Oneshots | YouTuber

42 Ballon-Freundschaft #Kürbistumor

Ich spazierte mit meinem Hund durch den Stadtpark. Dunkle Wolken zogen langsam über den Himmel, weshalb die Grünanlage vergleichsweise leer war. Ich sah nur ein paar, die von der Nachmittagsschule heim gingen. Es war ruhig und nichtmal die Vögel zwitscherten. Nur vereinzelt hörte man die Rufe der Tiere. Mein Hund lief die ganze Zeit um die Bäume herum und bellte glücklich. Ich hatte sie von der Leine genommen, da wenige Menschen unterwegs waren. Plötzlich blitzte es in meinem Augenwinkel und ich begann Sekunden zu zählen.

Bei 3 sah ich einen roten Luftballon, der zerplatzt in einem Gestrüpp lag. Bei 5 Sekunden war ich dort angelangt und sah einen Zettel, der an eine Schnur hing. Bei 10 hatte ich den Zettel befreit und eingesteckt. Bei 16 donnerte es.

"Sally, komm!",rief ich meinem Hund zu. Sie kam schnell angerannt. "Wir gehen nach Hause",sagte ich noch, obwohl ich wusste, dass sie mich nicht verstand. Sally rannte wieder vor mir her, drehte sich um, rannte wieder voraus. Ich hatte immer eine Hand an dem Zettel, damit ich ihn auf keinen Fall verlieren konnte.

Zuhause legte ich das dickere Papier auf eine Ablage, während ich meine nasse Jacke aufhing und die Schuhe neben die meiner Eltern stellte. "Bin wieder da!",rief ich ins Haus. Es kam keine Antwort, aber das war normal so. Sally lief sofort zu ihrem offiziellen Schlafplatz, wo sie sich in ihr Kissen kuschelte. Ich kicherte bei dem süßen Anblick und kniete mich zu ihr hinunter, um sie zu kraulen.

"Bist du sehr nass geworden?",fragte meine Mutter, die gerade aus der Küche kam. "Es geht. Ich zieh mich gleich um und dusche. Wann gibt es Essen?",erwiderte ich. "Um die normale Uhrzeit",antwortete meine Mutter. Ich nickte und stand dann auf.

Mit noch nassen Haaren setzte ich mich auf mein Bett und griff nach dem Zettel. Normalerweise stand da eine Adresse vom Absender darauf, aber hier stand ein kurzer Text.

Mein Lehrer meinte, das wäre eine gute Idee. Ich bin immer noch nicht der Meinung, dass irgendwer den Ballon findet oder mir schreibt. Und wenn doch. Die Nummer unten rechts ist meine Handynummer. Außerdem meinte mein Lehrer, dass wir ein Problem von uns draufschreiben sollen. Wegen "pädagogischen" Gründen, hatte er es begründet. Na gut, hier hast du jetzt mein Problem: Ich bin schwul und keiner weiß es.

Es blitzte, was mich zusammenzucken ließ. Zur Zeit war ich extrem schreckhaft, was mein bester Freund nur zu gern ausnutzte. Ich ließ mich aber dadurch nicht beirren, sondern las einfach weiter.

Wenn du mir jetzt immer noch schreiben willst, verweise ich auf unten rechts. Mir ist es echt egal. Du kannst mich auch gerne auspionieren, da gibts nämlich nichts besonderes.
-Manuel

Mein Blick ging sofort in die rechte Ecke. +49 175 98758197.
Ich legte den Zettel beiseite und suchte nun mein Handy. "Wo ist das?",zischte ich, nachdem es nicht wie gewöhnlich auf meinem Schreibtisch lag. Ich ging ins Bad, wo ich zuvor war und suchte dort. Und tatsächlich hatte ich es am Waschbeckenrand liegen gelassen. Ich nahm es und öffnete derweil schon die Kontakte, um die Nummer einzuspeichern, während ich zurück in mein Zimmer lief.

Ich sah, dass Manuel auch Whatsapp nutzte und beschloss ihm über diese Plattform anzuschreiben. Aus der Küche holte ich mir noch einen Apfel und schließlich saß ich in einer Decke eingewickelt im Schneidersitz auf meinem Bett und überlegte, was ich ihm schreiben soll.
Hey. Gott, nein. Das war blöd.

Hey, ich hab deinen Zettel gefunden und dachte ich schreib dir einfach mal. Wenn ich das später irgendwann lese, werde ich mich für mich selbst schämen.
Hey Manuel, ich hab deine Nummer von dem Zettel am Luftballon. Wie geht es dir so? Das klang, als würden wir uns schon ewig kennen.

Nach ewigem Hin und Her entschied ich mich, ihm ein Foto von dem Zettel zu schicken und darunter: Bist du immer noch der Meinung, dass niemand zurückschreibt?
In diesem Moment schien es mir die beste Lösung, aber was wusste ich schon wie ich morgen oder in einer Woche darüber denken würde.