"Julian?", fragte ich.
"Ja.", kam es von ihm.
"Was ist los? Stimmt irgendwas nicht? Ist irgendwas passiert?", fragte ich besorgt und sofort gingen mir die schlimmsten Bilder durch den Kopf.
"Kannst du kommen?", fragte Julian.
"Was ist los?", fragte ich schon leicht panisch.
"Ich glaub Ben geht's nicht so gut.", meinte Julian.
"Wieso? Was ist mit ihm?", fragte ich panisch. Das klang gar nicht gut.
"Der sitzt heulend in Shalimas Box und stinkt total nach Alkohol. Und ich will dich ja jetzt nicht beunruhigen, aber er hat ein Messer in der Hand."
"Ach du Scheiße! Nimm ihm sofort das Messer ab! Ich komme!", schrie ich in Mein Handy, kletterte auf den nächst besten höheren Steinund schwang mich auf Gingers Rücken. Mit Vollgas galoppierte ich zurück zum Gestüt und sprang von Gingers Rücken. Die Stute ließ ich einfach laufen und rannte zu Shalimas Box. Alleine wird Ginger schon nicht abhauen.
Vor der Box blieb ich stehen. In ihr saß Julian neben einem völlig betrunken Ben und versuchte ihm das Messer ab zu nehmen, was er sich an die Pulsader hielt.
Ich fiel neben den beiden auf die Knie und hielt Ben meine Hand hin.
"Bitte gib mir das Messer und lass das! Ich will dich nicht verlieren!", flehte ich mit zittriger Stimme. Ben hielt einen Moment inne und schaute mich an. Diesen Moment nutzte Julian und nahm ihm blitzschnell das Messer aus der Hand. Ben schaute nur zwischen uns hin und her, bevor er bewusstlos zur Seite kippte. Ich war nun endgültig mit den Nerven am Ende und schaute einfach nur völlig fertig zu ihm runter.
"Verdammt Lisa mach doch was!", rief Julian panisch und holte mich damit aus meiner Starre. Schnell krabbelte ich zu Bens Kopf und versuchte ihn an zu sprechen, doch er regte sich nicht. Nun versuchte ich es mit leichten Ohrfeigen und als auch das nichts half packte ich ihn kurzerhand einfach an den Schultern und schüttelte ihn. Er begann nun zu husten, bevor er sich zur Seite drehte und sich übergab.
"Was machen wir jetzt?", fragte Julian leicht panisch. Er war einfach nur total überfordert mit der ganzen Situation. Das war aber auch verständlich. Immerhin war es mitten in der Nacht und es passierte ja auch nicht täglich, dass man den besten Freund im Stall fand, wie er sich völlig betrunken versucht um zu bringen.
"Ganz ruhig. Das ist alles nicht so schlimm, wie es aussieht. Er hat nur viel zu viel Alkohol getrunken und konnte nicht mehr klar denken.", sagte ich. Okay. Als wäre das nicht schon schlimm genug.
"Und jetzt?", fragte Julian immernoch leicht panisch.
"Schaffen wir es zu zweit ihn irgendwie rein zu bringen?"
"Nicht wirklich."
"Könntest du dann vielleicht die anderen holen?"
"Ja klar.", meinte er und war auch schon verschwunden. Ich wand mich nun wieder Ben zu, der schon wieder kurz davor war bewusstlos zu werden.
"Du musst jetzt mal wach bleiben!", sagte ich und rüttelte ihn wieder wach. Damit er nicht gleich wieder bewusstlos wurde richtete ich ihn nun vorsichtig auf. Als ich ihn nun so sah, wie er total betrunken und mit den Nerven am Ende da saß, konnte ich einfach nicht mehr und begann zu weinen.
"Verdammt warum machst du so einen Mist?", schluchzte ich verzweifelt.
Da kamen auch schon die anderen. Sie blieben ver der Box stehen und sagten schon fast synchron: "Ach du Scheiße!"
Ich sagte nichts, sondern weinte einfach weiter leise vor mich hin. Zu viel anderem war ich in dem Moment einfach nicht mehr im Stande.
Julia kam nun zu mir und nahm mich in den Arm.
"Alles wird gut.", redete sie beruhigend auf mich ein, bevor sie mich los ließ und mir hoch half. Sanft legte sie nun einen Arm um mich und schob mich langsam aus der Box.
"Wie können wir helfen?", fragte Louis nun.
"Wir tragen ihn rein.", antwortete Julian für mich.
Nun kam auch Johannes raus und verschaffte sich kurz einen Überblick über die Lage, bevor er zu mir kam und mich in seine Arme schloss.
"Ach Kleines. Warum muss immer dir so ein Mist passieren?", fragte er.
"Ich weiß es nicht.", schluchzte ich.
"Können wir dir noch irgendwie helfen?", fragte Julia nun.
"Könntet ihr euch um Ginger kümmern?", schluchzte ich.
"Wo ist die denn?", fragte Julia.
"Irgendwo draußen.", sagte ich. In dem Moment hörte man Hufgeklapper auf der Stallgasse.
"Okay. Hab sie gefunden.", kam es von Julia. Wenig später hatte ich auch schon eine Pferdenase an meiner Schulter. Ich drehte mich nun um und vor mir stand Ginger. Sanft stupste sie mich mit ihrem Maul an und rieb ihren Kopf an meiner Schulter als würde sie mich trösten wollen. Ich fiel meiner Stute nun einfach nur noch um den Hals. Sie erinnerte mich in diesem Moment einfach noch mehr an ihre Oma denn jeh. Meine kleine Darling hatte mir mal wieder einen Engel auf Hufen geschickt. Und sie hatte so schrecklich viel von ihr. Ihr Aussehen, die tollen, braunen Augen, ihren Charakter und vor allen Dingen ihr großes Herz. Das zeigte sie aich jetzt wieder, denn sie ließ es sich einfach gefallen, dass ich mich an ihrem Hals aus weinte und brummelte leise, als wöllte sie mich beruhigen. Das zeigte mir mal wieder, was ich doch für tolle Pferde hatte. Die Stute würde schon allein mit ihrem Herzen Olympia gewinnen. Das wurde mir in diesem Augenblick mal wieder bewusst.
Nach einer Weile hatte ich mich wieder halbwegs im Griff und löste mich langsam von meiner Stute. Diese rieb sanft ihren Kopf an meiner Schulter und schubste mich sanft in Richtung Tür. Ich verstand und ging nun mit Johannes zusammen raus, während Julia sich um Ginger kümmerte. Die anderen hatten Ben bereits nach drinnen getragen und kamen uns nun wieder entgegen.
"Können wir noch irgendwie helfen?", fragte Louis.
"Nein. Alles andere schaff ich alleine. Danke!", sagte ich.
"Okay. Dann bis morgen!", sagten sie und schon waren alle wieder verschwunden. Johannes begleitete mich noch bis nach oben und fragte besorgt: "Kann ich dich wirklich alleine lassen?"
"Ich komm schon klar.", meinte ich.
"Okay. Wenn ich noch irgendwie helfen kann dann sag Bescheid!"
"Mach ich. Bis morgen!"
"Ja. Bis dann!"
Johannes ging und ich betrat nun unser Zimmer, wo Ben schlafend im Bett lag. Julian saß mit besorgtem Gesichtsausdruck daneben. Als er mich bemerkte, drehte er sich zi mir rum und fragte: "Was machen wir jetzt mit ihm?"
"Gar nichts. Mehr, als ihn schlafen lassen, können wir nicht machen.", sagte ich.
"Wirklich nicht?"
"Nein. Leg du dich hin. Ich mach das hier schon."
"Sicher?"
"Ganz sicher."
"Wenn irgendwas ist weckst du mich aber sofort!"
"Ja. Mach ich."
"Okay. Dann gute Nacht!"
"Wünsch ich dir auch!"
Julian verschwand nun und ich setzte mich zu Ben. An Schlaf konnte ich allerdings nicht denken. Nicht nach dem, was heute alles passiert ist. Das war einfach alles ein bisschen viel auf einmal. So schnappte ich mir schnell meinen Papierkram aus dem Büro und setzte mich dann wieder zu Ben, um dort dann ein wenig zu arbeiten. So richtig konzentrieren konnte ich moch allerdings auch darauf nicht.
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Sprung ins Chaos
Random"Sprung ins Chaos" ist der 6. Teil meiner Buchreihe zu den Bewohnern des Gestüts Michalòw und knüpft direkt an den 5. Teil "Der falsche Sprung" an. Auch hier geht es wieder um Lisa, Ben und vor allen Dingen auch Emely, die mal wieder ordentlich Chao...