Julia hatte sich gerade wieder etwas beruhigt, als such die Tür öffnete und Johannes rein schaute.
"Hast du Julia...", setzte er an, bevor er seine Frau erkannte.
"Ja. Die ist hier und du kommst genau richtig. Ich muss mal mit dir reden.", sagte ich.
"Worum geht's denn?", fragte er.
"Unter vier Augen.", sagte ich und schob ihn raus, um hinter mir die Tür zu schließen.
"Was denn? Und warum ist Julia am Weinen? Ist irgendwas passiert?", fragte er verwundert.
"Und ob was passiert ist.", sagte ich.
"Was denn?"
"Deine Gene setzen sich zu stark durch."
"Hä? Kannst du mir jetzt endlich mal erklären, was los ist?"
"Julia ist schwanger."
"Schön. Freut mich! Und warum ist sie deswegen am Weinen? Das ist doch nichts Schlinmes."
"Mit Drillingen."
"Du verarschst mich jetzt oder?"
"Nein. Das ist mein voller Ernst. Sonst würde sie das wohl kaum erst mir erzählen. Wenn alles ganz normal wäre, hätte sie schon längst mit dir gesprochen und es dir zuerst erzählt."
"Ach du Scheiße! Was machen wir denn jetzt? Das haut doch nie im Leben mit der Zeit hin! Drei Kinder auf einmal. Wenn die alle so werden, wie unsere letzten Kinder bekommen wir aber Spaß! Das geht nie im Leben gut!"
"Jetzt halt mal die Luft an! Verunsicher sie nicht noch mehr! Sie so schon total fertig! Reicht es nicht, dass sie deswegen in Tränen ausgebrochen ist?"
"Sorry, aber das hat mich jetzt irgendwie geschockt."
"Bleib locker. Wir schaffen das irgendwie alles. Du darfst sie jetzt auf jeden Fall nicht noch mehr fertig machen. Das bringt nichts, wenn du ihr jetzt noch mehr Angst machst, als sie so schon hat. Natürlich wird das alles nicht einfach und wahrscheinlich wird es jede Menge Chaos geben, aber wann herrscht bei uns mal kein Chaos? Wir schaffen das schon!"
"Manchmal frag ich mich echt, wie du es schaffst immer alles so positiv zu sehen."
"Das tu ich ganz und gar nicht. Ich bin hier auch öfter mal kurz vorm verzweifeln und kurz davor alles hin zu schmeißen, aber dann gibt es auch wieder Momente in denen alles super ist und solange es die noch gibt, sollte man aus den anderen Katastrophen das Beste machen."
"Man könnte echt denken, dass du die alters bist und nicht ich."
"Das ist jetzt völlig egal. Wir kümmern uns jetzt erstmal um Julia!", sagte ich nun und schob ihn vor mir her wieder ins Büro.
Johannes ging nun direkt auf Julia zu und nahm sie in den Arm.
"Wir schaffen das! Irgendwie kommen wir auch mit drei kleinen Kindern auf einmal klar. Das klappt alles schon irgendwie. Du musst dir keine Sorgen machen.", sagte er aufmunternd. Sie fiel ihm einfach nur erleichtert um den Hals und gab ihm einen Kuss. Er erwiderte diesen, bevor Julia sich dann von ihm löste und sich mir zu wandt.
"Danke!", sagte sie.
"Gerne. Du hilfst hier auch mehr als genug."
"Ich hätte da nur noch eine Frage.", meldete Johannes sich nun zu Wort.
"Was denn?", fragte Julia.
"Im wie vielten Monat bist du denn?"
"Im Dritten.", antwortete Julia.
"Das heißt, als...", setzte Johannes an.
"Genau. Als das ganze Chaos mit uns war, war ich schon schwanger."
"Okay. Haben wir dann jetzt alles geklärt?", fragte ich nun. Von den anderen beiden kam nur in Nicken und so verschwanden diese nun in ihrem Zimmer, während ich noch ein wenig arbeitete und dann auch zu Bett ging.In den nächsten Tagen war dann alles ziemlich entspannt. Ich trainierte auch weiterhin mit Ginger und mit Emely sehr ehrgeizig. In den Ferien kam zusätzlich auch Lea jeden Tag zum Training. Dieses mussten wir allerdings nach drinnen verlegen, denn der Springplatz war vollständig zu geschneit. Die Pferde der beiden hatten wir mittlerweile beide geschoren, damit sie beim Training nicht zu sehr schwitzen.
Im Januar war es dann so weit. Wir packten alles so weit zusammen und fuhren nach Deutschland. Emely und Lea waren beide für eine Woche von der Schule freigestellt worden. Lea und Scarlett nahmen wir kurzfristig dann doch noch mit, da auf dem selben Platz auch ein L und ein A** Springen stattfanden, die beiden reiten sollten. So fuhren wir mit zwei Pferden und jede Menge Gepäck nach Deutschland zum Turnierplatz.
Dort angekommen brachten wir erst einmal die Pferde in die Stallzelte und versorgten sie in Ruhe, bevor wir dann alles auspackten und irgendwo verstauten. So einfach war das allerdings nicht, denn allein für Emely hatten wir zwei Sättel und drei Trensen mit, da sie ja in drei Disziplinen antrat. Dazu kamen noch jede Menge Gamaschen, Hufglocken. Schabrachen und anderes Zeug.DA war es nicht so einfach das alles in einem Schrank zu verstauen. Für Lea gestaltete sich das alles ein wenig einfacher. Sie hatte die ganze Ausrüstung nur in einfacher Ausführung.
Es endete dann damit, dass wir noch eine dritte Box dazu buchten, wo wir unser Gepäck verstauten.
Diese war dann aber auch komplett voll mit Zeug. Die Hälfte davon war wahrscheinlich überflüssig, aber lieber zu viel, als zu wenig. So hatten wir wenigstens alles dabei.
Ben war allerdings ziemlich verwirrt über die ganzen Sachen, denn noch wusste er nicht, dass Emely hier eine Vielseitigkeit reiten würde. Das musste ich ihm in einem passenden Moment noch beichten. Dies könnte sich allerdings ziemlich schwer gestalten, denn er würde vermutlich erstmal ausrasten, wenn er das hören würde.
Nachdem wir die Pferde dann versorgt hatten, machten wir uns erst einmal auf die Suche nach Paul. Wegen diesem war ich ja schließlich auch hier und ich hatte ihm versprochen, dass ich am Abend noch in bisschen mit ihm trainieren würde. Die anderen hatten damit allerdings nicht viel zu tun. Daher hatten wir es so geplant, dass Ben mit Lea schon einmal zum Hotel fuhr und ich mit Emely noch hier blieb. Die beiden wollten ihn aber auch erst noch begrüßen.
Nach ein paar Minuten stellten wir dann fest, dass sein Pferd direkt neben uns in der Box stand, denn er holte dieses gerade auf die Stallgasse.
"Hey! Da bist du ja!", bemerkte ich auf deutsch. Paul drehte sich verwundert zu mir rum, bevor er mich dann erkannte.
" Hey! Da seid ihr ja schon!", sagte er.
"War doch abgesprochen. Ich bin pünktlich."
"Gut. Ich mach ihn nur schnell fertig und dann können wir los legen."
"Ne. Du gibst mir jetzt mal das Pferd und sagst den anderen Hallo. Emely wartet schon sehnsüchtig auf dich.", sagte ich und nahm ihm den Strick aus der Hand. Er ging nun leicht zögerlich auf die anderen zu. Was das auf einmal sollte verstand ich auch nicht, aber das war ja auch egal. Emely ging nun langsam und genauso zögerlich auf ihn zu. Das verwirrte mich nun doch ziemlich. So kannte ich Emely gar nicht. Ich hatte eher damit gerechnet, dass sie sich ihm sofort um den Hals warf. Das war eher ihr Ding.
Es lief dann doch eher so ab, dass sie sich relativ normal und zögerlich auf englisch begrüßten. Ben fuhr dann mit Lea schließlich zum Hotel und Paul fragte: "Soll ich ihn dann jetzt fertig machen?"
"Ja. Wir springen und an deiner Stelle würde ich jetzt nicht unbedingt die weiße Schabracke drauf legen. Die wird nur versaut."
"Okay. Keine Ausbinder oder?"
"Nein. Garantiert nicht!"
"Gut. Warum seit ihr eigentlich gleich mit der gesamten Mannschaft angerückt? Es hätte doch gereicht, wenn du alleine gekommen wärst."
"Nein hätte es nicht. Lea ist mit, weil sie hier mit ihrer Stute hier ein paar Springen reitet und Emely ist morgen deine Konkurrentin."
"Jetzt echt?"
"Ja."
"Und welches Pferd reitet die?"
"Nasim. Wen denn sonst."
"Aber der ist doch noch so jung und hat kaum Muskeln. Der hält so einen Geländeparcours doch nie im Leben durch!"
"Hast du den in der letzten Zeit mal gesehen? Wir haben ordentlich trainiert. Den erkennst du nicht wieder."
"Ich kann dir nicht so wirklich glauben, dass der innerhalb von einem halben Jahr so viel aufgebaut hat."
"Mach dein Pferd fertig und wart ab. Du wirst ihn ja gleich sehen.", meinte ich nur und half Emely dann dabei ihren Hengst fertig zu machen.
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Sprung ins Chaos
Random"Sprung ins Chaos" ist der 6. Teil meiner Buchreihe zu den Bewohnern des Gestüts Michalòw und knüpft direkt an den 5. Teil "Der falsche Sprung" an. Auch hier geht es wieder um Lisa, Ben und vor allen Dingen auch Emely, die mal wieder ordentlich Chao...