92 Der Mann von Nebenan #Kürbistumor

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Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen, welches ich heute früh morgens schweren Herzens verlassen musste. Ich hatte heute einen langen Tag in der Uni und danach noch eine Schicht im Kino. Daher war es nicht verwunderlich als meine Augen wie von alleine zufielen und ich eigentlich sofort in einen tiefen Schlaf fallen wollte.

Allerdings führte sich ein Haushalt nicht von alleine. Ich musste noch etwas essen, die Küche aufräumen und mich duschen. Seufzend hiefte ich mich auf und ging die paar Schritte zu meiner Küche.

Aufgrund des armen Studentendaseins hatte ich wenig Geld und musste mich daher mit einer mini Wohnung zufrieden geben. Ich hatte einen Flur, welcher sofort in die Küche mündete. Diese stand in Form eines Us in einer Ecke des Zimmers. Die Art Kücheninsel, die dadurch entstand war mein Schneidefläche sowie Esstisch. Ich hatte kleine Barhocker als Stühle dort stehen. So saß ich meistens zum Essen mit dem Rücken zu meinem Wohnzimmer aka Schlafzimmer. Mein Bett stand gegenüber an der anderen Wand. Daneben ein Nachttisch und der überfüllte Schreibtisch und schließlich an der angrenzenden Wand hing ein Fernseher. Dass ich mir den überhaupt leisten hatte können. Ich hatte ewig nach einem Angebot gesucht.

Ich stellte mir die Nudeln von gestern in die Mikrowelle und stellte den Timer auf 2 Minuten. Während sich mein Essen -beziehungsweise der Teller- aufwärmte, stellte ich das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler und wischte mit einem feuchten Tuch die Flächen. Als die Mikrowelle piepte war ich gerade fertig geworden und konnte mich zum Essen setzen.

Ich schluckte gerade den letzten Bissen hinunter als ich leises Schluchzen hörte. Das war ein weiterer Nachteil der Wohnung. Die Wände waren sehr dünn. Nach dem traurigen Geräusch hörte ich eine laute Stimme, welche irgendetwas mit "Ich bin dir scheinbar nicht gut genug" schrie. Daraufhin wurde eine Tür geknallt und Stille kehrte wieder ein.

Sollte ich das ganze ignorieren? Ich war kurz davor, aber dann ertönte ein erneutes Schluchzen, gefolgt von weiteren. Seufzend stand ich auf und ging zu der benachbarten Wohnung. Ich klopfte an.

Keine Antwort.

Ich klopfte erneut. Diesesmal hörte ich Geräusche von drinnen, Schritte, die näher kamen. Die Tür wurde von einem dünnen Mann in großem T-shirt und Jogginghose aufgemacht. Er hatte dunkle, verfilzte und verwuschelte, lange Haare. Unter seinen Augen, welche vom weinen rot waren, prangen tiefe Augenringe. Erwartend, dass ich etwas sagte, sah er mich erschöpft an.

"Ich wollte nur fragen, ob alles okay ist?", brachte ich mein Anliegen vor.

"Es tut mir wirklich leid", seine Stimme war kratzig. Sie brach unterm Sprechen ab und der Mann musste ich räuspern, "wenn du den Streit mitbekommen hast."

"Den hat wahrscheinlich jeder in diesem Wohnheim mitbekommen, aber das ist ja egal. Wie... wie geht es dir?"

Er biss sich auf die Lippe und lehnte sich gegen die geöffnete Tür. Seine dünnen Finger um das feste Holz geklammert sah er auf den Boden neben meinen Füßen, welche nur in Socken steckten.

"Nicht so gut, aber ich will dich damit nicht belasten. Danke für dein Mitgefühl." Er wollte die Türe schließen, aber ich schob meinen Fuß dazwischen.

"Nicht!", rief ich, da ich vergessen hatte, dass ich keine Schuhe anhatte und das sehr wehtun würde. Erschrocken stoppte der Mann. "Wenn es dir schlecht geht, solltest du nicht alleine sein", wand ich ein.

"Ich... Also. Das passt schon. Ich... ähm.. ich brauche nichts." Er wollte sich zurückziehen, aber hielt ihn wieder davon ab.

"Hör auf drum herum zu reden und lass mich rein", forderte ich.

Seufzend wurde die Tür wieder geöffnet und mir Eintritt gewährt.

" Ich bin übrigens Patrick", stellte ich mich vor.

Oneshots | YouTuberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt