33 Herr Büttinger #Kürbistumor

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Du wirst nie etwas erreichen!

Wütend schlug ich mit dem Fuß gegen mein Bettgestell. Diese kleinen Dinger. Sie bringen mich noch um den Verstand. "Manu, Unterrichtsvorbereitung nicht vergessen!",rief Patrick aus der Küche. "Jaja, Paddy! Mach ich gleich." Ich drehte mich um und setzte mich auf meinen drehbarenden Schreibtischstuhl. Ich stützte meine Ellenbogen auf die Tischplatte und fuhr mir durch die Haare. Meine Brille rutschte ein wenig, woraufhin ich sie wieder mit einer Hand richtete. Im Augenwinkel sah ich die Adoptivtochter von Patrick. Sie lehnte am Türrahmen, aber ging ohne Worte wieder weg.

Warum tust du das?

Ich schnappte mir meine typische Lehrertasche und richtete meine Brille. Schon von weitem hörte ich Schüler lachen. Die kleineren rannten über den Pausenhof, wobei sie mich fast umrannten. "Hey, aufpassen!",rief ich ihnen zu. "Jaja, Herr Büttinger!",bekam ich als Antwort. Ich setzte meinen Weg fort. "Guten Morgen!",riefen mir meine Schüler zu, die mir auf dem Weg ins Lehrerzimmer entgegen kamen. Ich grüßte höflich zurück und beeilte mich in den Raum zu kommen. Ich musste noch Arbeitsblätter kopieren und ein wenig die Arbeit korrigieren. Schließlich hatte ich gerstern nichts mehr gemacht. "Ach Guten Morgen, Manuel",begrüßte mich ein Kollege. Ich schenkt ihm nur ein Lächeln und zwang mich an ihm vorbei an meinen Platz, wo ich meine Sachen ausbreitete.

Du verbaust dir damit nur deine Zukunft.

"Das gibt eine rießen Sauerei",flüsterte eine Stimme. Ich kannte diese. Es war eine Schülerin meiner Klasse. Die Stimme drang aus dem Zimmer von Paddy's Tochter. Ich sah durch einen kleinen Spalt zwischen Tür und Türrahmen in ihr Zimmer. Sie skypte mir ihrer besten Freundin. "Okay, dann nehmen wir eine Alternative. Einfach ganz fest drücken",meinte sie und zog sich eine Plastiktüte über den Kopf. Genauso wie ihre Freundin. "Lana?",fragte ich vorsichtig. Die Freundin kreischte kurz auf und Lana drehte sich blitzschnell zu mir um. "Du-Du bist schon zuhause? Ich dachte, du musst noch zur Theatergruppe. Wo du doch jetzt die Regie übernommen hast.",stotterte das Mädchen. "Lana, was wird das?",fragte ich ernst. "Neue Profilbilder. Für Sozial Media und so. Kennst du doch",meinte sie und grinste mich durch die Plastiktüte durch an. Ich sah sie mahnend an. Plötzlich begann ihre Freundin zu plappern:"Ich wollte das gar nicht. Sie hat mich mit reingezogen!" "Hey, das stimmt gar nicht. Du warst doch dejenige, die angefangen hat mit "ich bin doch so hässlich"!" "Ja, weil du rumgeheult hast, dass Lukas aus der Parallelklasse dich nie lieben wird!" "Man, Lu, du bist doch so blöd!",schrie sie und drückte das Fenster weg. In nur einer Sekunde lag sie weinen auf ihrem Bett. "Lana? Was ist los?",fragte ich fürsorglich. "Es ist alles so scheiße. Wissen Sie, äh weißt du eigentlich, wie schrecklich es ist ohne wirklich Eltern aufzuwachsen?" Ich hatte mich zu ihr gesetzt und in den Arm genommen. "Das ist bestimmt ein schreckliches Gefühl."

Versteh es doch!

"Sie wollte was!?",rief Paddy aufgebracht. "Manu! Warum erzählst du es ihm auch noch? Ich dachte, ich könnte dir vertrauen!",schrie Lana. "Er ist dein Vormund und deine Vertrauensperson. Ihr klärt das jetzt. Wenn ihr mich immer da miteinbezieht, fühlt es sich an, als wären wir ein schwules Paar mit adoptiertem Kind!",meinte ich genervt und stand auf. Ich schob meine Brille wieder hoch. Hinter mir hörte ich Lana schluchzen und Patrick versuchte sie zu beruhigen. Möglicherweise hatte ich falsch gehandelt, aber irgendwann hätte er es erfahren müssen. "Man, morgen kommen die vom Jugendamt und du kriegst nichts auf die Reihe. Willst du etwa, dass ich zurück ins Heim muss? Und das mit Manu wird auch nicht gut gehen. Ich wette mir dir, sie hält euch für schwul. Warum kann mein Leben nicht so perfekt sein, wie das von anderen!"

Wenn du so weiter machst, ist das die nächste Pflegefamilie, die dich zurückschickt.

"Paddy, wir müssen aufräumen!",befahl ich, als Lana schlief. Er nahm wieder einen Schluck von seiner Wodka-Flasche. Langsam riss mir der Geduldsfaden. "Hey, du hast doch kein Kind adoptiert, um es dann so hängen zu lassen. Jetzt reiß dich mal zusammen und benimm dich wie ein Erwachsener",befahl ich ihm. Daraufhin wollte er noch einen Schluck nehmen, aber ich riss ihm die Flasche aus der Hand. Ein kleiner Teil der Flüssigkeit landete auf dem Tisch. "Räum gegälligst auf!",sagte ich bedrohlich. "Du hilfst mir nicht, oder?",fragte Paddy traurig. Dieser Blick zerstörte einfach alles. "Nur weil morgen Samstag ist", lenkte ich ein und begann Bierdosen einzusammeln. Patrick begann mit den Kleidungsstücken. "Morgen wird das schon",meinte ich leise. "Wenn du meinst",murmelte er. "Alleinerziehende Väter kommen ja nie so gut an." "Und wennd du nicht alleinerziehend wärst?",fragte ich. "Wo willst du so schnell eine Frau herbekommen, die das freiwillig machen würde?",fragte er zurück. Bevor ich antwortete, schob ich die Brille hoch. "Wer hat denn von einer Frau geprochen?"

Oneshots | YouTuberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt