1 Das erste Treffen #KürbisTumor

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Nun stand ich vor seinem Haus.
Nun konnte ich mich zeigen.
Nun bin ich hier.

Noch kann ich gehen.
Noch ist es nicht zu spät.
Noch kann ich einfach abhauen, dann fahre ich mit dem Zug zurück.

Aber ich wollte es. Ich wollte mich ihm zeigen. Ich habe so lange darauf gewartet. Ich habe mich verliebt. In ihn. Nächtelang lag ich wach, um mir auszumalen, wie es wäre, wenn wir zusammen sein würden.

Bei jedem Video, bei jedem Bild kribbelten meine Finger. Ich wollte ihn berühren. Ich wollte ihn bei mir haben und ihn in den Arm nehmen. Ich wollte wissen, dass er mich mag, vielleicht sogar etwas mehr.

Ich weiß nicht mehr, wann es anfing. Irgendwann konnte ich von seinen Videos nicht mehr genug bekommen. Ich wollte länger mit ihm reden, mehr mit ihm aufnehmen. Bei Videos, die er nicht mit mir aufnahm wurde ich grundlos eifersüchtig. Vor allem das Shipping mit Kelly machte mir zu schaffen.

Da ich schon mal mit Palle über Schwule geredet habe, wusste ich, dass er nicht schwul war. Zu diesem Zeitpunkt musste ich meine Enttäuschung zurückhalten. Dann traute ich mich nicht mehr ihm zu sagen, dass ich schwul war.

"Du schaffst das",flüsterte ich mir zu.

Egal, ob ich es schaffen wollte, ich tat es jetzt einfach. Ich drückte auf den Knopf neben seinem Namen. Kurz wartete ich. Während dieser Zeit überlegte ich, ob ich nicht einfach weglaufen sollte. Dann meldete dich jemand in der Sprechanlage.

"Hallo?",fragte Palle.

"Hey",antwortete ich.

Kurz schwieg er.

"Manu?",rief er dann überrascht und erfreut.

"Ja",sagte ich.

"Komm hoch!"

Die Tür surrte und ich konnte sie aufdrücken. Langsam ging ich den Eingangsbereich entlang.
Nur noch drei Stockwerke trennten uns.
Wie oft hatte ich mir vorgestellt, wie Palle reagieren würde, wenn er mich sieht. Ich stellte mir vor, wie seine Augen leuchten, wie sein Mund sich zu einem lächeln zieht. Wie er mich umarmt. Auch stellt ich mir vor, wie er roch.

Nur noch zwei Stockwerke. Ich atmete immer schneller, so wie auch mein Herz immer schneller klopfte. Ich versuchte, es zu beruhigen. Doch anstatt, dass es sich normalisierte wurde es schneller. Mit jedem Schritt kam ich Palle näher. Ein Teil von mir freute sich, ein anderer wollte rennen.

Nur noch ein mal die Treppe hoch und ich stand vor seiner Wohnungstür. Sie war zu und von innen hörte ich etwas rumpeln. Die Tür ging auf Palle stand mit ungemachten Haaren und verrutschen T-Shirt vor mir.

"Manu!",haucht er und sah mich an als könnte er nicht glauben, dass ich wirklich hier stand.

"Hey",murmelte ich. Er stand kurz still da und sah mir tief in die Augen. Dann machte er eine schnelle Bewegung und zog mich zu sich in den Arm. Mein armes Herz pochte immer schneller. Hoffentlich bemerkte er das nicht. Leider ließ mich Palle dann auch schon los. Seine Wangen leuteten rot und er wich meinem Blick aus. Auch wenn es süß war, es war ihm trotzdem peinlich.

"Ähm komm doch rein",schlug er vor und ging einen Schritt auf die Seite, damit ich an ihm vorbeigehen konnte. Ich trat ein und sah als erstes einen riesigen Pappehaufen.

"Den räume ich noch weg",meinte Palle und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich lächelte.

"Würde ich an deiner Stelle auch."

"Danke für den Rat. Willst du etwas trinken?"

Ich ging um den Berg herum.

"Nein, danke!",antwortete ich.

Oneshots | YouTuberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt