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Vielen Dank für Eure Votes und Kommentare. Passend zu Nikolaus gibt es heute das nächste weihnachtliche Kapitel, welches ich @pimaldaumen widmen möchte.
Schönen Sonntag Euch allen!
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Ich atmete tief durch. Ich hatte ziemlich wenig Lust, unsere gesamte Vergangenheit jetzt und hier zwischen Glühwein und gebrannten Mandeln vor Farid auszurollen. Belügen wollte ich ihn trotzdem nicht.

„Wir kennen uns schon seit der Grundschule.", startete ich einen sehr unglücklichen Versuch. Farid fing an zu lachen, doch als er erkannte, dass ich meine Antwort durchaus ernst meinte, hörte er sofort wieder auf. Die beiden musterten mich skeptisch. „Sozusagen eine Kinderliebe?", fragte Omar.

Ich wollte gerade antworten, als Mira mit einer kleinen braunen Papiertüte in der Hand zu uns zurückkehrte und uns erwartungsvoll anschaute. „Was hab ich verpasst?", fragte sie in die Runde und wandte sich dann frech grinsend an Farid. „Hast du ihre Nummer schon klar gemacht?", fragte sie frech und deutete mit einem Kopfnicken auf die Blondine. Ich schmunzelte, während sie ein paar Mandeln aus der Papiertüte nahm. „Nee, die war mir zu aufmüpfig.", antwortete Farid.

Mira steckte die Papiertüte in ihre Manteltasche und steckte sich ein paar Mandeln in den Mund. Wir sagten einen Augenblick lang gar nichts. Dann schaute ich Mira an und verlor mich in ihren Augen. „Also, Jungs...", sagte ich, „Wir sind wieder weg." Die beiden grinsten behindert. „Also, Mira...Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen.", sagte Farid und reichte ihr noch mal seine Hand. „Gleichfalls.", sagte sie lächelnd und schüttelte erst seine Hand, dann die von Omar. Dann verabschiedete auch ich mich von den Jungs. „Wir sehen uns morgen.", sagte ich dann zu Farid und er nickte. „Um fünf. Sei pünktlich, okay?" Ich nickte, dann ließen wir die Jungs stehen.

„War doch jetzt okay für dich oder?", fragte ich Mira, als wir wieder am Auto ankamen, und sah sie von der Seite an. Sie lächelte mild. „Ja.", sagte sie knapp und blieb stehen. Ich musterte sie. „Was ist?", fragte ich. Sie grinste. „Du hast mir Waffeln versprochen. Es gab nur ein paar Mandeln. Ich habe ziemlich viel Hunger.", sagte sie, „Können wir vielleicht irgendwo was essen gehen?"

Ich lächelte und schaute mich um. Es waren kaum Menschen auf der Straße, also schob ich meine Arme um sie. „Eigentlich war ich mir sicher, dass du auf romantische Weihnachtsmärkte und Spaziergänge im Schnee stehst...", sagte ich und entlockte ihr ein Lächeln. „Ja, schon, irgendwie. Du fandest die Idee aber ziemlich scheiße. Weiß ich ja.", sagte sie leise. „Ich gehe wirklich gern mit dir spazieren.", versicherte ich ihr, „Aber ich fühle mich dann immer so beobachtet und habe Hemmungen, mit dir zu knutschen. Obwohl ich gerade nichts lieber tun würde."

Mira hob ihre Augenbrauen und sah mir erwartungsvoll in die Augen. „Was würde eigentlich passieren, wenn du es einfach tust?", fragte sie und legte den Kopf schief. Der Blick, mit dem sie mich gerade anschaute, in Kombination mit ihren leicht geöffneten glänzenden Lippen machte mich schwach, doch ich beherrschte mich. „Du kennst meine Einstellung, Baby.", antwortete ich. Mira schüttelte den Kopf. „Was soll denn schon passieren?", hakte sie nach und sah mir fest in die Augen. Ich seufzte. „Baby, was soll das jetzt?", fragte ich und setzte einen eindeutigen Blick auf. Sie kapitulierte.

„Nagut.", sagte sie und löste sich von mir, „Aber im Schnee spazieren gehen will ich trotzdem!" Mira sah mich entschlossen an. „Nach dem Essen.", setzte sie hinzu und ich grinste. „Okay.", sagte ich und gab mich geschlagen. Sie hatte in unserer Diskussion aufgegeben, also war es nur fair, dass ich jetzt in dieser Sache aufgab. Ich schaute mich kurz um, bevor ich mich schließlich zu ihr hinunter beugte. „Zu deinem Glück hab ich heute Geld dabei.", sagte ich an ihren Lippen. Mira lachte leise und ich küsste sie kurz. Sie nutzte die Chance, ihre Hände an mein Gesicht zu legen und mich festzuhalten. Ich seufzte in den Kuss hinein und genoss das Prickeln auf meinen Lippen. „Baby...", murmelte ich an ihren Lippen. Sie grinste und gab mich nach einem letzten sanften Kuss wieder frei.

Wir standen noch immer auf dem verschneiten Bürgersteig „Worauf hast du Lust?", fragte ich. Sie schmunzelte. „Mir egal, du bist der Mann. Entscheide du." Ich lachte. „So gefällt mir das." „Letztes Mal hat es auch ziemlich gut geschmeckt.", sagte Mira, „Ich vertraue dir. Außerdem hast du ja heute auch Geld dabei."

Eine halbe Stunde später saßen wir zusammen in einer kleinen Tapasbar. Ich aß hier öfter mit Farid und war deshalb nicht nur aufgrund meines Rapperdaseins kein Unbekannter in diesem Laden. Als wir den Laden betreten hatten, hatten sich gleich drei hübsche junge Ladies mit südländischem Touch zu uns umgedreht, mich angelächelt und begrüßt. Eine kleine Brünette führte uns an meinen Stammplatz in einem abgeschiedenen Bereich. Dann nahm sie unsere Getränkebestellung auf und verschwand.

Ich entspannte mich ein wenig und schob meine Hände über den Tisch in die von Mira. Dann strich ich mit meinem Daumen über ihren Handrücken, während sie irritiert unsere Hände musterte.

„Was denkst du gerade?", fragte ich sie. Sie sah auf unsere Hände und atmete tief durch. Dann sah sie mir in die Augen. „Tut mir leid, aber ich kann das nicht.", sagte sie und zog ihre Hände weg. „Was?", fragte ich. „Im einen Moment hältst du gefühlt kilometerweiten Abstand von mir und im nächsten Moment hältst du meine Hand im Restaurant. Wie soll ich da noch mitkommen? Ich weiß überhaupt nicht mehr, wann ich deine Nähe suchen soll und wann nicht.", seufzte sie resigniert. Ich konnte Mira verstehen. Vielleicht machte ich es wirklich etwas kompliziert. „Du hast Recht.", sagte ich also, „Aber hier sieht uns niemand." Ich musterte sie aufmerksam. Sie sagte nichts, sondern sah mich einfach nur an.

„Baby...", sagte ich und schob meine Hände wieder über den Tisch. „Alles gut.", sagte sie tapfer. „Komm mal her.", forderte ich und beugte mich ein Stückchen über den Tisch. Sie beugte sich mir entgegen. Ich verkreuzte meine Finger mit ihren, sah in ihre Augen und küsste ihre Lippen. Als ich mich wieder von Mira löste, sank sie atemlos auf ihren Stuhl zurück. „Dann wissen jetzt wenigstens diese ganzen Weiber hier, dass du zu mir gehörst.", stellte sie trocken fest und brachte mich zum Lachen. Ich hob meine Augenbrauen und folgte Miras Blick an die Bar zu den drei hübschen Mädels. „Bist du etwa eifersüchtig?", fragte ich sie schmunzelnd. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Nö.", erwiderte sie, „Sollte ich?" Sie log und ich wusste das. Das genügte mir! Ich war mindestens genau so eifersüchtig, deshalb fand ich das ziemlich cool.

„Nein, du hast keinen Grund dazu. Für mich gibt es nur eine heiße Frau und das bist du.", antwortete ich, „Außerdem finde ich es süß, dass du eifersüchtig bist." Sie zog ihre Augenbrauen nach oben und musterte mich kritisch. „Süß?"

Ich gab einen zufriedenen Laut von mir, als ich die kleinen Fleischröllchen in meinen Mund schob. Mira grinste mich über ihren Teller Nachos mit verschiedenen Saucen an. „Willst du probieren?", fragte sie. Ich beugte mich über den Tisch und sie nahm einen der Nachos, dippte ihn in die Saucen und schob ihn mir in den Mund.

„Wenn ich mir Mal beim Training die Arme breche, bist du meine erste Wahl für die Heimpflege.", kommentierte ich kauend. Mira hob die Augenbrauen. „Das kannst du gar nicht bezahlen.", erwiderte sie trocken. Ich legte den Kopf schief. „Ich zahle in Naturalien.", ließ ich sie wissen und grinste frech. Sie schob den Teller Nachos etwas von sich weg und sah mich herausfordernd an. „Dafür müsstest du aber schon bestechend gut sein." Ich grinste wissend.

Als wir wenig später zum Auto liefen, war die Straße wie leer gefegt. Also schob ich meinen Arm um Mira. Sie musterte mich kurz irritiert, sagte jedoch nichts, sondern lehnte stattdessen ihren Kopf gegen meine Schulter. „Bestehst du auf deinen Schneespaziergang?", fragte ich.

„Was wäre die Alternative?", fragte sie, als wir den Wagen erreichten. Ich grinste frech, als sie einstieg. Ich wartete noch ein wenig mit meiner Antwort und ließ mich auf den Fahrersitz fallen. Dann schlug ich die Tür hinter mir zu und sah Mira an.

„Zahlungsverhandlung für die Heimpflege." Ich beugte mich zu ihr und küsste sie sanft. Meine Zunge drückte gegen ihre Lippen und sie ließ es geschehen. Mich durchfuhr dieses krasse Kribbeln, während sich unsere Zungen fanden. Dabei fuhr sie mit ihren Händen um meinen Hals und kratzte mit ihren Fingernägeln über meinen Nacken. Ich löste mich langsam von ihr und schaute in ihre Augen. „Zu mir?", fragte ich, doch eigentlich kannte ich ja die Antwort bereits.

Plötzlich riss uns das Klopfen an der Fensterscheibe auseinander. Ich fuhr erschrocken herum und sah in das Gesicht von irgendeinem Typen, der mir ziemlich bekannt vorkam. Ich seufzte genervt, als ich ihn erkannte. Es war dieser Spasti, mit dem ich damals dieses Interview für dieses No-Name-Möchtegern-Rap-Magazin geführt hatte. Was machte der am späten Abend mitten im Schneesturm an meinem Auto?!

My ryde or die chick || Kollegah FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt