53 | Bosshafte Weihnachten

956 54 29
                                    

Merry Christmas meine Lieben! Ich möchte mich noch mal bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die voten oder kommentieren - aber auch bei meinen stillen Lesern, denen ich das folgende Kapitel widmen möchte. Danke für eure süßen Mails.
Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel. Heute ist Bescherung angesagt.
____________
„Hallo.", sagte Mira schließlich matt, als ihre Mutter zu uns herüberkam. „Was machst du denn hier?", fragte ihre Mutter und ich glaubte, Tränen in ihren Augen zu erkennen. Doch Mira strich sich nur eine Strähne aus dem Gesicht und musterte ihre Mutter kühl. „Ich feiere Weihnachten. Mit meiner neuen Familie."

„Wie geht es dir?", fragte ihre Mutter, „Lass doch mal von dir hören." Mira schnaubte verächtlich. „Ist das dein beschissener Ernst?!", fuhr sie ihre Mutter so laut an, dass selbst ich zusammenzuckte. „Mira...", setzte ihre Mutter an und griff nach ihrer Hand. Ohne zu zögern, stieß Mira sie zurück. „Fass mich nicht an!", knurrte üsie. Ihrer Mutter liefen Tränen über die Wangen. „Findest du nicht, dass wir über vieles reden müssen?", fragte sie. „Wir müssen über gar nichts mehr reden!", erwiderte Mira trotzig und griff nach meiner Hand. „Aber ich bin doch deine Mutter.", sagte sie verzweifelt. Offensichtlich hatte sich in ihrem Kopf viel verändert, seit ich sie nicht mehr gesehen hatte.

„Ich habe keine Mutter.", sagte Mira entschieden, „Eine Mutter hätte mir niemals das angetan, was du mir angetan hast! Ich habe jetzt eine neue Familie." Mit diesen Worten drehte Mira sich um und ging davon. Diese ganze Situation kam mir total unwirklich vor. Ich war viel zu perplex um überhaupt irgendwie zu reagieren. Ich sah einen Augenblick lang zwischen Mira und ihrer Mutter hin und her, dann wandte auch ich ihrer Mutter den Rücken zu.

„Felix..." Ich fuhr noch einmal zu ihr herum, sagte jedoch nichts. „Es ist schön zu sehen, dass ihr immer noch zusammen seid." Ich nickte. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. „Pass gut auf sie auf, hörst du?", bat sie mich und kämpfte mit den Tränen, „Ich habe es nicht getan." Ich wollte so vieles sagen, doch stattdessen lächelte ich. Immerhin war heute Weihnachten und selbst eine verlorene Seele wie Miras Mutter verdiente an diesem Tag ein Lächeln. „Fröhliche Weihnachten.", sagte ich, dann folgte ich meiner Freundin.

Auf dem Rückweg sprach Mira kein Wort über die Begegnung. Jeder Versuch, mit ihr über ihre Mutter zu reden, scheiterte. Als ich wenig später die Wohnungstür aufschloss, kam uns meine Mutter aus der Küche entgegen. Sie hielt einen Kochlöffel in der Hand und atmete erleichtert auf. „Wo ward ihr denn so lange?" Ich grinste. „Wir haben nur die Zeit vergessen."

Mira zog ihren Mantel aus und versank einen Augenblick in Gedanken. Wahrscheinlich setzten ihr diese ganzen Erinnerungen an die Vergangenheit mehr zu als mir. „Mira?", fragte meine Mutter und sie schaute sich irritiert um. Meine Mutter lächelte liebevoll und es erwärmte mein Herz. „Sorry, ich war in Gedanken." „Möchtest du mir vielleicht mit dem Essen helfen, während Felix den Baum schmückt?" Ich starrte sie mit offenem Mund an. Eigentlich hatte ich gehofft, sie hätte diese alberne Familientradition inzwischen vergessen! „Er schmückt den Baum?", fragte Mira. „Das ist langjährige Tradition.", sagte meine Mutter. „Allein?", hakte Mira nach und grinste frech. „Ganz allein.", sagte meine Mutter. Miras Grinsen wurde immer breiter. „Das kann ja was werden."

„Was machst du denn da?", platzte es lachend aus Mira heraus, als sie das Wohnzimmer betrat. Ich hing gerade an der Nordmanntanne und versuchte, diesen beschissenen Stern oben draufzusetzen. Wieso war dieser Baum auch so verdammt riesig? Ein kleinerer hätte es auch getan!

„Du könntest mir helfen, anstatt mich auszulachen.", erwiderte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Könnte ich.", schmunzelte Mira und machte ein paar Schritte auf mich zu. Dann umrundete sie den Weihnachtsbaum wie ein Kriminalermittler den Ort des Verbrechens. „Ein Bisschen viel Lametta, oder?", fragte sie skeptisch und unterdrückte ein Lachen. Ich hatte der Einfachheit halber einfach alles an den Baum gebunden, was ich von diesem Zeug hatte finden können. Eigentlich schimmerte auch nur noch ziemlich selten die Grundfarbe des Baumes - grün - zwischen Gold und Silber hervor. Dann zückte sie ihr Handy und fotografierte den Baum. Ich sah sie skeptisch an.

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt