50 | Der Halbkanadier im Wald - geheime Traditionen

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Viel Spaß mit dem neuen Kapitel, welches ich gerne Maryjowe47 widmen möchte. Ich danke euch für eure Votes und Kommentare.
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Als Linda endlich die Tür wieder hinter sich zuzog, warf ich Mira einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid.", sagte ich und zog sie wieder zu mir heran. Ich drückte mich sofort wieder an sie und ließ sie spüren, dass ich noch immer heiß auf sie war.

Mira drückte mir einen Kuss auf. Sofort presste ich ihr wieder meinen Schwanz zwischen ihre Schenkel. Sie seufzte leise, begann mich dann wieder hingabevoll zu küssen. Gerade, als ich wieder den Kopf abschalten und mich fallen lassen konnte, klopfte es erneut. Ich knurrte und verdrehte die Augen. „Schatz, heute ist Weihnachten, das Fest der Liebe.", flüsterte Mira aufmunternd und lächelte. „Du sagst es, das Fest der Liebe! Ich will jetzt sofort mit dir Liebe machen.", antwortete ich leise und küsste sie erneut, dann löste ich mich wieder von ihr und wandte mich der Tür zu. „Ja?", sagte ich dann auffordernd, da bisher niemand die Tür geöffnet hatte.

Wieder steckte Linda ihren Kopf durch die Tür. Ich verdrehte die Augen. „Alter..!", knurrte ich genervt, doch Linda ignorierte es. „Mama hat Frühstück gemacht. Ihr sollt rüber kommen.", sagte sie, dann verschwand sie wieder. Ich vergrub einen Moment lang verzweifelt den Kopf im Kopfkissen und gab einen frustrierten Laut von mir.

„Komm schon.", sagte Mira aufmunternd, „Lass uns frühstücken gehen! Ich habe schon riesengroßen Appetit!" Fröhlich rollte sie sich zur Seite des Bettes. Ich sah sie mit großen Augen fassungslos an und deutete dann auf meinen Schoß. „Und was ist damit?", fragte ich sie entsetzt. Mira lächelte und beugte sich zu mir. "Deine Mama hat Frühstück gemacht. Das gehört sich nicht." Ich küsste sie. "Ich kann jetzt nicht aufstehen.", erwiderte ich gequält. Sie grinste. "Komm schon. Wir machen heute Abend weiter wo wir gerade aufgehört haben."

Mira schien sich wirklich sehr wohl zu fühlen. Sie blühte geradezu auf. Sie lächelte den gesamten Vormittag während des gemeinsamen Familienfrühstücks. Es war einfach schön, sie endlich wieder aus ganzem Herzen glücklich zu sehen. Eine ganze Zeit lang unterhielt sie sich mit meiner Mutter über irgendwelche Bücher, dann mit meiner Schwester über irgendwelche Serien. Als meine Mutter anfing, den Küchentisch wieder abzuräumen, stand Mira sofort auf um ihr zu helfen. Ich sah in den Augen meiner Mutter, dass ihr das gefiel. Mir gefiel viel mehr, wie gut Mira sich mit meiner Familie verstand.

Mira sah mich aus großen Augen an, während sich ihre Mundwinkel zu einem ungläubigen Grinsen verzogen. „Wir machen was?", fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach, wahrscheinlich in dem Glauben, mich nicht richtig verstanden zu haben. Sie saß aufgeregt auf dem Beifahrersitz, während ich meinen Wagen durch den Verkehr steuerte.

Mira trug ihren obligatorischen roten Mantel, einen dunklen Schaal, eine dunkle Bommelmütze und dunkle Winterboots, ich meinen knielangen schwarzen Wintermantel und eine dunkle Mütze, die ich mir über die Ohren gezogen hatte.

„Wir fällen jetzt unseren eigenen Weihnachtsbaum.", wiederholte ich und setzte einen möglichst ernsten Gesichtsausdruck auf. „Das meinst du ernst, oder?", fragte sie noch mal, während ihr Grinsen immer breiter wurde. „Sicher meine ich das Ernst, Schatz. Sehe ich aus, als würde ich Witze machen?"

Ich warf ihr einen ernsten Seitenblick zu. Sie strahlte. „Was ist?", fragte ich. „Ich finde das total cool.", platzte es jetzt euphorisch aus ihr heraus, „Ich wollte das schon immer mal machen! Ich habe noch nie meinen eigenen Baum ausgesucht und gefällt!" Ich lachte. „Nagut, dann wollen wir dir pünktlich zu Weihnachten endlich mal deinen Kindheitstraum erfüllen."

„Hast du das schon mal gemacht?", fragte Mira schmunzelnd. Vermutlich stellte sie sich das Szenario gerade schon bildhaft vor, wie der Boss in seinen Winterboots durch den Schnee stapfte und dann schließlich die Säge anlegte.

„Das ist langjährige Familientradition! Der Halbkanadier geht an Weihnachten ganz stilecht in den Wald, um seinen Baum selbst zu schlagen!" Mira grinste. „Und wieso hast du das damals nie gemacht?", fragte sie skeptisch. „Das habe ich auch damals schon gemacht. Du hast das nur nie mitbekommen, weil du mich nie dabei begleitet hast.", verteidigte ich mich. Mira grinste noch immer.

„Und wieso hast mir gegenüber nie erwähnt, dass Du den Baum besorgt hast?", hakte sie amüsiert nach. Ich seufzte gequält. „Weil ich mich damals noch dafür geschämt habe, ein so lieber Junge zu sein. Hör jetzt auf, mich zu ärgern!"

Nur wenig später stapften wir gemeinsam mit unseren roten Baumsägen in den Händen durch den schneebedeckten kleinen Weihnachtsbaumwald und kämpften uns durch hunderte Weihnachtsbäume.

„Guck mal Schatz! Der hier!" Ich fuhr zu Mira herum, die neben einer wirklich winzig kleinen Tanne stehengeblieben war. Ich grinste. „Die ist viel zu klein.", sagte ich. Sie verzog das Gesicht und folgte mir. „Hier, die ist doch geil!", sagte ich und blieb vor einer Tanne stehen, die mich noch um ein ganzes Stück überragte. Mira lachte. „Du spinnst. Die ist doch viel zu groß!"

„Passt doch. Eine bosshafte Tanne für den Boss.", kommentierte ich theatralisch und nahm den Baum ins Visier. „Du musst ihn aber ganz unten absägen.", sagte Mira ernst, „Wenn schon, denn schon! Nicht, dass du was von der bosshaften Tanne verschwendest."

Ich ging in die Hocke und warf ihr einen düsteren Blick zu. „Beruhig Dich, Baby. Ich mach das nicht zum ersten Mal." Sie grinste. „Entschuldige, ich hatte ganz vergessen, dass Du von Natur aus das Holzfäller-Gen mitbringst." Ich lachte, dann setzte ich die Säge am Baumstamm an.

Schnell musste ich feststellen, dass der Stamm der Größe entsprechend ziemlich dick war und ich vermutlich eine ganze Weile mit dieser billigen geliehenen Baumsäge sägen würde. Verdammt, wieso hatte ich nicht einfach die kleine Tanne von Mira genommen? Ich und meine große Klappe! Mira beobachtete mich amüsiert von oben.

„Brauchst du Hilfe?", fragte sie irgendwann und ging gegenüber von mir in die Hocke. Ich grinste. „Nein, bin gleich fertig." Mira inspizierte skeptisch den Baumstamm. „Hast du überhaupt schon angesägt?", lachte sie frech. Ich warf ihr ein Grinsen zu, hörte auf zu sägen und hielt ihr die Säge hin. „Hier.", sagte ich, „Du bist dran." Sie lachte, nahm mir jedoch wider Erwarten die Säge aus der Hand.

„Das ist eine Premiere und du hast die große Ehre, dabei zu sein.", sagte sie und setzte die Säge an. Ich beobachtete sie amüsiert und hielt dabei sicherheitshalber den Baum fest. Irgendwann wurden ihre Bewegungen langsamer und mühsamer. Sie schaute mich von unten flehend an und entlockte mir ein Grinsen. „Ich hab mir das irgendwie schöner vorgestellt.", sagte sie, „Nicht so anstrengend." Ich lachte, dann ging ich wieder in die Knie und nahm ihr die Säge ab. „Komm, ich mach den Rest. Halt du den Baum fest, damit der nicht gleich auf mich drauf fällt."

„Ich kann dir auch gerne beim Tragen helfen.", grinste Mira, als wir schließlich nebeneinander her zurück liefen. Ich trug dabei die große Tanne über der rechten Schulter, sie die Sägen. „So weit kommt das noch!", erwiderte ich entschieden. Natürlich würde ich mir nicht von meiner Freundin dabei helfen lassen, diese viel zu große und doch ganz schön schwere Tanne zurück zu tragen! Ich würde mir auf keinen Fall anmerken lassen, dass ich diesen beschissenen Baum absolut unterschätzt hatte! Stattdessen beschleunigte ich meine Schritte, die im Schnee laut knirschten. Als wir schließlich die Kasse erreichten, an der ich die Tanne etwas unsanft auf einen Tisch knallte, atmete ich unhörbar erleichtert auf.

Mira musterte mich amüsiert, bevor sie die Sägen wieder zurückgab. Dann beobachteten wir einen älteren Mann dabei, wie er unseren Weihnachtsbaum in einem Netz verpackte. Mira griff nach meiner Hand und ich schaute auf sie herab. Sie lächelte zufrieden und ich beugte mich zu ihr herunter, um sie zu küssen.

Der verschissene Baum war natürlich viel zu lang für meinen BMW. Die Tanne ragte hinten aus meinem Wagen heraus, also mussten wir den Kofferraum einen Spalt offen lassen. Dementsprechend frisch wurde es während der Fahrt, doch das schien Mira nicht sonderlich zu stören. Sie erfreute sich viel mehr an unserem kleinen Ausflug.

„Das war wirklich eine coole Idee. Und es hat echt Spaß gemacht!", sagte Mira fröhlich, als wir mit der großen Tanne im Wagen nach Hause fuhren. Ich lächelte zufrieden. Sie so glücklich zu sehen, machte auch mich glücklich. „Gibt es eigentlich noch andere Familientraditionen, die bis jetzt an mir vorbei gegangen sind?", fragte sie jetzt und zog ihre Bommelmütze vom Kopf. Natürlich gab es die, doch ich hoffte, dass die eine oder andere Tradition ihr verborgen blieb. Bei meinem Glück jedoch würde sie schon früher davon erfahren als mir lieb war.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt