Kapitel 63

129 12 3
                                    

"Wer ist eigentlich ihr Vater?", fragte Johannes nun. Er konnte das ja schließlich nicht wissen, denn er hatte die Stute von uns zum Geburtstag bekommen. Das gesamte Team hatte zusammengelegt, sodass wir Keschen von einem erstklassigen Dressur Hengst befruchten lassen konnten. Das hatten wir extra früh genug gemacht, sodass das Fohlen dann passend zu Johannes Geburtstag im Frühjahr auf die Welt kam. Das hatte zum Glück auch gerade so noch geklappt denn das Fohlen kam exakt eine Woche vor Johannes Geburtstag auf die Welt.
"Irgend so ein berühmter Dressur Hengst. So ein wunderschöner, schwarzer mit einem weißen Stern auf der Stirn. Den hat Jenny ausgesucht. Keine Ahnung, wie der hieß. Irgendwas mit T glaube ich.", meinte ich.
"Jetzt aber nicht Totilas, oder?"
"Doch. Genau so hieß der! Kennst du den?"
"Ja. Ich hab ihn ausgebildet. Das ist der Hengst von dem ich dir eben erzählt habe."
"Jetzt echt?"
"Ja."
"Ich denk der hieß Blacky."
"Wir haben ihn immer nur so genannt. Kommt ein bisschen komisch, wenn du quer über die Weide Totilas rufst. Andererseits stand er sowieso nie auf der Weide. Den ganzen Tag nur in der Box oder beim Training."
"Das kann man dem armen Tier doch nicht antun!"
"Doch. Leider schon."
"Warum macht man sowas?"
"Der ist viel zu wertvoll. Er könnte sich ja verletzen."
"Was für ein Schwachsinn! Als ob der sich in der Box nicht verletzen kann! Auf einer ordentlichen Weide verletzt sich kein Pferd! Außerdem sollten die auch mal an das Pferd denken! Das steht garantiert nicht in der Box und denkt sich Ich darf nicht raus. Ich bin zu wertvoll."
"Ja. Immerhin weiß ich jetzt, dass er noch lebt. Naja. Ich werd mich erstmal um die Kleine kümmern.", meinte Johannes und verschwand nun.
Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach. Wie konnte man zu einem Pferd nur so grausam sein?
Eines wurde mir in diesem Moment allerdings bewusst. Johannes hing an diesem Hengst und ich würde alles tun, damit er ihn wenigstens noch einmal besuchen könnte. Am liebsten würde ich ihn sofort klauen. Kaufen würde mir noch besser gefallen, aber dieses Pferd würde wahrscheinlich viel zu viel kosten als das wir ihn uns leisten könnten. Die Samen von ihm waren ja schon maßlos überteuert gewesen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wo er momentan stand.
Da kam mir allerdings eine Idee. Johannes Ex Freundin war doch die Tochter von seinem Chef. Da wird die wahrscheinlich den Hof geerbt haben. Wie ich meinen Bruder kannte, hatte der doch bestimmt noch ihre Nummer ein gespeichert. Mit ein bisschen Glück hatte sie ihre Nummer behalten und ich konnte sie darüber irgendwie erreichen. Die Sache hatte nur einen Harken. Irgendwie musste ich dazu an Johannes Handy kommen. Und ein großer Punkt war, dass ich kein holländisch sprach. Laut Johannes Beschreibungen erwartete ich nicht, dass die englisch konnte. Irgendwie würde ich auch das allerdings hin bekommen.
Ich ging nun ins Haus, wo Ben mir direkt entgegen kam.
"Fahren wir?", fragte er.
"Wohin?", fragte ich.
"Ins Krankenhaus."
"Heute nicht mehr. Johannes war da. Da meinte Emely wir bräuchten nicht vorbei kommen."
Ben schaute mich nur mit großen Augen an.
"Sie braucht jetzt erstmal ein bisschen Ruhe. Wir können ja gleich mit ihr telefonieren und morgen fahren wir dann direkt nach der Fütterung hin.", sagte ich.
"Okay.", meinte Ben. Ich sah ihm allerdings an, dass er am liebsten sofort los fahren würde.
"Komm. Wir rufen sie an. Vielleicht geht sie ja ans Handy.", sagte ich und schob ihn nun vor mir her in die Küche. Dort angekommen kramte ich nun mein Handy hervor, um Emely an zu rufen. Diese ging allerdings, wie sollte es anders sein, natürlich nicht ans Handy.
So legte ich nun wieder auf und meinte: "Müssen wir später nochmal versuchen."
Von Ben kam wieder nur ein Nicken.
Da klingelte allerdings auch schon mein Handy. Das war doch garantiert jetzt Emely. Ich schaute nach , aber ich hatte Recht. Das war Emely, die mich nun anrief. Sie hatte scheinbar mit gedacht, denn sie hatte direkt einen Videoanruf gestartet.
Ich ging nun dran und hielt mein Handy so, dass Ben auch etwas sehen konnte.
"Hey!", begrüßte ich sie nun.
"Hey! Schon wieder zuhause?", fragte Emely.
"Ja. Schon länger."
"Und? War der letzte Tag noch erfolgreich?"
"Ja. Mein kleiner, aufmüpfiger Champion hat gewonnen."
"Tahir? Wirklich?"
"Ja."
"Wow! Also hattest du doch Recht. Doch ein Champion. Das erste wirklich große Turnier und direkt gewinnt er. Das hat bisher noch keiner geschafft, oder?"
"Doch. Bonfire hat das damals geschafft. Aber sonst... Nicht, dass ich wüsste."
"Shalima auch.", meinte Ben nun.
"Ja? Hat die das auch geschafft?", fragte ich.
"Ja. Das ist schon lange her, aber sie hat das auch geschafft."
"Naja. Jedenfalls bisher noch keins von meinen Pferden."
"Und was macht ihr so?", fragte Emely nun.
"Bis eben gerade waren wir noch bei den Pferden. Jetzt wird gleich erstmal ein bisschen gefeiert, dass wir das Wochenende relativ erfolgreich überlebt haben.", berichtete ich.
"Das klingt auf jeden Fall interessanter, als bei mir."
"Wieso? Was machst du denn so?"
"Rum liegen und drauf warten, dass ich endlich nach Hause kann. Hier ist es so langweilig!"
"Ist die Kleine denn so ruhig?"
"Ja. Die schläft fast den ganzen Tag."
"Na dann ist sie schon mal deutlich pflegeleichter, als du. Ich hoffe, dass das auch so bleibt."
"Das will ich auch hoffen."
"Wir kommen dann morgen vorbei. Sollen wir dir irgendwie ein Buch oder so mit bringen? Dann ist es vielleicht nicht mehr ganz so langweilig."
"Ne. Das lohnt sich nicht. Ich kann morgen nach Hause."
"Schon? Dann können wir dich ja direkt mit nehmen. Wann können wir denn dann kommen?"
"Ganz in Ruhe. Morgen Nachmittag erst. Mach in Ruhe noch Training mit Lea. Danach könnt ihr dann kommen."
"Okay. Dann würde ich sagen bis dann."
"Ja. Bis dann!"
Ich legte nun wieder auf und fragte Ben: "Ist das jetzt so in Ordnung für dich? Kannst du jetzt beruhigt mit uns feiern?"
"Ja.", meinte Ben. Jetzt hatte er sich selbst davon über zeugt, dass es Emely auch wirklich gut ging und konnte sich hoffentlich erstmal wieder beruhigen.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt