Kapitel 36

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Ich war gerade eingeschlafen, als ich von einem Klopfen an der Tür wach wurde.
"Was ist denn jetzt?", fragte Ben verwundert.
"Keine Ahnung.", meinte ich und stand auf, um die Tür zu öffnen. Vor mir stand Emely.
"Ist alles in Ordnung?", fragte ich leicht verwundert. Sie schüttelte nur den Kopf.
Ich verließ das Zimmer nun und schloss die Tür hinter mir. Dann schob ich sie vor mir her in ihr Zimmer.
"Was ist denn?", fragte ich, als ich neben ihr auf ihrem Bett saß.
"Wie soll ich ihm das erklären?"
"Gar nicht. Ich mach das schon. Da brauchst du dir gar keine Sorgen machen."
"Und was wenn ihm das alles egal ist?"
"Das bezweifele ich und selbst wenn dann schaffen wir das auch alleine."
"Wie soll ich das alles schaffen? Ich hab da doch keine Ahnung von!"
"Das wird alles. Mach dir keine Sorgen. Wir sind alle für dich da. Wichtig ist nur, dass du die Schule nicht vernachlässigst. Du machst noch deinen Abschluss!"
"Ja."
"Wie geht es dir denn sonst so?"
"Eigentlich ganz gut. Mir ist morgens nur öfter mal schlecht."
"Okay. Das ist ganz normal."

Nun schwiegen wir erst einmal eine Weile, bevor Emely fragte: "Mama?"
"Was denn?", fragte ich.
"Meinst du ich sollte abtreiben?"
"Nein. Es ist natürlich deine Entschiedung, aber dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Das Kind kann hier ganz normal aufwachsen und es sind genug Leute hier, die auf es aufpassen können. Das kriegen wir alles hin.", sagte ich.
"Okay."
Wieder herrschte Schweigen, bis Emely fragte: "Was hat Papa gesagt?"
"Der war nicht wirklich begeistert. Er hat es nicht so wirklich mit Paul und ist der Meinung, dass du dir lieber jemanden suchen solltest, der auch deine Sprache spricht, aber er unterstützt dich. Wir alle tun das. Da brauchst du dir gar keine Sorgen machen."
"Er hat ja Recht."
"Hör auf mit den Zweifeln! Das wird schon alles. Natürlich wird das nicht einfach, aber ihr schafft das schon und Paul lernt dann halt polnisch. Das ist alles machbar. Wir schaffen das schon. Und selbst wenn nicht wirst du schon noch den Richtigen finden."
"Ja. Das ist nur ein bisschen schwierig."
"Ich weiß. Ich kenn das, aber das klappt schon. Du bist nicht alleine und zusammen schaffen wir das. Das wird alles schon."
"Danke!"
"Bitte. Jetzt leg dich aber erstmal hin und schlaf noch ein bisschen. Es ist schon spät."
"Kannst du noch hier bleiben?", fragte Emely nun und in diesem Moment sah ich wieder die kleine, dreijährige Emely vor mir, die nicht schlafen konnte. Manche Sachen änderten sich einfach nie. Das war aber auch gut so. Es war irgendwie doch schön meine kleine Emely wieder zu haben.
Sie legte sich nun hin, während ich an der Bettkante sitzen blieb. Sanft strich ich ihr durch das Haar und blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann schlich ich liese aus dem Zimmer und legte mich, so leise, wie möglich, zu Ben. Dieser drehte sich zu mir rum und fragte im Halbschlaf: " Was war denn?"
"Alles wieder gut. Schlaf weiter.", sagte ich nur. Er schloss mich nun in seine Arme und schlief direkt weiter. Ich hing noch ein wenig meinen Gedanken nach, bevor auch ich dann wieder ein schlief.

Am nächsten Morgen ging es dann normal weiter und wir putzen auch weiterhin die Sattelkammer. An diesem Tag allerdings erst einmal ohne besondere Zwischenfälle. Am Abend sollte sich das allerdings schlagartig ändern, als wir jemanden laut rum schreien hörten.
"Ist das Ben?", fragte Tom verwundert.
"Ja. Ich glaub Paul ist da.", sagte ich und rannte nach draußen. Wie vermutet stand dort Paul, der Ben total verdutzt an schaute. Ben schimpfte lauthals, was er doch für ein Vollidiot wäre, doch das brachte nicht viel, denn Paul verstand schließlich kein Wort von dem, was er sagte. Es sah vom Weiten allerdings recht witzig aus.
"Was tut er da? Der versteht ihn doch gar nicht.", sagte Tom verwirrt.
"Das ist ihm momentan glaube ich ziemlich egal.", meinte ich und ging weiter auf ihm zu. In dem Moment kam auch Julia gerade aus dem Haus. Zum Glück, denn exakt in dem Moment artete der Streit in eine Prügelei aus. Julia sprang, wie wir sie kannten, sofort dazwischen. Ich rannte nun ebenfalls los und kam wenig später bei den beiden an.
"Kannst du mir mal erklären was das soll?!? Hatte ich dir nicht gesagt du sollst ihm nicht sofort an die Gurgel gehen und versuchen ihn um zu bringen?", schimpfte ich an Ben gewandt und schubste ihn an die Seite. Ben schaute mich nur kleinlaut an. Er wusste, dass er jetzt eh keine Chance mehr gegen mich hatte.
Ich wandt mich nun Paul zu und fragte auf deutsch: "Alles okay?"
"Ja. Es wäre nur nett, wenn mir irgendwer sagen könnte, was los ist.", sagte er.
"Du blutest ja.", stellte ich nun mit einem Blick auf seine Nase fest.
"Ups.", kam es nur von Julia. Sie hatte wohl etwas zu fest zu geschlagen.
In dem Moment kam Lea und fragte verwundert: "Was ist denn hier los?"
Ich wollte mir nicht vorstellen, wie das hier gerade auf fremde wirkte. Vor allen Dingen Tom, der am Rand stand und einfach nicht mehr anders konnte, als sich kaputt zu lachen. Damit hatte er aber auch Recht. Es war einfach lächerlich, was hier schon wieder los war.
"So genau kann ich dir das auch nicht erklären. Mach dir schonmal Scarlett fertig. Du machst heute mir Johannes ein bisschen Dressur Training.", sagte ich nun zu Lea.
"Ich regele das.", meinte Julia und ging mit ihr weg. Ich wandt mich nun Ben zu und sagte: "Du hältst dich da raus! Du kannst schonmal Ginger holen und dir irgend ein Pferd aussuchen. Wir reiten gleich aus."
Dann schob ich Paul vor mir her nach drinnen, wo wir uns in die Küche setzten.
"Was ist denn jetzt los?", fragte Paul nun verwirrt. Er verstand das ganze Theater nicht so wirklich.
"Emely ist schwanger.", brachte ich es direkt zum Punkt und wartete auf eine Antwort von ihm.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt