Kapitel 26

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Weiter gung es nun mit den Verkaufspferden, die älter als drei waren. Diese wurden erst alle an der Hand vorgeführt und danach noch einmal unter dem Reiter. Das klappte auch alles ganz gut und ohne weitere Vorfälle. Fast alle der Pferde wurden verkauft und fanden neue Besitzer.
Danach kam dann der Höhepunkt. Die Dreijährigen wurden vorgestellt. Hier würden die meisten Käufe stattfinden.
Auch bei ihnen begannen wir wieder mit dem Vorführen an der Hand, was ohne besondere Vorfälle verlief. Danach kam dann das, wo ich, ehrlich gesagt, etwas Angst vor hatte. Sieben wurden vom Julian unter dem Sattel vorgestellt. Wir begannen mit den Stuten, die allgemein etwas leichter in der Handhabung waren. Daher klappte das eigentlich ganz gut. Viele von ihnen waren zwar sehr glotzig und erschreckten sich auch mal, aber das war ja normal. Die Stuten liefen da ja schließlich zum ersten Mal vor Publikum. Da war ihnen das verziehen.
Danach kamen dann die Hengste und die machten mir ehrlich gesagt etwas Angst. Wir hatten da schon so ein paar Kandidaten dabei, die nicht unbedingt einfach waren. Da konnte es gut sein, dass die Julian einfach nach den ersten Metern absetzten. Ich hoffte zwar inständig, dass sie das nicht taten, aber, gerade bei Munir, war ich mich nicht so sicher. Der machte noch immer zum größten Teil, was er wollte. Daher hatte ich ihn extra als erstes eingetragen. Da konnte man ihn vorher, in der Pause, nochmal eben eine Runde longieren. Dadurch wurde er dann vielleicht etwas ruhiger. Das hoffte ich zumindest.
In der Pause schnappte ich mir also den Hengst und ging mit ihm zu der zweiten Reithalle. Er tänzelte, wie erwartet, nervös neben mir her und hatte so gar keine Lust auf meine Anweisungen zu hören. In der Reithalle angekommen, bewaffnete ich mich dann mit einer Peitsche und schickte den Hengst nach außen, sodass er dann eigentlich auf dem Zirkel laufen sollte. Er hatte da nur irgendwie andere Vorstellungen, denn er sprang, wie von der Tarantel gestochen, durch die Gegend und hörte ganz und gar nicht auf meine Anweisungen. Ich ließ darauf hin die Peitsche einmal laut knallen und direkt hinter ihm auf dem Boden sausen. Er stieg und rannte dann buckelnd vorwärts. Ich hielt dagegen und gab mein bestes, um ihn irgendwie zu halten. Aber immerhin lief er nun im Kreis um mich rum.
Als er etwa fünf Minuten um mich herum gesprungen war, kam Ben rein und fragte: "Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?"
"Konntest du mal die Peitsche nehmen und ihn ordentlich vorwärts treiben?", fragte ich.
"Ja klar.", meinte er und kam zu mir in die Mitte, um die Gerte auf zu heben, die ich einfach achtlos auf dem Boden geworfen hatte. Mit dieser trieb er Munir ordentlich vorwärts. Ich hielt den Hengst nun also mit beiden Händen fest an der Longe, während Ben neben mir stand und ihn mit der Peitsche vorwärts trieb. So hatte er keine Zeit mehr zu buckeln und powerte sich etwas aus.

Nach etwa zwanzig Minuten holte ich ihn dann wieder zu mir rein und brachte ihn rüber zu Jenny.
"Was hast du denn mit dem gemacht?", fragte diese mit einem Blick auf das nass geschwitzte Fell des Pferdes. An den Beinen klebte der Sand und er sah aus, als wäre er stundenlang durch die Wüste galoppiert und hätte da sonst was gemacht.
"Ich hab versucht ihn zu longieren. Der Herr ist heute mal wieder super drauf.", erklärte ich.
"Bist du sicher, dass es dann so gut ist Julian da drauf zu setzen? Jetzt nichts gegen ihn, aber er hat keine Erfahrungen mit bekloppten Jungpferden und saß garantiert nur vh nie auf einem wild buckelnden und steigenden Araber."
"Wir schmeißen das Programm um und nehmen ihn als letztes. Dann kann Julia sich vielleicht mal um ihn kümmern und irgendwer montiert ihn vorher nochmal."
"Okay. Also willst du jetzt Munir zum Schluss und dafür Halim als erstes?"
"Genau."
"Okay. Dann machen wir das so."
"Super. Dann macht ihr schnell Halim fertig. Ich kundige das an und mach dann die Anmoderation."
"Okay."

Ich tat dies nun und dann begann Julian damit nacheinander die ganzen Hengste unter dem Sattel vor zu stellen. Das klappte, bis auf ein paar kleine Ausrutscher, wo die Hengste sich etwas heftiger erschreckten oder schneller rannten, als gewollt, auch ganz gut. Zum Schluss kam dann mein kleines Sorgenkind. Bei ihm stand unser gesamtes Team in der Tür und zitterte. Alle hofften, dass ras irgendwie gut ging. Nur Julian wusste nicht wirklich, was auf ihn zu kam. Das zeigte Munir ihm jedoch ziemlich schnell, denn kaum waren sie in die Halle eingeritzten, schoss dieser auch schon im vollen Galopp los. Am liebsten hätte ich den Hengst augenblicklich erwürgt, aber das war erst der Anfang. Julian versuchte nun verzweifelt den Hengst durch zu parieren, doch dieser steigerte sich nur noch mehr in das Rennen rein und wurde immer schneller. Als er dann auch noch zu buckeln begann, machte Julian einen fatalen Fehler. Er zog einmal etwas kräftiger an den Zügeln. Der Hengst legte daraufhin eine Vollbremsung in und stieg auf die Hinterbeine. Julian verlor dabei die Steigbügel und als der Hengst dann buckelnd wieder vorwärts sprang lag er, ehe er sich versah, im Sand. Die Zuschauer atmeten erschrocken auf, bevor dann Stille herrsche. Das einzigste, was man hörte, war der Hufschlag des noch immer wild durch die Halle galoppierenden Hengstes. Ich ging nun erst einmal zu Julian, während Julia und Jenny von draußen rein kamen und versuchten den Hengst wieder ein zu fangen.
"Alles okay?", fragte ich, als ich bei Julian angekommen war.
"Ich glaub schon.", kam es von ihm.
Ich reichte ihm nun meine Hand, sodass er sich daran hoch ziehen konnte.
"Geh schonmal rein. Ich komm gleich.", sagte ich zu ihm und wand mich dann dem Hengst zu, der noch immer wie ein Bekloppter durch die Halle raste. Julia und Jenny taten ihr Bestes, um ihn irgendwie wieder ein zu fangen, aber das klappte nicht so wirklich.
"Munir! Hier her jetzt!", rief ich nun wütend und, wie durch ein Wunder, kam der Hengst nun auf mich zu galoppiert und blieb brav neben mir stehen. Ich packte ihn nun am Zügel und sagte genervt: "Kannst du dich nicht einmal benehmen?"
"Sollen wir ihn fertig machen?", fragte Jenny nun.
"Ne. Einer von euch bringt mir mal bitte eine Gerte und schmeißt mich hoch. Der Herr kommt erst hier raus, wenn er ordentlich gelaufen ist.", sagte ich. Jenny nickte und ging los, um mir eine Gerte zu besorgen.
"Du kümmerst dich bitte drum, dass Ben nicht völlig austickt.", sagte ich nun an Julia gewandt.
"Ich versuchs.", meinte diese.
Jenny reichte mir nun eine Gerte und Julia hielt mir gegen, sodass ich mich auf den Rücken des Hengstes schwingen konnte.
"Jenny du kümmerst dich bitte drum, dass Ginger fertig ist und hältst sie in Bewegung. Ich weiß nicht, wie lange das hier dauert. Von Jenny kam nur ein Nicken, bevor Julia den Hengst los ließ.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt