Kapitel 42

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Im vollem Galopp ritt ich zurück zum Gestüt, wo ich einfach wieder über den Zaun sprang und mit den anderen weiter trainierte.
Nach dem Training waren dann noch die anderen Pferde dran. Hier schnappte ich mir zwei der Pferde und ging mit Katrin ausreiten.
"Was war eben eigentlich, dass du auf einmal weg bist?", fragte diese nach einer Weile.
"Ben hat es geschafft schon wieder um zu knicken."
"Wie macht der das immer? Wo langsam sollte er doch laufen können!"
"Wenn du den Platz da mal gesehen hast verstehst du das. Da sind Löcher drin das glaubst du gar nicht!"
"Dann würde ich vielleicht mal überlegen auf einem anderen Platz zu spielen. Das würde helfen."
"Gibt es hier nicht."
"Na super."
"Ja. Aber Ben trifft auch jedes Mal wieder die Löcher! Der würde es wahrscheinlich auf jedem Platz schaffen sich zu verletzen."
"Na dann ist ja gut, dass du schon fast Ärztin bist."
"Nein. Ich kenne mich nur mit Tieren aus."
"Die Knochen und Sehnen sind die Gleichen."
"Ja. Deswegen komme ich damit auch recht gut klar."
"Da hat Ben ja immerhin die richtige Frau geheiratet."
"Ja. Wir ergänzen uns eigentlich ganz gut."
"Muss der jetzt eigentlich irgendwie zum Arzt oder so?"
"Ja. Julian ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Der wollte mich anrufen, wenn die Bescheid wissen."
"Wie lange dauert das denn?"
"Ich denke mal der wird gleich anrufen. Die fahren ja schon alleine zum Krankenhaus hin eine Stunde. Wenn Julian sich noch ein paar Mal verfährt auch länger."
"Wo wohnt ihr denn, dass ihr so ewig weit bis zum Krankenhaus fahrt?"
"Am Ende der Welt. Ich weiß, aber das ist irgendwie auch schön."
"Das Ausreitgelände ist halt einfach genial!"
"Ja und da steht dir auch keiner im Weg. Hier ist es völlig egal, wenn du im vollem Galopp über die Straße prescht. Hier wird dir dann noch nett gewunken."
"Das muss man auch erstmal schaffen."
Unsere Unterhaltung wurde nun von dem Klingeln meines Handys unterbrochen. Mit einem Blick auf das Distplay stellte ich fest, dass es Julian war.
"Hey! Was gibt's?", fragte ich.
"Hey. Du ich bin hier gerade so ein bisschen über fordert. Der Arzt schmeißt nur mit irgendwelchen Lateinischen Fachgelaber um sich und ich verstehe kein Wort."
"Okay. Was sagt der denn?"
"Das versteh ich ja eben nicht."
"Kannst du mir den vielleicht mal geben?", fragte ich und wurde wenig später von dem Arzt mit jede Menge Fachbegriffen voll geschmissen. Den größten Teil davon verstand ich allerdings. Da machte sich der Latein Kurs bezahlt.
Nachdem der Arzt mir dann alles erklärt hatte, ging Julian wieder dran.
"Was hat das jetzt bedeutet?", fragte er.
"Nichts großartig schlimmes. Nur komisch und kompliziert ausgedrückt. Ben hat sich einfach nur die Bänder heftig überdehnt. Wie ich das schon gesagt hab. Ein paar Wochen Pause und dann ist alles wieder gut."
"Okay. Und warum kann der Arzt das nicht einfach sagen?"
"Das können die nicht. Außerdem kann der Typ kaum polnisch. Der kommt aus irgend einem andern Land und kann nur die lateinischen Fachbegriffe."
"Na super!"
"Könnte ich dann mal eben mit Ben sprechen?"
"Klar.", meinte Julian und kurz danach meldete Ben sich.
"Ja?", fragte er.
"Hey! Alles in Ordnung?"
"Bis auf das mein Knöchel höllisch weh tut und mir immernoch keiner sagen kann, was ich habe ja."
"Nichts besonderes. Du hast dir nur die Bänder heftig überdehnt. Ein paar Wochen Pause und dann geht das wieder."
"Das geht aber nicht! Wir haben doch in zwei Wochen die ganzen Rennen!"
"Ja dann kannst du da eben nicht mit reiten."
"Und wie soll das gehen?"
"Wir kriegen das schon. Ich reite einfach jedes Rennen mit und dann passt das schon. Notfalls setzen wir einfach Katrin aufs Pferd. 80 Kilometer kriegt die auch hin und bei den großen Rennen haben wir nicht so viele Pferde genannt."
"Das gibt doch schon wieder nur Chaos!"
"Bleib mal locker. Das wird schon. Ihr kommt jetzt erstmal nach Hause und dann sprechen wir hier in Ruhe."
"Ja. Bist du zuhause?"
"Ne. Ich bin gerade mit Katrin am Ausreiten, aber bis ihr kommt bin ich wieder da. Versprochen!"
"Okay."
"Gut. Dann bis gleich!"
"Ja.", sagte er und legte dann auf.
"Und?", fragte Katrin. Sie hatte mich ja nicht verstanden.
"Wie ich gesagt hab. Nichts besonderes. Ein paar Wochen Pause und dann ist alles wieder gut. Julian hat den Arzt nur nicht verstanden. Die sprechen alle nur in Fachlatein und da ist man schnell mal mit über fordert."
"Wie geht's Ben?"
"So, wie ich das beurteilen kann nicht gerade gut. Der hat natürlich ordentlich Schmerzen."
"Ja. Kein Wunder, wenn der so richtig die Bänder überdehnt hat."
"Was bedeutet das? Da hören meine deutsch Kenntnisse auf."
"Äh... Wie erklär ich dir das jetzt?"
"Ist das die Verbindung vom Knöchel zum Knie?"
"Ja. Genau."
"Okay."
"Müssen wir zurück?"
"Die kommen ja erst in einer Stunde. Wir reiten die Route jetzt weiter und sind dann locker noch pünktlich wieder da."
"Okay."
Wir schwiegen nun eine Weile, bis Katrin fragte: "Du machst dir ganz schön Sorgen oder?"
"Ja. Es ist zwar wirklich nichts schlimmes, aber er klang nicht gerade so, als hätte er keine Schmerzen. Wenn er mich schon von alleine fragt, ob ich dann pünktlich bei ihm bin, dann geht es ihm wirklich nicht gut.", meinte ich.
"Das wird schon. Julian ist doch bei ihm."
"Ja. Ich bereue es nur gerade ein bisschen, dass ich nicht selber mit gefahren bin."
"Die machen das schon. Außerdem sind die doch in nicht mal einer Stunde wieder da."
"Ich weiß ja, aber..."
"Nichts aber! Mach dich nicht verrückt! Das wird schon alles! Die Frage ist nur, wie ihr das jetzt alles mit dem Pferden macht, wenn Ben jetzt auch noch ausfällt."
"Ja. Das gibt es, wie immer, Chaos. Da müssen halt alle ein bisschen mehr anpacken. Lustig wird es nur in zwei Wochen. Da haben wir mehrere Rennen mit den Jungpferden und auch mit ein paar von unseren Erfolgspferden."
"Kann ich da irgendwie helfen? Ich hab zwar keinen Ahnung von Distanzreiten, aber ich kann reiten und wenn du mich ein bisschen trainierst krieg ich das vielleicht hin."
"Ja, aber... Also jetzt nichts gegen dich, aber du hast einfach nicht genug Kondition, um ein 100 Kilometer Rennen zu reiten und auch nicht genug Erfahrung."
"Kann man das in zwei Wochen lernen?"
"Wir können es versuchen, aber ich kann dir sagen, dass das hart wird und du deutlich über deine Grenzen gehen musst."
"Damit komm ich klar. Wann fangen wir an?"
"Heute Abend. Ab jetzt ist morgens und abends joggen angesagt und ansonsten übernimmst du die Pferde, die etwas leichter zu händeln sind."
"Ich kann reiten. Ich kann auch ein paar schwierigere Pferde übernehmen."
"Nein. Ich reite seit ich ein Jahr alt bin Araber und bin mit dreizehn mein erstes Distanzrennen auf 80 Kilometer geritten. Wenn ich ein Pferd als schwierig bezeichne dann kannst du das nicht reiten. Ich kann dir versprechen, dass du auf einem dieser Pferde keine Minute drauf bleibst."
"Darf ich es wenigstens versuchen?"
"Okay, aber ich übernehme keinerlei Verantwortung!"
"Okay. Einen Versuch ist es wert."
"Gut. Es müssen gleich noch zwei Pferde geritten werden. Ein frisch angerittener Junghengst, der ziemlich schwierig ist und eine von unseren älteren Erfolgspferden. Du fängst mit dem Hengst an und ich kann dir versprechen, dass wir nach etwa 30 Sekunden tauschen werden."
"Das sehen wir dann."

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