48 Save #Zomdado

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Es war dunkel und kalt. Nur ein paar Laternen erhellten die Straße, an der manchmal Autos vorbei fuhren. Er ging an der Häuserreihe des Baugebiets vorbei. Von irgendwoher kam ein Rascheln aus dem Dickicht eines Waldes, was durch Tropfen auf Blätter ausgelöst wurde. Dieser Wald lag am Rand der Häuser und sah bedrohlich mit den gebäudeüberragenden Bäumen aus. Seine Schritte waren leicht, kaum hörbar. Er schlich praktisch und dennoch ging er mit erhobenem Haupt durch die regennassen Straßen. Seine blonden Haare klebten platt auf der Stirn. Normalerweise waren sie leicht zersaust und hingen ihm ein wenig nach rechts gestylt vor der Stirn. "Du wirst erst zurückkommen, wenn du jemanden das Leben gerettet hast",murmelte die Stimme in seinem Kopf. "So ein Mist ",dachte er nur. Wie sollte er jemals jemanden in dieser langweiligen Stadt finden. Hier gab es nichts lebensbedrohliches, was aufgehalten werden könnte. Wie sollte er dann jemanden das Leben retten. Hier war alles ruhig und alle waren vorsichtig. In den letzten 10 Jahren gab es keinen einzigen Autounfall. Keinen einzigen! Das war so gut wie unmöglich.

Er hatte auch schon alle Einwohner gesehen, schließlich war er schon ein paar Wochen hier und hatte sich in sämtliche Vereine angemeldet. In dieser winzigen Stadt waren es nicht viele. Mit seinen (auf der Erde) 17 Jahren war er in einem Fußballverein, in der Landjugend und in dem Chor. Als ehemaliger Himmelsbewohner konnte er gut singen und auch ein Instrument spielen. Gitarre hatte er sich ausgesucht. Etwas untypisches für Engel, aber er mochte es.

In der Schule hatte er sich natürlich auch schon angemeldet, wobei diese so naiv mit Erziehungsberechtigungen umgehen, dass er sie ganz einfach austricksen konnte. Auch dort trat er der Big Band, dem Chor, dem Fußballteam und der Schülerzeitung bei. Überall hörte er, wie engagiert er doch wäre und wie höflich. Die meisten anderen Schüler mochten ihn, aber es gab auch diejenigen, die die Nase hoch zogen, wenn er kam und ignorierten ihn. Genau wie einen anderen Schüler in der Klasse unter ihm.

Über diesen einen Schüler hat er schon besonders viel herausgefunden, denn der war ziemlich interessant. Er war so gut wie immer alleine, seine braunen kinnlangen Haare waren selten gemacht, aber alle zwei Tage frisch gewaschen. Dies ließ darauf schließen, dass er wenigstens etwas auf sein äußeres achtete. Er trug ausschließlich dunkle Kleidung und immer lange Ärmel, die ihm auch immer bis zum Handgelenk ging. Teilweise waren ihm die Sachen zu groß, aber dies störte an seinem Erscheinungsbild nicht. Er wirkte schüchtern, vielleicht sogar etwas ängstlich, wenn er einen mit seinen blauen Augen ansah. Er redete so gut wie nie und antwortete dem Lehrer nur in kurzen Sätzen, wie manche zu erzählen pflegten. Aber dennoch war er ein vorbildlicher Schüler. Er hatte immer seine Hausaufgaben, hatte immer gelernt, seine Sachen bereit. Er hat noch nie unentschuldigt gefehlt und war noch nie zu spät. Die Frage ist jetzt, was so besonders an ihm ist. Wenn man nicht genau hinsieht sah er aus wie jeder andere auch. Ein Junge, fast erwachsen mit Jeans und Pulli.

Aber wenn man ein wenig Ahnung hat, seine Gewohnheiten und Reaktionen auf verschiedene Varianten der Kommunikation und des Handelns beobachtete und weiß, was man fragen muss, um eine Antworten zu bekommen, merkt man, dass er es in sich hatte. Er hatte gemerkt, warum ihn das Ministerium (was sehr dem Nationalsozialismus oder dem Zuaberministerium aus Harry Potter gleicht) hier her geschickt hat.

Seine erste Begenung mit ihm war kurz, aber dennoch aufschlussreich. "Hey",begrüßte er den dunkelhaarigen Jungen freundlich. Dieser sah ihn nur kurz an und sah dann wieder auf den Boden. "Ist irgendwas?",fragte er dann. Er schüttelte nur den Kopf. Sein Seufzen ließ dein Jungen nochmal kurz aufsehen, aber dann drückte er sich an ihm vorbei. "Warte!" Der Blonde drehte sich blitzschnell um und joggte zu ihm. Seine federleichten Schritte hallten kaum in der schülerleeren Halle. Heute waren alle schon früher weg gegangen, weil das Wochenende begann und alle schnell nach Hause wollten. Nur der Junge nicht. Er würdigte den Blondschopf keines Blickes und fuhr seinen Weg fort bis er ihn an der Schulter packte. "Du, hör mal",begann der Größere erneut das Gespräch. Diesmal sah er ihn ängstlich an. "Warum bist du so?",fragte nun der Ältere erneut. "Wie denn?" Es waren die ersten Worte aus seinem Mund. "Naja, ängstlich, zweifelnd, oder so." Des Engels Strategie war es naiv zu spielen. So hatte er schon vieles geschafft und so würde er es diesmal auch schaffen. "Wüsste nicht, was dich das angeht, Maurice ",antwortete der Kleinere verachtend. "Woher weißt du meinen Namen?",fragte er überrascht. "Du bist beliebt",war seine monotone Antwort und ging einfach weiter.

Michael, wie der Braunhaarige hieß, hat ihn in eine Schublade eingeordnet, obwohl er keine Ahnung hatte, wie der Engel wirklich war. Nun war der Blonde auf dem Weg zu Michael, weil er ihn nochmal sprechen möchte. Was ihn dazu getrieben hatte ausgerechnet im Regen ohne Schirm loszulaufen, wusste er nicht. Denn dies war wahrscheinlich die schlechteste Idee, die er bisher hatte. Wegen dem Jüngeren ließ er sogar das Training ausfallen, was ihn nicht wirklich interessierte. An den Häusern suchte er nach den Nummern, um bei dem richtigen zu klingeln. Schnell hatte er diese auch gefunden und klingelte kurz. Während er wartete, sah er sich den Vorgarten an. Die 2 Quadratmeter große Grünfläche war bedeckt mit zwei Buchsbäumen und ein paar Dekosteinen. Ein Vogelhaus stand auch da, welches aber sinnlos war, weil kein Vogel jemals so nah an ein Haus rankommen werden. Plötzlich hörte er Schritte aus dem Haus, die sich der Tür näherten. Die Tür wurde aufgezogen und eine Frau mitte 40 stand im Türrahmen. "Hallo, ich bin Maurice. Ich war gerade spazieren, als es zu regnen begann und da ich ihren Sohn kenne, dachte ich, ich könnte vielleicht kurz zu ihm bis sich das Wetter gebessert hat",ratterte er seinen Text herunter. "Ähm aber natürlich, komm rein",meinte die Frau nett. "Micha, ein Freund",sie sah zweifelnd zu mir, woraufhin ich ihre Aussage mit einem nicken bestätigte, " ist hier. Willst du ihn nicht begrüßen?" Ich hörte schnelle Schritte, die sich der Treppe näherten, welche sich direkt neben der Tür befand. "Wer ist-",fing er an, brach aber ab als er mich sah. "Kümmer dich doch ein wenig um ihn. Ich muss arbeiten",flüsterte seine Mutter ihm zu. "Wann wirst du von deinen Eltern abgeholt?",fragte sie dann den Blonden. "Ich-Meine Eltern sind im Ausland. Sie haben dort ein Geschäftsreise",erklärte er. "Ach so. Na dann richte ich dir noch eine Matratze im Michas Zimmer her. Der Himmel sieht nichts so aus, als würde sich das Wetter bald ändern." Der Große nickte gehorsam und wendete sich an Michael. "Willst du einen Tee?",fragte dieser leise. "Ja danke, das wäre nett",antwortete Maurice nur. Die Inneneinrichtung war schlicht, aber dennoch heimisch. Viele Fotos hangen an den Wänden, unter anderem von Michael und scheinbar seinem großem Bruder. "Du gehst mit ihm in eine Klasse",meinte Micha, als dieser bemerkte, dass Maurice die Bilder betrachtete. "Aber er ist heute nicht da. Feiern, mit Freunden nach dem Training, wo du eigentlich auch sein solltest." "Ich bin lieber bei dir",meinte daraufhin der Blonde und lächelte gekonnt lieb. Michael verdrehte daraufhin die Augen. "Niemand ist lieber bei mir",murmelte er.

*2 months later*

"Michael wollte gerade zu dir gehen",erklärte seine Mutter dem Engel. Wo war er dann? Bei ihm war er nicht und zuhause auch nicht. Er war nicht an seinem Lieblingsplatz. "Ach so, dann müssen wir aneinander vorbeigeredet haben. Ich mache mich mal schnell auf den Weg nach Hause",meinte der Blonde und lief hektisch in die entgegebgesetzte Richtung, in die er nach Hause käme. "Ich weiß, wo er ist",sagte er in Gedanken. Bei jedem Spaziergang mit Micha betrachtete dieser die Brücke über den reißenden Fluss. Jedes einzelne mal.

In wenigen Augenblicken war Maurice bei dem Ort. Dort stand der Junge. Der besondere Junge. "Micha!",rief der Engel. "Verpiss dich. Du kannst mich nicht aufhalten",meinte er abweisend. "Hör mir nur kurz zu",bettelte der Blonde. Dataufhin sagte Micha nichts mehr und Maurice konnte beginnen.

"Ich bin ein Engel. Ich bin ein Engel, der auf die Erde geschickt wurde, um ein Leben zu retten, weil ich dort oben ziemliche Scheiße gebaut habe. Und dann wurde ich auf die Erde verbannt mit der Mission einen Menschen in diesem Kaff zu retten, was sich erst als unmöglich herausstellte. Aber sobald ich dich kennenlernte, wendete sich alles. Du brauchst Hilfe, die ich dir geben kann. Und ich brauche Hilfe, die du mir geben kannst. Also lass mich dich vom Geländer wegziehen und ich kann in Frieden im Himmel leben und du hier herunten",erklärte der Blonde. "Du lügst",meinte Micha. "Können normale Menschen das hier?" Der Engel schnipste mit den Fingern und große Schwingen erschienen auf seinem Rücken. Dabei war das schnipsen nur Show. Er konnte es auch ohne. Micha schien zu überlegen. Währenddessen streckte Maurice seine Flügel. Sie waren eingerostet, aber dennoch voll funktionstüchtig. "Ich will mit dir kommen",flehte er. "Du wirst irgendwann zu mir kommen und bis dahin verspreche ich dir, werde ich über dich wachen, jeden einzelnen Schritt, denn du bist besonders",versprach Maurice. "Ich will dich bei mir haben",schluchzte der Braunhaarige urplötzlich. Ohne zu denken machte Maurice mit seinen Flügeln einen Satz auf ihn zu und umschloss Micha mit seinen Armen und Schwingen. Sie umgaben Michael beschützend. "Ich liebe dich",hauchte der Engel. Dann löste er sich in Luft auf und schwebte gen Himmel.
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Ja, ich glaube, man merkt, dass ich das mit Er-Erzähler nicht so kann.

Wenn irgendwo "ich" steht, wo es nicht stehen sollte, tuts mir leid.

Oneshots | YouTuberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt