Kapitel 33

140 18 2
                                    

"Hast du mir vielleicht irgendwas wichtiges zu sagen?", fragte ich und setzte mich zu ihr. Von ihr kam nur ein Nicken.
"Leg los. Ich hör dir zu.", sagte ich. Sie schwieg jedoch.
"Du kannst mit mir über alles reden. Das weißt du, oder?", fragte ich. Von ihr kam nur ein Nicken.
"Was ist los?", fragte ich nun.
"Ich... Ich... Ich bin schwanger.", stotterte Emely und brach dann in Tränen aus. Okay. Also doch.
Ich nahm sie in den Arm und sagte: "Alles ist gut. Das ist kein Weltuntergang. Keiner reißt dir dafür den Kopf ab.", sagte ich beruhigend und tröstete sie erst einmal.

Als sie sich dann wieder beruhigt hatte, fragte ich: "Wer ist der Vater?"
"Paul.", sagte Emely und war schon wieder den Tränen nahe.
Das schockte mich nun allerdings doch etwas. Sie hatte ihn erst zweimal in ihrem Leben gesehen und verstand nichtmal seine Sprache!
"Du sprichst jetzt aber von dem Paul, an den ich denke. Den aus Deutschland oder?", fragte ich vorsichtshalber noch einmal nach. Vielleicht hatte ich ja auch irgendwas verpasst.
"Ja.", sagte sie.
"Okay. Ich gehe jetzt ins Büro und rufe bei dem an. Der soll dann so schnell, wie möglich vorbei kommen und wir sprechen hier mit ihm.", sagte ich. Von Emely kam nur ein Nicken.
"Mit Papa rede ich. Dem sagst du gar nichts.", redete ich weiter. Wieder kam von Emely ein Nicken.
"Gut. Willst du mit kommen?", fragte ich nun und wenig später saßen wir zusammen im Büro, um Paul an zu rufen. Dieser ging direkt an sein Handy und fragte: "Hey! Was gibt's?"
"Hast du diese Woche schon irgendwas bestimmtes vor?", fragte ich.
"Bisher noch nicht. Wieso?"
"Wann kannst du kommen?"
"Warum muss ich kommen? Ist irgendwas passiert?"
"Könnte man so nennen. Ja."
"Was denn?"
"Erklär ich dir dann. Das ist am Telefon nicht ganz so gut."
"Okay. Also wenn ich morgen früh direkt los fahre bin ich abends da."
"Super."
"Mit oder ohne Pferd?"
"Mit beiden Pferden und genug Sachen, dass du eine Weile bleiben kannst."
"Okay...", sagte Paul skeptisch. Er verstand so gar nicht, was das auf einmal sollte.
"Gut. Dann bis morgen!", sagte ich.
"Ja. Bis dann.", sagte er noch immer ziemlich verwundert. Ich legte nun auf und erklärte für Emely wieder auf polnisch: "Er kommt morgen Abend."
Von ihr kam wieder nnur ein Nicken.
"Okay. Dann mach du mal Hausaufgaben ind so, aber bleib lieber erstmal drinne. Ich klär das alles mit Papa.", sagte ich ind ging dann wieder raus in die Sattelkammer.
"Und?", fragte Ben sofort.
"Mit kommen.", sagte ich und zog ihn hinter mir her in die SFZ. Auch nach so vielen Jahren war sie noch immer unser Rückzugsort. Hier wurde alles besprochen, was sonst keinen an ging.
Dort angekommen setzten wir uns auf die Couch uns Benfragt nervös: " Was ist denn jetzt?"
"Bitte versprich mir, dass du jetzt nicht total durch drehst.", sagte ich ernst.
"Ich bemühe mich, aber ich kann nichts versprechen.", meinte Ben.
"Bitte lass Emely erstmal in Ruhe und bring nicht irgendwelche Leute um, okay?"
"Okay."
"Gut.", sagte ich und atmete noch einmal tief durch, bevor ich sagte: "Emely ist schwanger."
Ben sprang auf und fragte: "Von wem?"
"Das kann ich dir nur sagen, wenn du kir verspricht, dass du ihn nicht sofort fertig machst, sobald er hier auftaucht."
"Ich bemühe mich.", meinte Ben.
"Von Paul."
"Der Paul aus Deutschland?"
"Ja."
"Jetzt ernsthaft? Das darf doch nicht wahr sein! Und ich dachte der wäre vernünftig!"
"Ist er auch."
"Nein! Wenn er auch nur ein Funken Vernunft hätte, hätte er besser aufgepasst!"
"Mein Gott Ben! Der Junge ist 18! Dem kannst du nun wirklich keine Vorwürfe machen!"
"Und ob ich das kann! Auch mit 18 kann man aufpassen! Ich will hoffen, dass er zumindest so viel Anstand hat hier so bald, wie möglich her zu kommen!"
"Er kommt morgen Abend und du gehst ihm da bitte nicht gleich an die Kehle!"
"Da kann ich für nichts garantieren!", sagte Ben wütend und wand sich zum gehen. Ich konnte ihn jedoch noch am Arm packen und zog ihn zurück zu mir.
"Schatz?", fragte ich.
"Was denn?", fragte er wütend.
"Bitte lass Emely in Ruhe und lass mich das klaren. Sie ist so schon total fertig und Paul wird es wohl auch nicht anders gehen."
"Warum haben die nicht vorher nachgedacht?"
"Ich weiß es nicht. Ich muss dann nochmal in Ruhe mit ihr reden. Das war eben nicht ganz so einfach."
"Wie geht's ihr denn?"
"An sich eigentlich ganz gut. Sie ist nur total fertig und kommt damit nicht wirklich klar."
"Warum muss ausgerechnet ihr so etwas passieren? Jetzt ist sie von den komischen Freunden endlich weg und dann kommt sowas!"
"Ich weiß es nicht. Wir müssen sie da nur jetzt unterstützen und das beste daraus machen. So haben wir halt schon ziemlich früh ein Enkelchen und es ist doch auch schön mal wieder so ein kleines Baby aufwachsen zu sehen."
"Ja. Du hast ja Recht.", gab Ben zu.
"Na siehst du. Das wird schon alles.", meinte ich.

Wir unterhielten uns nun noch eine Weile, bis wir uns dann wieder an die Arbeit machten.
Den ganzen Tag verbrachten wir noch damit die Sattelkammer zu schrubben und es würde wohl noch eine Weile dauern, bis wir fertig waren. Dafür, dass wir die Sattelkammer mindestens zweimal im Jahr gründlich putzen, sammelte sich doch so einiges an Dreck an.
Nur ein Spint blieb unberührt in der Ecke stehen. Schon seit Jahren staubte er zu ind es war eigentlich Quatwchihn überhaupt noch auf zu heben, aber für mich hingen zu viele Erinnerungen daran, um ihn zu entsorgen. Es war Darlings Spint. Unberührt hingen darin noch ihre ganzen Sachen und seit ihrem Tod stand er in einer Ecke. Ab und zu öffnete ich ihn wieder und schwelgte in Erinnerungen an mein erstes Springturnier, an meinen ersten Olympia Sieg, an meine erste Weltmeisterschaft und vor allen Dingen an meine tolle Stute, die alles für mich getan hat.
An diesem Tag war es mal wieder so weit. Gründlich befreite ich den Spint von dem Staub und begann dann damit die Trense zu putzen. Vorsichtig putzt ich mit dem Lappen über das alte Leder und ließ die Trense wieder glänzen, wie zu den alten Turnier Zeiten. Jeder einzelne Strass Stein des Stirnriemens wurde gründlich poliert, bis sie wieder strahlten. Weiter ging es dann mit dem Sattel. Vorsichtig befreite ich ihn von dem Schoner, der schob seit Jahren darüber lag und putzte ihn. So viele tolle Erinnerungen verband ich mit diesem Sattel und es tat mir im Herzen weh ihn so im Spint verstaubten zu lassen.

Sprung ins ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt