Kapitel 85

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Ich schwang mich nun in den Sattel meiner Stute und ritt in sie in Ruhe warm, bevor ich dann noch ein paar Sprünge mit nahm und schließlich mit Ben und Jenny an meiner Seite zum Einlass ritt.
Dort angekommen putzte Jenny mit einem Lappen noch einmal extrem gründlich über das Fell der Stute.
"Wenn du so weiter machst, hat sie gleich ein Loch im Fell.", meinte ich nachdem ich ihr eine kurze Zeit zu gesehen hatte.
"Entschuldigung. Ich bin ein bisschen nervös.", sagte Jenny und packte den Lappen nun wieder weg.
"Das sind wir alle.", meinte Ben.
"Ja. Und ich am meisten.", stimmte ich ihnen zu.
"Du machst das schon. Komm einfach sicher wieder da raus und dann ist alles gut. Mehr erwarten wir gar nicht von dir. Du kannst das und Ginger tut es auch. ihr schafft das!", sagte Ben und wand sich dann Ginger zu.
"Pass gut auf sie auf und trag sie da sicher durch! Ich weiß, dass du das Potential hast, sie hier zum Sieg zu tragen. Tu es für deine Oma!", sagte er zu der Stute, bevor wir dann auch schon einritten.
"Ihr schafft das!", hörte ich Ben noch rufen.
Katrin ritt nun direkt neben mir wieder raus und rief mir noch zu: "Reit zwischen dem lila und dem Wassergraben nur drei und nicht vier! Das passt besser!"
Okay. Also nur drei Galoppsprünge und nicht vier. Da hatte Katrin wohl gerissen.
Ich hielt nun vor den Richtern und grüßte vor den Richtern, bevor ich dann angaloppierte und Ginger den Platz etwas zeigte.
Dann durch ritt ich die Zeitschranke und es ging los. Meine Nervosität war nun vollster Konzentration gewichen. Jetzt musste jeder Galoppsprung perfekt sitzen. Wenn auch nur ein einziger Fehler drin war, war es vorbei.
So überwand ich ein Hindernis nach dem anderen. Vor meinem inneren Auge hatte ich dabei die ganzen Distanzen und die Anzahl der Galoppsprünge, die ich dazwischen reiten musste. Ich konnte und wollte es mir nicht leisten einen Fehler zu machen.
Dann fand ich mich auch schon vor dem lila Sprung wieder. Die Stute sprang und direkt nach der Landung trieb ich sie vorwärts. Drei und nicht vier! So zählte ich. Eins, zwei, drei und jetzt! Meine Stute sprang brav ab und wir flogen auch über den Wassergraben fehlerfrei hinüber. Danach folgte nur noch ein Hindernis. Ein mächtiger Busch Oxer. Wenn das jetzt passte, waren wir null.
"Komm meine Kleine! Ich weiß, dass du das kannst!", spornte ich Ginger noch einmal an und dann sprang sie. Es kam mir vor als hätten wir eine Ewigkeit in der Luft geschwebt, aber dann landeten wir und waren fehlerfrei! Wir hatten es geschafft!
Glücklich fiel ich meiner Stute um den Hals und verließ den Parcours.
Wieder bei Jenny und Ben angekommen, rutschte ich von dem Rücken der Stute und fiel Ben einfach nur wortlos um den Hals.
"Siehst du! Ich wusste doch, dass ihr das schafft!", sagte er stolz und schloss mich in seine Arme.

Den Rest des Tages hatten wir dann frei und feierten erstmal ein bisschen, dass wir es tatsächlich geschafft hatten als komplettes Team in den zweiten Umlauf zu kommen. Jetzt musste der nur noch genauso gut laufen, aber darüber mussten wir uns erst am nächsten Tag Gedanken machen.
Viel Schlaf fand ich allerdings auch in dieser Nach nicht. Wirklich schlafen konnte ich sowieso erst wieder, wenn das hier alles durch war.
Am nächsten Tag war dann also der zweite Umlauf. Der Morgen lief also etwa genauso ab, wie der vorherige. Mit dem Unterschied, dass ich jetzt noch nervöser war. Das anfängliche Ziel einfach eine ordentliche Runde hin zu legen hatte ich schon lange nicht mehr. Nein. jetzt wusste ich zu was wir in der Lage waren und mein nächstes Ziel war es jetzt den zweiten Umlauf ordentlich hinter mich zu bringen und möglichst auf das Treppchen zu kommen. Es musste nicht unbedingt die Goldene Medaille sein, aber zumindest die bronzene wäre drin.
Dafür musste ich jetzt allerdings null reiten und mich dann im Stechen durchsetzen. Der Parcours an diesem Tag kam mir dabei allerdings sehr gelegen. Er war nahezu perfekt für uns. Mit vielen, engen Wendungen und Stellen, wo ich Ginger so richtig vorwärts schicken konnte. Einfach perfekt, aber so wirklich beruhigte mich auch das nicht. Ben und Jenny hatten es ebenfalls längst aufgegeben irgendwie zu versuchen mich zu beruhigen. Sie waren ja selber nicht viel weniger nervös.

So standen wir schließlich zu dritt zitternd am Einlass und waren extrem nervös.
"Ginger, bitte pass einfach nur auf sie auf! Mehr verlange ich gar nicht von dir. Bring sie einfach sicher zu mir zurück.", sagte Ben zu meiner Stute, bevor ich dann auch schon ein ritt.
"Pass vor dem Oxer zum Schluss auf! Der Boden ist extrem rutschig!", warnte Katrin mich noch, die vor mir im Parcours dran war. Okay. Also sollte ich auf den letzten Sprung nicht unbedingt zu schnell zu reiten. Das war schon mal gut zu wissen.
Ich grüßte nun vor den Richtern und zeigte meiner Stute erneut ein wenig den Parcours. Einmal atmete ich tief aus und schob die Nervosität zur Seite. Jetzt stand die Konzentration und das korrekte Reiten an höchster Priorität. Ich durfte mich jetzt nicht vertun! Ein falscher Galoppsprung und ich konnte mein Ziel vergessen. Ich musste null reiten! Sonst hätte ich keine Chance mehr auf das Treppchen.

Ein Hindernis nach dem anderen überwanden wir fehlerfrei, bis wir dann auf das letzte Hindernis zu ritten. Jetzt versammeln. Wir durften nicht zu schnell werden, sonst würden wir weg rutschen. Ginger schien da nur irgendwie andere Pläne zu haben. Sie nutzte die Gelegenheit und legte noch ein letztes Mal ordentlich an Tempo zu. Dann waren wir auch schon vor dem Hindernis und ich merkte, wie wir rutschten.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt