Kapitel 60

149 14 4
                                    

Wir gingen nun mit Tom zu dem Party Zelt, wo wir einige Bekannte wieder trafen und noch ein wenig feierten. Okay. Ein wenig war gut. Bis wir wieder zu unserem Camp zurück kehrten war es bereits ein Uhr abends.
Wir schauten nun noch einmal nach den Pferden und gerade bei Tahir hielt ich mich ziemlich lange auf. Ich wusste nicht warum, aber aus irgend einem Grund hatte das Rennen an diesem Tag mir die Augen geöffnet. Erst jetzt fiel mir auf, wie viel mir dieser Hengst doch bedeutete. Seit sieben Jahren kannte ich ihn nun schon und vom ersten Blick an hatte ich mich in dieses Pferd verliebt. Mit seinen frechen Stupsern hatte er mich in seinen Bann gezogen. Ich hatte mich allerdings nie so wirklich bewusst mit ihm beschäftigt. Er kam mit den anderen Fohlen und Stuten auf die Weide und verbrachte dann seine ersten Lebensjahre mit anderen Hengstfohlen auf der Weide und im Winter in den Offenställen. In dieser Zeit sah ich ihn nur selten, doch aus irgend einem Grund hatte ich beschlossen, dass dieser Hengst bei uns blieb. Ich konnte es nicht erklären, aber irgendwas an ihm hatte mir gesagt, dass er ein Champion wird. Als er drei war, begann Jenny dann damit den Hengst zu longieren und wir stellten fest, dass er wohl nicht gerade der ruhigste war. Mit allen Mitteln weigerte er sich gegen Sattel, Trense und vor allen Dingen gegen den Reiter. Ich wollte ihn jedoch nicht aufgeben und bildete ihn alleine aus. So wurde er zu einem Pferd, dass relativ ordentlich zu reiten war und ich trainierte gegen Bens Willen mit ihm. Es war schwierig, aber ich schaffte es in den letzten Jahren ihn zu einem Champion zu machen. Ich war einfach nur verdammt stolz, dass er mich gestern zum Sieg getragen hatte! So lange hatte ich mit ihm trainiert und es hatte sich endlich ausgezahlt!

Nach einer Weile wurde ich von Ben aus meinen Gedanken gerissen. Erschrocken schaute ich zu ihm hoch.
"Kommst du oder willst du hier noch drei Stunden lang Tahir anstarren?", fragte er.
"Ich komme sofort.", meinte ich und wand mich nun kurz noch einmal Tahir zu.
"Bis morgen mein Kleiner!", sagte ich und strich ihm sanft über den Hals.
"Morgen ist gut. Bis in vier Stunden würde es besser treffen.", meinte Ben.
"Schon so spät?"
"Ja. Schon sehr spät!", meinte Ben gähnend.
So gingen wir nun zurück zum Transporter und legten uns dann schlafen.

Am Morgen ging es dann schon früh wieder zu den Pferden, um diese zu füttern und für den Transport so weit fertig zu machen.
Als dann alle Pferde so weit fertig waren, verluden wir die Pferde. Diese gingen auch alle so weit vernünftig in den Transporter. Nur Tahir schien es irgendwie nicht so toll zu finden, dass Jenny ihn in den Transporter führen wollte. Er machte ein riesen Theater und war nach nicht mal fünf Minuten nur noch am Steigen.
Ich schaute mir das eine Weile an, bis ich Jenny dann die Zügel ab.
"Tahir! Du lässt das jetzt! Jetzt regst du dich mal ab und gehst mit mir hier jetzt in den Transporter! Da tut dir keiner was!", sagte ich ernst zu dem Hengst und drehte mit ihm noch eine Runde, um ihn dann auf direktem Weg in den Transporter zu führen. Tahir ging nun ohne jegliche Probleme neben mir her und blieb brav in dem Transporter stehen.
"Du hast doch echt einen Schaden! So hätte man das doch auch gleich machen können! Das hätte uns jede Menge Probleme erspart!", schimpfte ich den Hengst, aber lobte ihn dann, dass er schließlich dann doch in den Transporter gegangen war.
Ich band ihn nun an und verließ den Transporter schließlich, um die Klappe hinter mir zu schließen. Nun waren dann endlich alle Pferde verladen und wir fuhren wieder nach Hause.

Ein paar Stunden später kamen wir dann nach einer langen Fahrt endlich wieder zuhause an. Dort herrschte bereits geschäftiges Treiben und es war kaum jemand zu sehen.
So kümmerten wir uns nun in Ruhe erst einmal um die Pferde. Diesmal kümmerte ich mich auch direkt persönlich um Tahir, sodass dieser es direkt aufgab sich auch nur ansatzweise zu wehren.
Wir versorgten nun also schnell die Pferde und brachten sie dann auf die Weide, dass sie sich nach der Fahrt noch etwas die Beine vertreten konnten. Mein nächster Weg führte dann zu Ginger. Diese sollte die letzten Tage nur von Emely longiert werden. Die Frage war nur, ob sie in den letzten Tagen dann auch irgendwas getan hatte. So machte ich sie nun fertig und ging mit ihr zum Springplatz. Dort sah ich, wie Paul gerade einen Parcours ritt, den wir in dem letzten Training geübt hatten. Diesen hatte er in den letzten Jahren wahrscheinlich geübt, denn er ritt ihn nun schon deutlich besser, als noch in dem letzten Training.
Ich schaute ihm nun zu und als er fertig war, rief ich: "Sehr gut! Schon viel besser! Einen ticken versammelter könnte es noch sein, aber das sieht schon sehr gut aus!"
Erstaunt schaute er zu mir rüber und schien mich erst jetzt zu bemerken. Er parierte seine Stute nun durch und kam zu mit zum Zaun.
"Ihr seid ja schon wieder da.", bemerkte er.
"Ja. Schon seit über einer Stunde.", meinte ich.
"Oh. Hab ich gar nicht mit bekommen. Da war ich wahrscheinlich schon am Reiten."
"Weißt du, ob irgendwer was mit ihr gemacht hat in den letzten Tagen?"
"Ja. Emely hat sie erst die ganze Zeit dreimal am Tag longiert und ich hab sie dann morgens und abends jetzt immer longiert."
"Okay. Super! Danke!", sagte ich und schwang mich nun auf den Rücken meiner Stute. Diese spitzte aufmerksam die Ohren und schien sich richtig zu freuen endlich mal wieder richtig was tun zu können.
Mit Paul zusammen drehte ich nun langsam im Schritt Runden um den Springplatz und unterhielt mich dabei etwas mit ihm.
"Wo sind eigentlich die anderen?", fragte ich nach einer Weile.
"Johannes ist noch zu Julia gefahren, aber der wollte auch bald wieder kommen und dann noch ein bisschen mit seinen Pferden arbeiten. Der Rest ist irgendwo verteilt dabei die Pferde zu trainieren."
"Okay. Dann werd ich mit der Kleinen mal ein bisschen arbeiten.", meinte ich und trabte Ginger nun an.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt