Kapitel 74

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Nachdem Johannes dann auf seiner Stute saß, ging ich dann zum Round Pen, wo Capricio bereits am Tor stand und wartete.
"Na? Hast du dich schön ausgetobt?", fragte ich und betrat nun den Round Pen, um dem Hengst nun einen Kappzaum an zu legen, den ich bereits dort liegen hatte. Er sollte langsam lernen etwas am Kopf zu tragen, das ein wenig schwerer war und so lernte er auch den Stirnriemen schon einmal kennen.
In den mittleren Ring harkte ich nun eine Longe ein und schnappte mir eine Gerte. So führte ich den Hengst nun in den zweiten, überdachten Round Pen, wo mehrere Stangen auf dem Boden lagen, sodass der Hengst darüber traben konnte. Dazu stellte ich nun noch ein Cavaletti auf und longierte den Hengst erst im Schritt noch ein wenig, bevor ich ihn dann antraben ließ. Alles machte ich erst einmal auf einem etwas kleinerem Kreis und ohne die Hindernisse, sodass er erstmal locker vorwärts lief. Erst als das wirklich gut klappte, baute ich nach für nach erst die Trabstangen und schließlich auch das Cavaletti ein. Der Hengst arbeitete so weit auch ganz gut mit und so beendete ich das Training bereits nach einer halben Stunde. Wir wollten es ja nicht gleich übertreiben und es reichte, wenn er jeden Tag ein bisschen lernte.
Als er dann wieder in seiner Box stand, putzte ich schon einmal Scarlett und stellte sie in die Führmaschiene, um dann zurück in die Halle zu gehen. Dort hatte Johannes sein Training ebenfalls gerade beendet und so machten wir uns daran wieder alles in die Mitte zu schmeißen.
"Was bauen wir denn auf?", fragte Jenny, als wir alles hatten.
"Nur ein paar kleine Distanzen. Technisch mach ich mir ihr nichts besonderes. Ich will sie nur ein bisschen ärgern.", sagte ich.
"Und was heißt das?"
"Verrückte, bunte Unterbauten. Sie muss jetzt lernen, dass es nichts bringt, wenn sie alle runter buckelt und dass sie trotzdem springen muss."
"Okay. Hast du einen bestimmten Parcours oder so?"
"Ja. Du kannst schon mal auf der Zirkellinie drei Cavalettis aufbauen, sodass das mittlere auf X steht.", wies ich sie an und schaute nun auf meinen Plan.
Nach für nach bauten wir so einen kleinen Parcours auf und ich ging dann los, um Scarlett zu satteln, während Jenny noch das letzte Hindernis aufbaute.

Wieder in der Halle angekommen schwang ich mich nun auf den Rücken der Stute, die dank der Unterbauten schon wieder die nackte Panik in den Augen hatte. Da musste sie jetzt allerdings durch. Sie musste so schnell, wie möglich lernen, dass das nichts schlimmes ist.
Als sie dann warm war, begann ich langsam mit den Cavalettis und nahm nach einer kurzen Pause dann das erste Hindernis mit einem Wassergraben drunter. Mit genug Überredenskraft sprang die Stute allerdings relativ ordentlich über das Hindernis und die paar Buckler danach saß ich locker aus. Dieses Hindernis nahm ich dann ein paar Mal mit und nahm dann das nächste. Dieses bestand nur aus weißen Planken. Dies gestaltete sich dann schon etwas schwieriger und wir kamen erst bei dem zweiten Anlauf darüber.
So sprang ich ein Hindernis nach dem anderen und jedes Mal buckelte de Stute mehr. So langsam wurde es dadurch auch für mich ziemlich anstengend und das ganze Buckeln nervte so langsam. Gerade, als es dann doch zu einem ziemlich böswilligen Buckeln wurde und sie wirklich angestrengt versuchte mich runter zu schmeißen. Das funktionierte allerdings nicht wirklich, denn ich war es gewohnt buckelnde Pferde zu reiten. Tahir machte das ja schließlich auch oft genug.
Beim letzten Hindernis war das Maß dann allerdings voll. Dies war das Hindernis bei dem sie Lea am vorherigen Tag runter geschmissen hatte. Auf direktem Weg ritt ich auf das Hindernis zu und trieb die Stute unter mir ordentlich vorwärts, sodass sie gar nicht erst die Chance hatte durch zu parieren. Das klappte so weit auch relativ gut, bis sie dann direkt vor dem Hindernis heftig abbremste, auf der Hinterhand rum sprang und buckelnd an dem Hindernis vorbei. Ich ließ mich davon allerdings nicht abbringen und versuchte es noch einmal, und nach einmal, und noch einmal.
Scarlett schaffte es jedoch jedes Mal irgendwie an dem Hindernis vorbei zu rennen.
"Johannes und Ben. Könnte ihr euch mal jeder eine Gerte schnappen und auch neben das Hindernis stellen? Vielleicht springt sie dann wenigstens halbwegs ordentlich drüber.", fragte ich nun. Von Johannes kam nur ein Nicken, bevor er aufstand und zwei Gerten herbei kramte. Eine davon drückte er Ben in der Hand, der mittlerweile in der Mitte stand.
"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte er unsicher.
"Nein, aber sie soll da jetzt wenigstens einmal drüber springen.", meinte ich.
"Flieg mir jetzt bloß nicht da runter!"
"Das hatte ich nicht vor, aber ich kann dir nichts versprechen. Ab und zu mal runter fliegen gehört dazu.", meinte ich und galoppierte die Stute nun wieder an.
"Lass das lieber!", rief Ben skeptisch.
"Ich springe da jetzt drüber und es wäre nett, wenn du dich jetzt an die andere Seite vom Hindernis stellst.", sagte ich ernst. Ben war zwar immer noch sehr skeptisch, aber stellte sich nun neben das Hindernis.
Ich ritt nun auf das Hindernis zu und trieb die Stute ordentlich vorwärts. Vor dem Hindernis versuchte sie wieder aus zu brechen, aber da stand Johannes im Weg, der mit der Gerte fuchtelte. So hatte sie kaum eine andere Wahl und sprang mehr schlecht als recht viel zu hoch über das Hindernis. Ich verlor dabei leider Gottes die Steigbügel und als die Stute dann auf die Hinterbeine stieg und schließlich mit heftigen Bocksprüngen durch die Halle raste, wurde es dann schon kritisch. Ich krallte mich in ihrer Mähne fest und konnte mich so noch halbwegs oben halten. Dann kam allerdings ein Hindernis. Das hatte Scarlett übersehen und bremste nun heftig, um dann erneut auf die Hinterbeine zu steigen. Dabei verlor sie jedoch das Gleichgewicht und kippte zur Seite weg.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt