Kapitel 5

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Als ich wieder bei Ben ankam, saß dieser unverändert auf dem Bett. Ich drückte ihm nun die Tabletten in die Hand und sagte: "Nimm die und versuch noch ein bisschen zu schlafen."
"Bleibst du hier?", fragte Ben mit zittriger Stimme.
"Ja klar. Ich lass dich heute nicht mehr alleine. Keine Sorge.", sagte ich und setzte mich wieder zu ihm.
"Danke!", sagte er leise, nahm eine von den Tabletten und legte sich hin. Ich blieb neben ihm sitzen und schaute zu ihm runter. Mit dem Daumen wischte ich ihm noch die letzten Tränen von der Wange und strich ihm sanft durch das Haar. Er tat mir einfach so leid. Auch, wenn er es nicht zu gab, wusste ich, wie schlecht es ihm ging. Vor allen Dingen auch psychisch. Er hatte diese Stute geliebt und er hätte alles getan, damit sie nicht stirbt.
Nach einer Weile schlief Ben dann ein und ich widmete mich wieder meinem Papierkram. Das war das einzigst Gute an dem Ganzen. Ich hatte endlich mal Zeit die ganzen Büro Arbeiten zu erledigen. Zwischendurch kam Jenny immer wieder vorbei und berichtete mir, was draußen so los war.
Gegen Mittag klopfte es dann wieder an der Tür. Ich ging davon aus, dass es Jenny war und sagte leise, aber so, dass sie es hören konnte: "Komm rein!"
Die Tür öffnete sich und vor mir stand Johannes. Okay. Das hatte ich jetzt nicht erwartet. Nun stand ich doch auf und ging mit ihm vor die Tür.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt.
"Ja. Alles gut. Warum fragst du?", fragte ich verwundert. Was war denn jetzt los, dass er sich solche Sorgen machte?
"Wegen gestern Abend. Das hat dich ja schon ganz schön mit genommen."
"Du hättest wahrscheinlich genauso reagiert, wenn du in aller Ruhe mit deinem Pferd joggen gehst und dann einen Anruf bekommst, dass Julia betrunken im Stall sitzt und versucht sich um zu bringen."
"Ja. Deswegen frag ich."
"Keine Sorge. Alles gut."
"Wirklich?"
"Ja. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Mir geht's gut."
"Okay. Wie geht's Ben?"
"Naja. Nicht wirklich gut, aber das ist ja auch kein Wunder."
"Ne. Was macht ihr so?"
"Er schläft und ich mach Büro Kram."
"Das ist ja mal mega spektakulär!"
"Ja. Aber was sein muss, muss sein."
"Willst du nicht mit raus kommen?"
"Nein. Ich lasse Ben lieber nicht alleine. Das von gestern sollte sich nicht unbedingt wiederholen."
"Okay. Was ist mit Ginger?"
"Um die kümmert Jenny sich."
Diese kam nun auch dazu.
"Wenn man vom Teufel spricht.", lachte Johannes.
"Was für einen Teufel?", fragte Jenny.
"Ach nichts. Johannes hat nur gefragt, was mit Ginger ist uns ich hab ihm erklärt, dass du dich um sie kümmerst.", erklärte ich.
"Achso. Die vermisst dich übrigens.", sagte Jenny.
"Wie kommst du denn darauf?", fragte Johannes verwundert.
"Sie war ein bisschen träge und nicht so gut drauf, wie sonst. Deine Frau meinte das läge daran, dass sie Lisa vermisst.", erklärte Jenny.
"Ich versuche es irgendwie ein zu richten, dass ich heute Abend mit ihr joggen gehe.", sagte ich.
"Also soll ich nichts besonderes mit ihr machen?"
"Nein. Wenn ich es nicht schaffe hat sie eben mal einen Tag frei."
"Okay. Dann mach ich mich mal wieder an die Arbeit.", meinte Jenny und verschwand.
"Und bei dir ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Johannes noch einmal.
"Ja! Hör auf dir Sorgen zu machen! Mir geht's gut!", sagte ich leicht genervt. Es war ja schon süß von ihm, dass er sich solche Sorgen um mich machte, aber so langsam nervte es ein bisschen.
"Okay. Wenn was ist dann sag Bescheid!"
"Mach ich."
"Gut. Dann bis bald!"
"Ja. Spätestens heute Abend."
"Bis dann!"
Johannes ging nun wieder und ich ging wieder zurück zu Ben. Als ich die Tür hinter mir wieder schloss und mich zu Ben umdrehte, schreckte diese auf einmal hoch und saß kerzengerade im Bett.
"Lisa?", fragte er.
"Alles gut. Ich bin da.", sagte ich und setzte mich wieder zu ihm. Er rückte nah zu mir, als hätte er Angst, dass ich gleich wieder verschwinde.
"Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt. Irgendwas stimmte da nicht. Da war ich mir sicher.
Von Ben kam jedoch keine Antwort.
"Schatz, was ist los?", fragte ich weiter, doch wieder kam keine Antwort von ihm. Ich sah nur, wie eine Einzelne Träne seine Wange entlang floss.
Sanft legte ich einen Arm um ihn und fragte: "Was ist los? Sprich mit mir. Dann kann ich dir auch helfen."
"Ich hab Angst.", schluchzte Ben leise.
"Wovor?", fragte ich einfühlsam. Was war denn jetzt auf einmal los?
"Dich zu verlieren.", kam es leise von Ben.
"Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte ich verwundert. Hatte er jetzt Angst, dass ich Schluss machte?
"Alle, die mir wichtig sind sterben. Du bist die letzte, die ich noch hab. Ich... ich will nicht, dass du... du auch... stirbst.", schluchzte er. Okay. Das war jetzt irgendwie total süß. Aber gleichzeitig konnte ich ihn auch verstehen und er tat mir total leid. Das musste ihm echt Angst machen, wenn er so fertig war.
"Wie kommst du denn jetzt auf die Idee, dass ich sterbe?", fragte ich. Die Frage beschäftigte mich irgendwie. Wie kam er auf die ganzen Ideen? Vor allen Dingen so plötzlich.
"Es hat sich so echt angefühlt...", schluchzte Ben.
"Hast du schlecht geträumt?", fragte ich nun. Das war die einzigste Erklärung, die mir auf diesen Satz einfiel. Und ich hatte scheinbar sogar Recht, denn von Ben kam ein leichtes Nicken. Okay. Das erklärte nun schonmal so einiges. Er hatte wohl irgendwas geträumt, dass ich gestorben bin und das hat ihn so fertig gemacht.
"Willst du drüber reden?", fragte ich. Vielleicht half ihm das ja. Von Ben kam keine Antwort.
"Komm. Erzähl mal. Was ist passiert?", fordete ich ihn nun auf.
"Du... du bist mit Ginger gestürzt und... und sie ist... ist auf dich gefallen... Du warst... warst... tot.", schluchzte er. Oh man. Das hatte ihn ja echt total mitgenommen!
"Shhh. Alles ist gut. Mir geht's gut. Ich lebe und ich hab auch nicht vor in nächster Zeut zu sterben. Keine Sorge.", redete ich beruhigend auf ihn ein und umarmte ihn.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt