Ich ging Johannes nun hinterher und erkannte, dass er auf der Toilette verschwand. Okay. Vielleicht war es doch nicht so dramatisch. So ging ich nun wieder zu den Stühlen zurück und wartete.
Wenig später kam Johannes dann wieder. Erschreckend stark schwankend kam er auf mich zu und klappte kurz, bevor er bei mir ankam zusammen. Ich hastete direkt zu ihm und weckte ihn mit leichten Backpfeifen wieder auf. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, denn er war gar nicht bewusstlos.
"Was ist los?", fragte ich besorgt.
"Mir ist gerade irgendwie total schwindelig.", kam es von Johannes.
"Okay. Ganz ruhig. Alles gut. Du bis nur total fertig und dein Kreislauf macht das alles nicht so mit. Du musst jetzt mal ein bisschen langsam machen.", sagte ich.
"Und jetzt?", fragte Johannes.
"Langsam aufrichten. Ich stütze dich.", sagte ich und half ihm so langsam hoch, bis er schwankend vor mir stand.
"Es dreht sich alles!", kam es leicht panisch von Johannes.
"Ganz ruhig! Alles ist gut! Ich hab dich. Dir kann nichts passieren.", sagte ich und packte ihn zur Bestätigung noch etwas fester am Arm. Von Johannes kam nun nichts mehr.
"So. Jetzt ganz in Ruhe einen Schritt nach dem anderen. Ich stütze dich.", sagte ich und so schafften wir es, dass Johannes kurze Zeit später wieder auf einem der Stühle saß.
"Wird es langsam etwas besser?", fragte ich nach einer Weile.
" Ja. Danke!", sagte er.
"Schon gut. Du bist einfach total am Ende. Körperlich und mit den Nerven auch."
"Ja."
"Du musst dir wegen Julia wirklich keine Sorgen machen! Die Ärzte, die das da machen sind wirklich erfahren. Die machen das schon. Keine Ahngst."
"Die hab ich trotzdem und da kanmmst du auch sagen, was du willst. Das word sich nicht andern."
"Ich weiß. In der Hinsicht bist du Ben sehr ähnlich. Da kann ich auch noch drei Stunden mit dkr diskutieren und deine Meinung wird sich nicht ändern."
"Stimmt."
"Dann ist mit dem Thema jetzt auch erstmal Schluss."
"Wie waren eigentlich die Rennen so?"
"Bis auf das ich bei den 100 Kilomern auf der Zielgerade von irgendwem angerufen und total Geschick wurde ganz gut. Wir hatten ja hauptsächlich jüngere Pferde laufen lassen und die waren auch wirklich gut. Samira hat mit Tom natürlich wieder alles getopt."
"Ja. Die beiden sind einfach ein Dreamteam."
"Ja. Und die Kleine ist halt auch vom Charakter total toll. So richtig ausgeglichen und total entspannt, aber wenn es drauf ankommt rennt sie sich die Seele aus dem Leib. Für Tom würde die alles tun."
"Ja. Die ist einer der Kandidaten auf den Dad niemanden drauf gelassen hätte. Wie bei Bonfire damals."
"Ja. Wenn er seine Nachfolger heute sehen würde, würde er wahrscheinlich vor Stolz platzen."
"Das würde er allgemein, wenn er sehen würde, was du und Ben aus seinem Gestüt gemacht habt. Es ist echt gut, dass du das Gestüt geerbt hast und nicht ich."
"Dad wäre nie auf die Idee gekommen dir das Gestüt zu vererben. Jetzt nichts gegen dich, aber du kannst weder züchten noch bist du sonderlich gut in Distanzreiten. Außerdem ist er davon ausgegangen, dass du in Holland bleibst. Es konnte ja keiner ahnen, dass du nach dem Tod deiner Eltern wieder her ziehst, Julia heiratest und mit ihr sechs Kinder kriegst."
"Das hab ich selber nie geahnt. Vor allen Dingen das mit den sechs Kindern nicht. Ich wollte nie Kinder und wenn dann nur eins oder höchstens drei."
"Daraus ist wohl nichts geworden."
"Ne. Jetzt sitze ich hier mir drei Kindern, die fast erwachsen sind und bekomme gerade noch drei."
"Vor allen Dingen, weil du die auch bekommst."
"Ja du weißt schon, was ich meine."
"So ist das nunmal. Alles kommt anders, als man es erwartet. Ich hätte auch nicht erwartet, dass ich Ben irgendwann mal heiraten würde. Er war eigentlich immer nur ein sehr guter Freund für mich."
"Es hätte auch niemand erwartet, dass du mit 14 schon deine große Liebe findest. Das schafft außer dir auch keiner."
"Ich bin halt mit allem etwas früher."
"Ja. Das warst du schon immer. Du hast alles immer etwa 10 Jahre früher gemacht, als andere. Normale Leute fangen mit 18 oder frühestes 16 an auf Partys zu gehen und du kommst mit 11 das erste Mal besoffen nach Hause. Und ich und Ben hatten dann immer das Problem dich nüchtern zu kriegen, bis Mum und Dad das mitbekommen."
"Ja. Die haben mit mir schon was mitgemacht."
"Ja. Deshalb darfst du dich nicht über Emely beschweren. Du hast früher auch jede Party mitgenommen."
"Ich hab aber nicht irgendwelche teuren Autos geklaut und demuliert."
"Dafür hast du anderen Mist gemacht."
"Ja. Ich weiß ja. Und Emely hat ja mittlerweile auch eingesehen, dass das nicht gerade ihre beste Zeit war."
"Ja. Sie macht sich doch wirklich gut."
"Ja."
Nun herrschte erst einmal wieder Stille, bis Johannes neben mir gähnte.
"Du bist völlig fertig. Schlaf ein bisschen.", sagte ich.
"Ich kann eh nicht schlafen. Dazu mach ich mir viel zu viele Sorgen.", meinte Johannes.
Ich legte nun sanft einen Arm um ihn und sagte: "Alles ist gut. Sie wird das überlebenden."
Immer wieder strich ich ihm nun beruhigend über den Rücken und merkte schon nach kurzer Zeit, wie er regelmäßiger atmete und einschlief. Ich blieb einfach ruhig sitzen und hing meinen Gedanken nach.
Nach einer Weile kam eine der Schwestern und berichtete: "Sie ist jetzt wieder wach und hat die OP gut überstanden."
"Okay. Danke!", sagte ich und stand nun auf, um der Frau in einen anderen Raum zu folgen. Dort lag Julia in einem Bett und neben ihr in mehreren kleinen Betten ihre Kinder.
Ich ging nun zu ihr und fragte: " Na? Wie geht's dir?"
"Auf jeden Fall besser, als vorher.", meinte Julia.
"Na dann ist ja gut."
"Wo ist denn Johannes ab geblieben?"
"Der sitzt draußen und ist am schlafen."
"Bitte was?"
"Der sitzt draußen auf dem Gang und ist am Schlafen."
"Wie hast du das denn geschafft? Ich hätte eher erwartet, dass der wie bescheuert auf und ab rennt."
"Das hätte er vermutlich auch eigentlich getan."
"Was hast du angestellt, dass er jetzt tatsächlich schläft? Den Trick musst du mir verraten! Das will ich auch können!"
"Ich hab gar nichts besonderes gemacht."
"Und warum schläft er jetzt?"
"Er meinte unbedingt mit in den OP kommen zu müssen."
"Ist der bescheuert? Wenn man kein Blut sehen kann, sollte man nicht bei einer Operation zusehen! Warum macht der das?"
"Das hab ich ihn auch gefragt. Er meinte daraufhin, dass er dir versprochen hat, dass er immer auf dich aufpasst."
"Wie süß! Ich wusste gar nicht, dass ich so einen tollen Mann hab!"
"Doch. Wenn er das will kann der wirklich niedlich sein und echt rührende Sachen sagen."
DU LIEST GERADE
Sprung ins Chaos
Random"Sprung ins Chaos" ist der 6. Teil meiner Buchreihe zu den Bewohnern des Gestüts Michalòw und knüpft direkt an den 5. Teil "Der falsche Sprung" an. Auch hier geht es wieder um Lisa, Ben und vor allen Dingen auch Emely, die mal wieder ordentlich Chao...