Drei Tage später hatte Lea dann Geburtstag. Ich und Paul fuhren bereits am Morgen los, um den Hengst ab zu holen. Dieser ließ sich überraschend gut verladen und so waren wir recht früh wieder am Gestüt an. Ich hatte eher erwartet, dass der Kleine ein riesen Theater machte und sich weigerte auf den Hänger zu gehen, aber so war ja auch gut. Da konnten wir uns das Hänger Training schon mal sparen.
Nachdem der Hengst dann im Stall stand, machte ich mir Ginger fertig und ritt sie in Ruhe warm, bevor ich dann mit den anderen trainierte. An diesem Tag war meine Stute allerdings nicht wirklich gut drauf und so klappten die Distanzen nicht ganz so super. An manchen Tagen passte es halt einfach nicht und das war auch in Ordnung. Hauptsache sie war dann beim Turnier richtig bei mir. Und wenn nicht hatten wir trotzdem jede Menge Spaß und es war schon allein eine Ehre Olympia geritten zu haben. So eine Möglichkeit bekam nicht jeder.
Nach dem Training schaute ich schnell noch einmal nach den neu geborenen Fohlen und trainierte dann auch mit den anderen Pferden.
Am Nachmittag traf ich mich dann mit Lea und ihren Eltern.
"So. Dann jetzt zu deinem Geburtstags Geschenk.", sagte Leas Mutter und schob ihre Tochter in den Stall zu der neuen Box des Hengstes. Diesen hatte Jenny bereits gründlich geputzt und ihm eine rote Schleife um den Bauch gebunden. Dem Hengst gefiel das zwar nicht so wirklich, aber da musste er jetzt durch. Das war ja nur kurz.
"Das ist jetzt nicht euer Ernst oder?", fragte Lea fassungslos, als sie den Hengst sah.
"Doch. Das ist dein neues Pferd.", sagte ihr Vater.
"Oh Gott! Danke!", sagte Lea begeistert und fiel ihren Eltern um den Hals.
"Wir haben nur bezahlt! Lisa hat ihn ausgesucht.", meinte Leas Mutter.
"Danke!", sagte Lea nun auch zu mir und fiel auch mir um den Hals.
"Wart erstmal ab! Du hast ihn doch noch gar nicht laufen sehen!", sagte ich und führte den Hengst nun am Halfter zu einem der Longierzirkel, wo ich ihn in allen Gangarten locker etwas laufen lies.
"Und? Was sagst du jetzt?", fragte ich, als ich fertig war.
"Er ist der absolute Hammer! Wo ist der Harken bei diesem Pferd?", fragte Lea begeistert.
"Er ist noch nicht an geritten. Wir müssen ihn jetzt erstmal zusammen ausbilden."
"Ich soll ein Jungpferde ein reiten?"
"Ja."
"Aber da hab ich doch gar keine Ahnung von!"
"Aber ich. Wir machen das zusammen."
"Und du meinst wirklich ich kann das?"
"Ja klar. Scarlett hast du doch auch ausgebildet."
"Ja, aber die war wenigstens schon angeritten!"
"Das kriegst du schon hin. Erstmal ist das sowieso nur longieren."
"Okay. Wenn du meinst."
"Wir machen das schon."
"Wie heißt er eigentlich und wie alt ist er?"
"Er ist ein drei Jahre alter Oldenburger Hengst. Er ist kein bisschen ausgebildet und das eizigste was er kann ist ein bisschen Longenarbeit und Freispringen. Sein Name ist Capricio."
"Wow! Capricio! Das klingt toll!"
"Ja. Ich dachte mir schon, dass er dir gefällt. Die andere Option wäre ein 20 Jahre alter Schimmel, der laut Besitzer drei und frisch angeritten ist."
"Aha. Dann kann ich mit ihm ja mehr als zufrieden sein!"
"Ja. Wenn der erstmal richtig ausgebildet ist, kannst du mit dem locker bis S Springen. Der kann springen. Das sieht man schon an der Hinterhand."
"Wann fangen wir denn an mit ihm zu trainieren?"
"Morgen. Ich wollte Ginger morgen früh frei springen lassen. Da kann ich ihn direkt auch eine Runde springen lassen."
"Da bin ich aber nicht da."
"Ich lass es dir filmen und schick es dir."
"Okay. Und wann planst du, dass wir richtig anfangen?"
"Die erste Woche soll er jetzt erstmal in Ruhe ankommen. Da longieren wir ihn nur locker ein bisschen. Nächste Woche fangen wir dann langsam an mit Sattel und Trense zu longieren. Wir machen das alles nach für nach schön langsam."
"Okay."
"So. Dann würde ich sagen du bringst deinen Kleinen mal wieder in seine Box und machst Scarlett fertig. Ich bin so in einer Stunde wieder da. Dann können wir trainieren.", sagte ich und ging dann los, um mit dem nächsten Pferd zu trainieren.
Die nächsten Tage verliefen relativ unspektakulär. Das Training lief auf Hochtouren und die Planungen erst recht. Das Chaos war mal wieder perfekt, aber das waren wir ja gewohnt. Aber immerhin lief mit der Schule alles gut und Emely wurde ohne Probleme vom Unterricht befreit.
So fuhren wir dann am Donnerstag mit jede Menge Pferden zum Turnierplatz. Dort angekommen bauten wir in Rekordzeit alles auf. Das hatten wir mittlerweile perfektioniert und schafften es daher innerhalb von einer Stunde für jedes Pferd einen kleinen Paddock ab zu stecken und die Zelte auf zu bauen. Dann versorgten worden nur noch schnell die Pferde und gingen dann zu Bett, da es mittlerweile schon ziemlich spät war.
Am nächsten Morgen waren wir dann allerdings schon früh wieder auf dem Beinen, denn das erste Rennen würde bereits um sieben Uhr morgens starten. Davor mussten allerdings noch fünf Pferde fertig gemacht werden. Daher war es dann doch relativ stressig. Gerade, weil Jenny als eizigste Pflegerin dabei war. Sie hatte zwar Ben und Lea als Helfer, aber das brachte auch nicht wirklich viel. Lea hatte kaum Ahnung von dem, was sie da tun musste und Ben war noch immer am Humpelt. Es mussten also alle heftigst mit anpacken. Auch Emely musste heute noch ein letztes Rennen mit reiten, aber sie hatte da so gar nichts gegen. Es war eher Ben, dem das nicht gefiel. Paul war davon auch nicht wirklich begeistert gewesen, aber den hatten wir einfach Zuhause gelassen. Der hatte nicht wirklich viel zu sagen und war zusammen mit Ben eindeutig überstimmt worden. Also Pech gehabt. Emely ritt mit. Ob es Ihnen nun gefiel oder nicht war egal. Außerdem waren es ja nur 80 Kilometer. Da war das kein Problem. Bei den längeren Ritten hatten wir nicht so viele Pferde gemeldet. Da reichte es, wenn Katrin ab und an mit aushalf. Ansonsten ritt ich einfach jedes Rennen mit. Dann passte das schon.
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Sprung ins Chaos
Random"Sprung ins Chaos" ist der 6. Teil meiner Buchreihe zu den Bewohnern des Gestüts Michalòw und knüpft direkt an den 5. Teil "Der falsche Sprung" an. Auch hier geht es wieder um Lisa, Ben und vor allen Dingen auch Emely, die mal wieder ordentlich Chao...