hatte, hätte ich wissen müssen, dass dieser Artikel früher oder später erscheinen wird. Ich hatte es einfach ignoriert, weil bisher nichts passiert war Ich war jetzt einfach Felix und nicht Kollegah. Felix war mit Mira zusammen, nicht Kollegah, die Kunstfigur. Ich war immer darauf bedacht gewesen, das nicht unbedingt auf der Beziehungsebene miteinander zu vermischen!

Ich war angewidert davon, wie schonungslos dieser Wichser in meine Privatsphäre eindrang. Immerhin bestand diese auch im öffentlichen Raum und eine Berichtserstattung darüber war nur zulässig, wenn sie im überwiegenden öffentlichen Interesse lag. Ich seufzte, als der Jurastudent aus mir herauskam, und wog kurz Argumente zur Einzelfallentscheidung in meinem Kopf ab. Durch die Abgeschiedenheit in der hinteren Ecke des Restaurants hatte ich eigentlich ein Recht auf meine Privatsphäre. Immerhin hatte ich mich in einem Moment der Entspannung außerhalb meiner beruflichen Pflichten befunden. Ich fand, dass sich diese Art der Berichterstattung nicht alleine durch die Neugier meiner Fans rechtfertigen ließ!

Außerhalb des Restaurants allerdings hatte der Pseudo-Journalist dummerweise keine offensichtlichen Hindernisse überwinden müssen, um uns mit einem Teleobjektiv professionell abzulichten. Dafür reichten schon seine Amateur-Bilder vom Iphone.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt