Ein paar Minuten später saßen Emely und Paul auf ihren Pferden und ritten diese warm, während ich aus den Stangen, die ich so fand einen Parcours aufbaute. Die waren zwar eigentlich für die Probesprünge am nächsten Tag gedacht, aber das war mir mehr oder weniger egal. Die Typen würden es überleben die wieder zurück legen zu müssen. Außerdem waren sie ja selber schuld, wenn sie das hier einfach so liegen ließen.
Ich baute den beiden nun einen etwas schwierigeren Parcours auf S Höhe auf, während sie ihre Pferde warm ritten. So waren wir etwa gleichzeitig fertig und trainierten nun noch etwa eine Stunde lang einzelne Distanzen und Sprünge, bevor ich sie dann zum Schluss den kompletten Parcours springen ließ.
"Emely, du fängst an.", sagte ich auf polnisch und auf deutsch dann: "Paul, du kommst zu mir."
Als Paul dann neben mir stand gab ichEmely das Startzeichen und sie ritt den Parcours perfekt.
"Ich hätte es nicht gedacht, aber der Hengst hat echt jede Menge aufgebaut. Er ist nichtnur wunderschön geworden, sondern hat auch jede Menge Muskeln bekommen."
"Ja. Er wurde schließlich nicht umsonst mit einer 9,5 gekört."
"9,5? Wow!"
"Ja. Das hätte keiner gedacht, abereristja auchecht toll. Für einen Araber perfekt gebaut und seine Abstammung ist auch nicht gerade die schlechteste."
"Wen hat er denn so im Stammbaum?"
"Seine Großmutter ist Shalima. Eine unserer besten Stuten. Mit ihr haben jede Menge große Erfolge gefeiert. Sein Vater ist Bonfire. Ebenfalls ein sehr toller Hengst. Er war damals der absolute Liebling von meinem Vater. Ich hab ihn dann übernommen und mit ihm noch so einiges gewonnen."
"Das klingt schonmal nicht schlecht."
"Überhaupt nicht. Der hat einen astreinen Stammbaum. Er war eigentliche unsere große Hoffnung, aber Distanzrennen sind nicht so sein. Dafür wird er dann vielleicht in der Vielseitigkeit erfolgreich."
"Also springen kann er schon mal."
"Ja. Ich hatte erst auch überlegt ihn als Nachwuschspferd mit zum Springen zu nehmen, aber dann hat Emely sich ja in ihn verliebt."
"Ich glaub das war auch gar nicht so schlecht. Die beiden passen gut zusammen."Nachdem Emely dann den Parcours beendet hatte, kam sie zu mir und fragte: "Und? Was sagst du?"
"Super. Das sah richtig gut aus. Versuch ihn nur ruhig noch ein bisschen mehr an der Anlehnung zu reiten. Denk dran, dass das ein Stil Springen ist. Aber an sich schon echt gut.", sagte ich.
Danach war dann Paul an der Reihe. Auch er legte an sich eine sehr gute Runde hin, allerdings hatte er immer noch leichte Probleme die Distanzen zwischen den Sprüngen richtig zu treffen.
Wir beendeten das Training nun und versorgten in Ruhe noch die Pferde, bevor Paul dann ging. Wir warteten noch einen Moment auf Ben.
"Meinst du ich hab eine Chance?", fragte Emely nun.
"Bei Paul oder im Reiten?", fragte ich.
"Beides.", meinte Emely.
"Im reiten auf jeden Fall und ich denke bei Paul auch. Der findet dich ganz süß."
"Hat er das gesagt?"
"Nein, aber gedacht. Das sieht an in seinem Blick. Er guckt dich immer so an, als fände er dich ganz süß."
"Aha."
Dann kam auch schon Ben und wir fuhren zumHotel, wo jeder in seinem Zimmer verschwand.
Ich machte mich nur schnell fertig und ging dann zu Bett, wo Ben bereits auf mich wartete.
"Wer reitet eigentlich wann?", fragte Ben nun.
"Emely reitet morgen früh direkt eine Dressur.", sagte ich. Noch wollte ich ihm nicht erzählen, was Emely sonst so ritt.
"Ist da nicht die Dressur bei den Vielseitigkeitsreitern?"
"Ja.", sagte ich und hoffte inständig, dass er nicht darauf kam, dass sie dort mit ritt.
"Du hast doch nicht etwa...", setzte er an und ich beschloss, dass ich es ihm jetzt wohl am besten sagte, bevor er selber darauf kam. Das würde dann nur noch mehr Ärger geben.
"Doch. Das habe ich. Emely reitet die Vielseitigkeit gegen Paul.", sagte ich also.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", fragte Ben entsetzt.
"Doch ist es."
"Wie konntest du ihr das nur erlauben? Das ist viel zu gefährlich!"
"Nein ist es nicht. Das ist nicht viel gefährlicher als ein normales Springen auch. Außerdem haben wir genug trainiert. Sie schaffen das."
"Wann habt ihr denn bitteschön Geländesprünge trainiert? Und Dressur kannst du doch gar nicht richtig! Wie soll sie da eine S Dressur schaffen! Das kriegt doch Johannes nicht mal richtig hin!"
"Wir haben früh morgens trainiert und Johannes hat sie in der Dressur trainiert."
"Ach und der wusste davon? Wahrscheinlich wusste es jeder außer mir! Schön zu wissen, dass mir keiner Bescheid sagt!"
"Außer Johannes wusste es keiner und den hab ich gezwungen die Klappe zu halten."
"Und was machst du sonst noch alles hinter meinem Rücken?"
"Nichts. Das war nur eine Ausnahme. Wirklich!"
"Und das soll ich dir jetzt glauben? Ich kann dir doch nie wieder vertrauen, wenn du ins Büro gehst. Wer weiß, wen du dann nachts alles trainiert!"
"Verdammt es tut mir ja leid, aber es ging nicht anders!", sagte ich, doch Ben drehte sich nur noch wortlos von mir weg. Verdammt! Das hatte ihn verletzt. Aber wie hätte ich es anders machen sollen? Hätte ich es ihm erzählt, hätte er es niemals zu gelassen. Emely hätteuns auf ewig gehasst, wenn ich ihr das verboten hätte. Sie hatte nun mal Spaß an der Vielseitigkeit gefunden und wollte unbedingt hier reiten.
Okay. Irgendwie musste ich das alles wieder gerade bügeln.
"Ben?", fragte ich nun vorsichtig, doch von ihm kam keine Antwort.
"Es tut mir wirklich leid. Ich hätte das nicht hinter deinem Rücken machen sollen, aber ich wusste nicht, wie ich das sonst hätte machen sollen. Emely hat eben Spaß an der Vielseitigkeit gefunden und sie wollte unbedingt damit anfangen. Dann kam das ganze Chaos mit Paul und sie wollte ihn unbedingt wieder sehen. Sie wird nur noch frei gestellt, wenn sie wirklich reitet, also war klar, dass sie hier ein Turnier reiten muss. Sie wollte unbedingt die Vielseitigkeit reiten und hätte ich ihr das verboten, hätte sie uns das auf ewig übel genommen. Ich konnte einfach nicht anders.", erklärte ich, doch von Ben kam noch immer keine Reaktion.
"Schatz?", fragte ich nach einer Weile.
"Hm?", kam es nun von ihm.
"Kannst du mir nochmal verzeihen? Bitte?", fragte ich unsicher.
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Sprung ins Chaos
Random"Sprung ins Chaos" ist der 6. Teil meiner Buchreihe zu den Bewohnern des Gestüts Michalòw und knüpft direkt an den 5. Teil "Der falsche Sprung" an. Auch hier geht es wieder um Lisa, Ben und vor allen Dingen auch Emely, die mal wieder ordentlich Chao...