Kapitel 21

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Am Sonntag kamen wir dann spät in der Nacht wieder an dem Gestüt an, wo wir die Pferde nur schnell versorgten und dann rein gingen. Die anderen Sachen konnten wir auch morgen noch auspacken. Wir gingen allerdings nur auf das Haus zu, als ein laut bellender Hund auf die Haustür zu rannte.
"Lotta ruhig! Du weckst noch alle!", rief ich und schon war es wieder still. Als ich dann die Tür öffnete, sprang die Hündin sofort freudig an mir hoch und wuselte um mich herum.
"Hallo meine Kleine! Da sind wir wieder! Aber jetzt schön ruhig! Du weckst nur die anderen!", sagte ich und streichelte sie.
"Zu spät.", kam es verschlafen von Julia.
"Entschuldigung. Die Kleine ist ein zu guter Wachhund.", sagte ich und ging nun mit den anderen rein.
"Wie war's denn?", fragte Julia nun.
"Also für mich und Ginger lief es ganz gut.", sagte ich.
"Und wie ist es bei dir gelaufen? War deine kleine Zicke erfolgreich?", fragte Julia nun an Johannes gerichtet.
"Frag nicht.", meinte Johannes und ging an ihr vorbei in sein Zimmer.
"So schlecht?", fragte Julia an mich gerichtet.
"Oh ja.", meinte ich nur.
"Hatte sie ihren eigenen Kopf?"
"Nein. Diesmal lag es an ihm. Er ist einfach total schlecht geritten. Hättest du ihn gesehen, hättest du ihn wahrscheinlich eigenhändig vom Pferd gezogen."
"So schlecht?"
"Ja. Die Seitengänge waren total erbärmlich und die fliegenden Wechsel waren alle samt nicht durch gesprungen."
"Und jetzt mal bitte für mich übersetzt."
"60,5%."
"Ui. Wie hat er das denn geschafft?"
"Keine Ahnung. Da musst du ihn fragen. Sei aber ein bisschen vorsichtig. Das hat ganz schön an seinem Ego gekratzt."
"Das hab ich gemerkt. Und du musst gleich mal bei Emely gucken. Der geht es nicht wirklich gut.", sagte sie nun leise, sodass Ben es nicht hören konnte.
"So. Es ist schon spät. Ich würde sagen wir gehen jetzt alle mal ins Bett."
"Gut Idee.", gähnte Julia und ging.
"Gehen wir auch?", fragte Ben.
"Leg du dich schon hin. Ich geh noch eine Runde mit Lotta und Ginger."
"Okay. Mach nicht zu lange!"
"Ich bemühe mich."
Ben gab mir nun noch einen Kuss und beugte sich dann zu Lotta runter.
"Pass gut auf meine Kleine auf!", sagte er noch zu ihr und ging dann hoch.
Ich legte der Hündin nun ihr Halsband um und ging mit ihr nach draußen, wo ich ihr das Kommando gab sich vor der Haustür hin zu legen. Danach ging ich wieder rein und ging leise zu Emelys Zimmer, wo ich vorsichtig an der Tür klopfte.
"Ja?", kam es von drinnen leise. So betrat ich nun das Zimmer und schloss die Tür hinter mir wieder.
"Hey. Wie geht's dir?", fragte ich und setzte mich zu ihr auf das Bett, wo sie zusammengekauert saß. Sie zuckte jedoch nur mit den Schultern.
"Du vermisst ihn sehr oder?", fragte ich nun. Von ihr kam nur ein Nicken.
"Wir finden irgend eine Lösung, dass du ihn so schnell wie möglich wieder siehst. Das verspreche ich dir! Das lässt sich irgendwie schon einrichten."
"Danke!", sagte Emely mit zittriger Stimme.
"Ich wollte noch eine Runde mit Ginger und Lotta gehen. Möchtest du dur vielleicht Nasim schnappen und mitkommen?"
Sie nickte und so gingen wir nun gemeinsam raus, wo Lotta bereits erwartungsvoll auf uns wartete. Mit ihr zusammen gingen wir dann in den Stall, um die Pferde zu holen und dann in Ruhe ein wenig durch die Wälder in der Umgebung zu gehen. Dabei ging jeder seinen Gedanken nach und ich überlegte krampfhaft, wie wir es schafften, dass Emely mit nach Deutschland kam. Bis mir dann die perfekte Idee kam.
"Dein Lehrer hat doch gesagt, dass du nur noch freigestellt wirst, wenn es sich um ein Turnier handelt, wo du selber reitest oder?", fragte ich nun.
"Ja. Wieso?", fragte sie.
"Du reitest im Januar einfach das erste Vielseitigkeitsturnier in Deutschland mit. Paul hatte uns sowieso dazu eingelanden, weil er da auch startet."
"Welche Klasse ist das?"
"S."
"Wie soll ich das mit Nasim denn bitteschön bis dahin schaffen?"
"Mit jede Menge Training."
"Das erlaubt Papa nie!"
"Wer sagt, dass Papa davon erfährt?"
"Wie willst du das machen? Er ist den ganzen Tag zuhause. Er würde das merken!"
"Dann müssen wir eben nachts trainieren."
"Ist das jetzt dein Ernst?"
"Ja. Wir trainieren entweder früh morgens vor der Schule ider spät abends, wenn sowiesi keiner mehr auf dem Hof ist."
"Und wie machen wir das mit der Dressur? Du kannst nicht bis S trainieren. Das hast du selber gesagt!"
"Ich nicht, aber dein Onkel kann es."
"Der macht da doch nie im Leben mit!"
"Oh doch. Das wird er!"
"Und wie willst du das machen?'
"Ich sitze am längeren Hebel. Ich muss nur eine bestimmte Ex Freundin erwähnen und ich kann dir garantieren, dass er dich trainiert ohne das Papa etwas davon mitbekommt."
"Ach so ist das. Du erpresst ihn einfach eiskalt."
"Ja. Irgendwie muss man sich als kleine Schwester ja durchsetzen können."
"Oh mann! Du bist echt völlig verrückt!"
"Ist das schlimm?"
"Nein. Ganz im Gegenteil. Ich bin ja genauso und das macht alles nur noch lustiger!"
"Na dann ist ja gut. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Uhr wir haben?"
"Wir haben jetzt drei Uhr."
"Okay. Dann würde ich sagen, wenn wir uns beeilen, bleiben uns zwei Stunden zum Training. Das reicht für ein bisschen Springtraining. Bist du mit ihm schon L Höhe gesprungen?"
"Einmal ein einzelnes Hindernis, was du aufgebaut hattest. Ja."
"Okay. Dann trainieren wir direkt auf L Höhe und wenn alles gut läuft kommt am Ende der Woche das erste M Hindernis."
"So schnell?"
"Ja. Wir müssen jetzt ein bisschen Gas geben. Jeden Tag zwei Stunden Training und immer abwechselnd. Wir fangen diese Woche mit Springen an und machen zwisdrin nur ein oder zwei Mal Dressur. Danach die Woche ist dann Geländetraining mit wieder ein paar Dressur Stunden dazwischen und so geht es dann immer hin und her. Ich plane, dass ihr beide in einem Monat alles beherrscht, was ihr können müsst. Dann haben wir noch zwei Wochen, um das alles ein bisschen zu verfeinern."
"Das ist wenig Zeit. Bist du sicher, dass wir das schaffen?"
"Ganz sicher. Mit genug Training schaffen wir das zusammen. Wichtig ist, dass du ihn auch tagsüber einmal reitest. Sonst wird Papa misstrauisch. Mach mittags nach der Schule einfach immer ein paar lockere Sachen oder reit mit ihm aus. Samstag ist auch weiterhin mittags Springstunde mit Lea."
"Das ist echt absolut bescheuert!"
"Aber due einzigste Möglichkeit, wie du Paul schon in etwas mehr als einem Monat wieder siehst."
"Ja. Und es wird jede Menge Spaß machen!"

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt